Regierungsrat setzt Schläpfer als BBZ-Rektor ab

Schaffhauser Nachrichten | 
3 Kommentare
Ernst Schläpfer ist nicht mehr Rektor am BBZ. Der Regierungsrat hat ihn entlassen und per sofort freigestellt. Bild: Michael Kessler

Ernst Schläpfer muss das Berufsbildungszentrum nach 26 Jahren verlassen. Der Regierungsrat hat den langjährigen Rektor entlassen.

Knall am BBZ: Wie der Regierungsrat am Mittwochmorgen mitteilt, hat er das Arbeitsverhältnis mit dem Rektor des Berufsbildungszentrums Schaffhausen (BBZ), Ernst Schläpfer, unter Einhaltung der ordentlichen Kündigungsfrist per 31. Januar 2020 aufgelöst und ihn von seinen Aufgaben freigestellt. Schläpfer habe gegenüber seinem Vorgesetzten Christian Amsler Verhaltensweisen an den Tag gelegt, die nicht akzeptiert werden könnten und «eine weitere Zusammenarbeit auf der Grundlage von gegenseitigem Respekt und Vertrauen schlichtweg ausschliessen». Die Leitung des BBZ werde bis zur Neubesetzung der Stelle durch den stellvertretenden Rektor und die Schulleitung sichergestellt.

Der Konflikt am BBZ schwelt schon seit längerem. Im vergangenen November wurde durch Regierungsrat Christian Amsler eine Untersuchungskommission eingesetzt. Diese sollte unter anderem die Führungskultur und das Arbeitsklima am BBZ untersuchen. Mit dem Ausgang dieser Untersuchung zeigten sich Amsler und seine Ratskollegen aber gar nicht zufrieden. Die Regierung kritisierte den Bericht der Subkommission über die Zustände am BBZ in einer Medienmitteilung als methodisch schwach. Zudem gebe es Anzeichen, wonach die Subkommission die Untersuchung nicht vollkommen neutral und unabhängig durchgeführt habe.

Mit Klage gedroht

Im Anschluss kam es offensichtlich zu einem Konflikt zwischen Schläpfer und Regierungsrat Amsler. Dabei hätte der ehemalige Schwingerkönig Schläpfer Verhaltensweisen an den Tag gelegt, die aus Sicht der Regierung  auf keinen Fall akzeptiert werden konnten. So schreibt die Regierung, dass Ernst Schläpfer seinem Vorgesetzten Christian Amsler unter anderem schriftlich vorgeworfen hätte, er verstosse «immer wieder gegen die Rechtsordnung». Weiter ist in der Medienmitteilung zu lesen, dass der Rektor des BBZ Amsler angedroht habe, ihn «einzuklagen» und ihn des Mobbings bezichtigt habe. Weiter wirft die Regierung Schläpfer auch vor, dass er die Weisungsbefugnis seines Chefs grundsätzlich in Frage gestellt habe. Er tat dies «indem er schriftlich behauptete <dass es kein einziges rechtsgültiges Dokument gibt, die meine Person direkt dir als Vorsteher des Erziehungsdepartementes unterstellt>. Insbesondere mit diesem Verhalten habe Ernst Schläpfer seine Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis klar verletzt. Dies stelle einen sachlichen Grund für die Auflösung des Arbeitsverhältnisses gemäss Personalgesetz dar. 

Noch vergangene Woche sagte der Anwalt des nun abgesägten Rektors gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten», Ziel sei eine Rehabilitation von Ernst Schläpfer. «Sollte der Regierungsrat eine einschneidende Massnahme beschliessen – bis zur Entlassung –, dann würden wir das absolut nicht akzeptieren», so Hans-Peter Sorg. Auch von einem möglichen Weiterzug bis vors Bundesgericht war die Rede. Ernst Schläpfer selbst akzeptierte seine sofortige Freistellung als BBZ-Rektor nicht. Auch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wolle er nicht hinnehmen, sagte er gegenüber Radio Munot. (daz/lex)

Ernst Landolt und Ernst Schläpfers Anwalt Hans-Peter Sorg äussern sich zu der Kündigung:

BBZ-Affäre: Das ist bisher geschehen

  • 27. Juni 2018 An einem Notenkonvent im BBZ kommt es zum Streit zwischen Rektor Ernst Schläpfer und einem Lehrer. Ein Schüler hatte an einer Prüfung gemogelt, der Lehrer hatte ihm dafür eine Note 1 erteilt - das war zu hart, findet Schläpfer.
  • 28. Juni 2018 Schläpfer schreibt eine Mail an alle BBZ-Lehrkräfte. Die Rede ist unter anderem von einer «beleidigten Leberwurst».
  • 30. November 2018 Inzwischen ist deutlich geworden, dass es am BBZ ein Krise gibt, die weit über die Frage der Notensetzung hinausgeht. Regierungsrat Christian Amsler setzt eine Untersuchungskommission unter der Leitung von Erwin Gfeller ein. Gfeller ist Leiter der Aufsichtskommission der Höheren Fachschule Schaffhausen HFS/BBZ. Gfeller soll neben den Streitigkeiten allgemein die Führungskultur und das Arbeitsklima am BBZ untersuchen.
  • 21. Januar 2019 Amsler beauftragt Barbara Tholen als externe Vertrauensperson ebenfalls mit einer Untersuchung über die Vorkommnisse am BBZ
  • 30. Januar - 15. Februar 2019 17 BBZ-Leute melden sich bei Barbara Tholen.
  • 6. Februar 2019 Gfeller sagt im SN-Interview, dass der Konflikt tiefer gehe: «Seit Längerem gibt es unterschwellig Kritik am rustikalen Führungsstil von Rektor Schläpfer.» Er schütze Schläpfer nicht, aber er sei «sehr froh, dass wir in der Person von Ernst Schläpfer jemanden haben, der etwas schultern kann.» 
  • 18. Februar 2019 Die Politik schaltet sich ein: Kantonsrätin Linda De Ventura (AL, Schaffhausen) stellt Fragen zur Untersuchung, will wissen, wie lange die Regierung schon vom Konflikt weiss und ob die Gfeller-Kommission wirklich neutral sei.
  • 5. März 2019 Die Regierung beantwortet die Anfrage. Sie erwarte «einen umfassenden und ungefilterten 360-Grad-Blick und eine unabhängige und objektive Beurteilung».
  • 14. - 18. März 2019 Die Gfeller-Kommission führt ihre Hearings durch, befragt insgesamt 19 Personen aus dem BBZ und auch Rektor Schläpfer.
  • 5. April 2019 Barbara Tholen reicht ihren Bericht ein.
  • 9. April 2019 Die Gfeller-Kommission reicht ihren Bericht ein.
  • 15. April 2019 Regierungsrat Amsler beauftragt Rechtsanwalt Florian Schneider aus Winterthur mit einer Analyse der Berichte Tholen und Gfeller und der Situation am BBZ.
  • 7. Mai 2019 Die Regierung weist den Gfeller-Bericht zurück. Die Kommission habe ihren Auftrag unzureichend erfüllt, zudem gebe es Anzeichen, dass die Untersuchung nicht vollkommen neutral und unabhängig durchgeführt worden sei.
  • 13. Mai 2019 Rechtsanwalt Schneider legt seinen Bericht vor. Gleichentags leitet die Regierung ein Personalverfahren gegen Ernst Schläpfer ein.
  • 15. Mai 2019 Die Gfeller-Kommission weist die Vorwürfe der Regierung zurück, spricht von «Desavouierung» und «Ehrverletzung».
  • 23. Mai 2019 Die Regierung veröffentlicht alle drei Berichte. (zge)

Kommentare (3)

support@schule-thayngen.ch Do 30.05.2019 - 19:32

Wo bitte ist da der Zusammenhang zum BBZ? Wir waren in Hallau und es ist keine Baustelle.

Erwin Leu Mi 29.05.2019 - 21:24

Leider gibt es die nächste Baustelle von Regierungsrat Amsler. Wie immer hat er keinerlei Schuld am Geschehen. Die Macht kann er gegen Herr Schläpfer ausspielen weil er am längeren Hebel sitzt. Aber es gibt demnächst Wahlen und es wäre keine Überraschung wenn dann die Rechnung nicht aufgehen wird.

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren