Hochriskantes Flugverhalten brachte Ju-52 zum Absturz

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Am 4. August 2018 zerschellte eine Ju-52 am Piz Segnas bei Flims. Alle 20 Passagiere kamen dabei ums Leben. Nun ist ein Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust über den Unfallhergang veröffentlicht worden. Daraus geht hervor, dass der Absturz auf einen Fehler der beiden Piloten zurückzuführen ist. Dies wurde bereits in einem vorläufigen Bericht vermutet.

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Piloten das Flugzeug in geringer Höhe, ohne Möglichkeit für einen alternativen Flugweg und mit einer für diese Verhältnisse gefährlich tiefen Geschwindigkeit, in das enge Tal südwestlich des Piz Segnas steuerten. In diesem Tal durchflog das Flugzeug Turbulenzen, wie sie im Gebirge in Geländenähe stets zu erwarten sind. Diese hochriskante Flugführung bewirkte, dass die Piloten in diesen nicht aussergewöhnlichen Turbulenzen die Kontrolle über das Flugzeug verloren und für ein Abfangen des Flugzeuges zu wenig Raum zur Verfügung stand. Als Folge davon stürzte das Flugzeug nahezu senkrecht zu Boden.

Flugunternehmen Ju-Air massgeblich mitverantwortlich

Neben der Hauptursache, die dem riskanten Flugverhalten der Piloten zuzuschreiben ist, wird im Schlussbericht noch von einer «Vielzahl unterschiedlicher Faktoren» geschrieben, die ebenfalls zum Unfall geführt haben. So trugen auch Unterlassungen im Flugbetriebsunternehmen Ju-Air und Vorgänge bei der Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) dazu bei, dass ein solcher Unfall entstehen konnte. Die Sust stellt in ihrem Bericht beispielsweise fest, dass sich der Schwerpunkt des Flugzeuges während des Unfallfluges zu weit hinten befand. Diese gefährliche Situation war durch eine mangelhafte Flugvorbereitung und durch Fehler in einer Software von Ju-Air zustande gekommen. Zudem geht hervor, dass sich die Piloten des Unfallfluges und auch andere Piloten von Ju-Air offenbar daran gewöhnt hatten, Regeln für einen sicheren Flugbetrieb nicht einzuhalten und auch bei Flügen mit Passagieren hohe Risiken einzugehen.

Der Flugzeugabsturz vom 4. August 2018 hätte also verhindert werden können, wenn das Flugbetriebsunternehmen Ju-Air mögliche Risiken frühzeitig erkannt und eliminiert hätte. Denn das Flugbetriebsunternehmen verhinderte Regelbrüche der Piloten nicht. Auch waren laut Schlussbericht verschiedene Voraussetzungen, die für gewerblichen Luftverkehrsbetrieb mit Passagieren ein hohes Mass an Sicherheit gewährleisten sollen, seit längerer Zeit nicht erfüllt. (eku)

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