Das Debüt beim Spitzenspiel in Genf

Heute ist es so weit: Boris Smiljanic, der neue Trainer des Challenge-League-Leaders FC Schaffhausen, führt sein Team erstmals in ein Ligaspiel. Gegner ist Aufstiegsanwärter Servette Genf – wie der FCS noch unbesiegt in der neuen Saison.
«Für mich ist die Partie speziell»
Am Sonntag kommt der FC Schaffhausen nach Genf. Sie haben eine überragende Rückrunde mit dem FCS gespielt, jetzt sind Sie in Genf. Für Sie ein normales Spiel?
Steven Lang: Nein, überhaupt nicht. Ich habe dem FC Schaffhausen viel zu verdanken und immer noch Kontakt zu einigen Spielern. Für mich ist die Partie am Sonntag speziell.
Wie haben Sie sich in Genf eingelebt, und welche Zielsetzung hat Ihr Club?
Ich habe mich bestens eingelebt. Die Mannschaft ist gut. Ich spiele eine neue Position im Mittelfeld und fühle mich dort pudelwohl, auch wenn ich noch kein Tor erzielt habe. Es läuft gut, der Club hat Ambitionen. Unser Ziel ist der Aufstieg.
Der FCS kommt als Leader und mit Boris Smiljanic als neuem Trainer. Was für eine Partie erwarten Sie?
Es wird eine schwierige Partie für uns, Schaffhausen zählt zu den Top 3 der Liga und ist derzeit wohl das stärkste Team in der Meisterschaft. Wir wollen aber dagegenhalten und punkten. Schauen wir einmal, ob uns das gelingt und was am Sonntag passiert.
Hat Servette die Qualität und das Potenzial, um am Ende der Meisterschaft die Rückkehr in die Super League zu erreichen?
Wir werden es versuchen. Jetzt ist es noch zu früh, um sich damit zu befassen. Nach dem Spiel gegen den FCS und dann in Neuenburg wissen wir besser, wo wir fussballerisch stehen. Aber die Saison ist lang, da kann noch vieles passieren.
Was bringt der Mannschaft mehr? Erst am Spieltag losfahren oder einen Tag früher zur Akklimatisierung anreisen? Der neue FCS-Trainer Boris Smiljanic hat in seinen über 400 Spielen in der höchsten Schweizer Liga schon alles erlebt. «Wir werden am Sonntag nach Genf reisen», sagt der 40-jährige Trainer, der dem zu GC gewechselten Murat Yakin nachfolgt. Natürlich gibt es auch Argumente, einen Tag früher anzureisen. Ein Trainer kann dann noch besser spüren, wie die Spieler drauf sind, kann Gespräche führen und sich vor Ort mit den Rahmenbedingungen befassen. Doch Smiljanic weiss, dass manche Spieler eine derart lange Einstimmung auf den Ernstkampf bereits als Stress empfinden.
Die Kosten nicht vergessen
«Ich sehe das auch aus finanzieller Sicht. Einen Tag früher anzureisen, kostet halt auch sehr viel Geld», sagt er, der wie ein Clubmanager denkt. Die gesparten Gelder könne man an anderer Stelle sinnvoller einsetzen, weiss der ehemalige Trainer der U 21 des Grasshoppers Club. Darum wird er mit seinem Staff am Sonntag um zehn Uhr Richtung Westschweiz abreisen. Unterwegs wird gemeinsam Mittag gegessen. Um 16.00 Uhr läuft man ins Stade de Génève ein. Smiljanic wird erstmals eine Mannschaft in der Challenge League als Chef führen. «Mir gefällt die Ausgangslage, auch wenn sie speziell ist», hat Smiljanic gesagt. Das Ziel für sein Debüt in der zweithöchsten Schweizer Liga übernimmt er dabei von seinem Vorgänger Murat Yakin. Der hinterlässt seinem ehemaligen Mitspieler eine grosse Hypothek. Yakin hat die ersten sechs Spiele allesamt gewonnen. Für Smiljanic ist das kein Problem, dass die Erwartungshaltung an ihn und der Druck entsprechend gross sein werden. «Ich liebe das», hat er verraten. Dieser sportliche Ehrgeiz zeichnet Boris Smiljanic auch aus und treibt ihn an. Darum ist zu erwarten, dass sein Team bei Servette Genf unter dem Motto «Achtung – fertig – los!» antreten wird. Die Spieler sollen wie in den ersten sechs Runden weiterhin unbeschwert aufspielen.
Ansatzpunkte entdeckt
Der dreifache Schweizer Internationale hat seine Schützlinge bestens auf die grosse Aufgabe bei Servette Genf eingestimmt und für das Duell mit dem 17-fachen Schweizer Meister und 7-fachen Cupsieger motiviert. Die Profis wurden mit Videosequenzen auf ihre Arbeit während der Partie vorbereitet. Ebenso hat Smiljanic aufgrund seiner Analysen mit der Mannschaft Spielsituationen eintrainiert. «Das ist die tägliche Arbeit eines Profitrainers», sagt Smiljanic, der seine taktischen Vorgaben aufgrund dieser Erkenntnisse erteilt. «Ich habe schon einige interessante Ansätze entdeckt, wie man Servette beikommen kann», sagt der FCS-Trainer, ohne ins Detail gehen zu wollen. Speziell wird er seine Abwehrspieler um Captain André Luis Neitzke schulen. «Individuelle taktische Verhaltensweisen» wird der ehemalige Innenverteidiger seinen eigenen Spielern einzuimpfen versuchen. Der Gegner aus der Westschweiz ist ein grosses Kaliber mit hohen Zielen. Club und Spieler wollen in die Super League zurückkehren. Vom Kader her präsentiert sich Servette bereits Super-League-tauglich. 28 Spieler umfasst das Team von Trainer Meho Kodro. Darunter bekannte Leute wie die Stürmer Alphonse oder Sebastién Wüthrich, der bereits vier Saisontore erzielt hat. Vor allem wird man im Lager der Gäste auf den Spieler mit der Trikotnummer 25 achten. Den kennt man beim FC Schaffhausen bestens. Es ist der letztjährige FCS-Stürmer Steven Lang, der in 17 Einsätzen 14 Tore für die Mannschaft von Murat Yakin erzielte und mit seiner Präsenz und seinem Vorwärtsdrang einer der Garanten für den Höhenflug in der Rückrunde war, als der FCS vom letzten Platz auf Platz 4 in der Liga stürmte und dabei sogar besser als Super-League-Rückkehrer FC Zürich war.
Pribanovic erstmals im Einsatz
Doch das ist bereits Geschichte und interessiert heute niemanden mehr. Von Interesse ist es allerdings, wie die FCS-Spieler die qualitativ starke Servette-Offensive stoppen wollen und sich gleichzeitig gegen die routinierten Abwehrspieler der Grenats durchsetzen wollen. Personell muss Smiljanic auf das Verletzungspech seiner Keeper reagieren. Nikolic und Matic fehlen, jetzt muss Predrag Probanovic ran. Insider wissen, dass der Keeper, der in Aarau und Biel schon Challenge-League-Luft geschnuppert hat, mehr als ein Ersatz für die Fehlenden ist.
«Wir werden uns auf keinen Fall verstecken, sondern versuchen, mutig mitzuhalten», sagt der Trainer, der selbstbewusste Spieler für sein eigenes Debüt in der zweithöchsten Liga der Schweiz sehen möchte. Mit einem Erfolg würde Boris Smiljanic zeigen, dass er bereit und in der Lage ist, den von Yakin aufgegleisten Schaffhauser Erfolgsweg weiterzuführen. Das würde auch seinem Lebensmotto entsprechen, das da lautet: «überall etwas bewegen». Die Chance ist auf jeden Fall da. Ob am Ende der jetzige Platz behalten werden kann, muss sich zeigen, weil erst nach 36 Runden abgerechnet wird.
Für alle, die das Geschehen hautnah mitverfolgen wollen, richten die SN einen Liveticker auf www.shn.ch ein.