So schlottert Auswanderer-Familie Volk in Kanada

Ralph Denzel | 
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Sie denken, es ist derzeit kalt? Fragen Sie doch mal die Benkener Auswandererfamilie Volk, die seit drei Jahren in Kanada lebt. Dort sind seit Wochen -25 Grad keine Seltenheit.

Die Schweiz bibbert unter eisigen Temperaturen. In Schaffhausen hatte es am Dienstag um 12 Uhr zwischen -6 und -7 Grad. Die Menschen, die sich vor die Tür trauen, erinnern mit ihren unzähligen Schichten Kleidung an ein Michelin-Männchen, haben dicke Wollmützen tief ins Gesicht gezogen und versuchen so schnell wie möglich wieder aus den arktischen Temperaturen rauszukommen.

-6 Grad? Über solche frostigen Werte kann die Auswandererfamilie Volk in Kanada nur müde schmunzeln. «Sowas bezeichnen wir hier als mild», lacht Simone Volk, die mit ihrem Mann und Sohn Gion im August 2015 nach Kanada auswanderte. «Die letzten Wochen waren -20 Grad an der Tagesordnung.»

Ein paar Meter Schnee im Holzschlag

Die Familie, die ein Holzverarbeitungsunternehmen im Örtchen Clearwater gegründet hat, kämpft aber nicht nur mit der Kälte: Vor allem der damit einhergehende, massive Schneefall macht  den Volks und ihrem Unternehmen «Volkstrans – Canada Ltd.» zu schaffen. «Bei den eisigen Temperaturen und dem ganzen Schnee ist es viel schwerer zu arbeiten», erklärt Christian Volk. «Manchmal müssen wir die Maschinen am Morgen erst freischaufeln, ehe wir fahren können.» Dafür geht viel Zeit verloren, die später wieder reingeholt werden muss. «Manchmal, wenn wir auf einem Berg arbeiten, liegen dort gut zwei Meter Schnee und mehr.» Die Maschinen schaffen das - der Mensch hat dort eher Probleme, wie Christian Volk weiter erklärt.

Das Wetter, welches derzeit in Clearwater herrscht, ist sogar für eingesessene Kanadier eine Herausforderung. «Gefährlich wird es, wenn der Schnee antaut – dann sind manche Strassen kaum mehr befahrbar, weil sie eine einzige Eisbahn sind», sagen die Volks. Ausserdem könne es wegen des starken Schneefalls auch vereinzelt zu Stromausfällen kommen. Da die Häuser in Clearwater sehr verteilt stehen, werden viele mit Oberleitungen versorgt. «Wenn dann der Strom weg ist, ist es schwierig für diese Leute.»

Kanadier sind pragmatisch

Wie arrangiert man sich mit dieser Kälte? «Es gibt eigentlich nur eines: Ganz warm anziehen!» Dazu gehören mehre lagen Kleider und dicke Winterjacken. «Irgendwann gewöhnt man sich dann auch an diese Temperaturen.»

Überhaupt ist das kanadische Verhältnis zu den Temperaturen ein ganz anderes als das, welches man von der Heimat kennt, sagt Simone Volk: «Wenn es so kalt ist, ziehen Kanadier einfach einen Puli mehr an – sich einschränken wollen sie sich deswegen nicht.» Sohn Gion freut sich hingegen über die weisse Pracht und auch die Kälte macht ihm eher weniger aus. «Er fühlt sich pudelwohl.» Vor allem, weil er in dieser Zeit auch seinem Hobby nachgehen kann: Er ist begeisterter Skilangläufer geworden, seit er mit seinen Eltern nach Kanada gegangen ist. Zudem ist er in dieser Disziplin auch erfolgreich: So hat er erst letzte Woche einen Cross-Skiing-Wettbewerb im Nachbarort Blue River gewonnen.

Aber auch der Rest der Familie arrangiert sich immer mehr mit dem Schnee und der Kälte. Vater Christian Volk hat seine Leidenschaft für das Schneemobilfahren entdeckt, welche er ebenfalls mit Sohn Gion teilt. Aber auch der eigene Skiberg in Clearwater, den die Familie regelmässig an Wochenenden besucht, ist für die Exil-Benkener ein schöner Ort, um die Kälte mit Sport und Spass zu vertreiben.

Die Familie ist voll angekommen in der neuen Heimat – und will auch trotz aller Widrigkeiten nicht wieder zurück in die Schweiz. Dass sie das allerdings doch irgendwann muss, ist aber dennoch möglich: So haben die Volks zwar mittlerweile ihr Arbeitsvisum bis 2019 verlängert bekommen, auf ihre permanente Aufenthaltsbewilligung warten sie allerdings immer noch: «Der derzeitige Antrag hat eine Bearbeitungsdauer von 18 Monaten», seufzt Simone Volk, wenn man sie darauf anspricht.

Man kann ihnen wünschen, dass sie auch noch weitere Winter in ihrer neuen Heimat geniessen können – vielleicht dann aber nicht ganz so kalt wie derzeit.

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