Gratis-Tampons und Binden an den Schulen sorgen für Diskussionen

Jurga Wüger | 
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Gratis-Menstruationsartikel an den Schulen sorgen für Zündstoff. Bild: Melanie Duchene

Die Stadt hat in allen Schulhäusern die Mädchentoiletten mit Dispensern für Damenhygieneprodukte ausgerüstet. SVP-Grossstadtrat Mariano Fioretti kritisiert diesen Entscheid und spricht von unsachgemässem Umgang mit Tampons und Co. Kathrin Menk, Bereichsleitung Bildung, hält dagegen.

Vor sechs Monaten hat die Stadt Schaffhausen ein Pilotprojekt gestartet und in allen Schulhäusern alle Mädchentoiletten mit Dispensern für Damenhygieneprodukte ausgerüstet. Dieser Entscheid basiert auf einem Postulat der SP-Grossstadträtin Livia Munz. Sie forderte Gratis-Damenhygieneartikel an Schaffhauser Schulen mit der Begründung, die Scham über die Menstruation müsse überwunden werden. Dazu müsse man bei den jungen Leuten ansetzen. Mit 16 zu 13 Stimmen wurde ihr Postulat schliesslich überwiesen.

Konkret hat das Facility-Management nun 75 Dispenser und 145 Abfallbehälter an die Schulen ausgeliefert und rund 30'000 Tampons und 20'000 Binden verteilen lassen.

Mehraufwand für Hauswarte

Letzte Woche im Grossen Stadtrat erstattete SVP-Grossstadtrat Mariano Fioretti Bericht aus den Schulen. Die Dispenser würden derart missbraucht, dass man Sanktionen definieren musste. Die Damenhygieneartikel würden an den Fenstern kleben und herumgeschmissen. «Es funktioniert nicht, weil es gratis ist», sagt er. Ein möglicher Lösungsansatz wären Jetons, so Fioretti. «Ich bin nicht gegen diese Artikel in der Schule, aber ich habe davor gewarnt, dass damit Unfug getrieben wird. Es werden auch Toiletten stark verschmutzt und verstopft, was einen grossen Mehraufwand für unsere Hauswarte bedeutet. Das löst bei ihnen verständlichen Ärger aus.»

«Ich bin nicht gegen diese Artikel in der Schule, aber ich habe davor gewarnt, dass damit Unfug getrieben wird.»

Mariano Fioretti, SVP-Grossstadtrat

Eine Nachfrage bei Kathrin Menk, Bereichsleitung Bildung, zeichnet ein weicheres Bild. «In unseren Schulen werden die Damenhygieneprodukte sehr geschätzt», sagt sie und fügt hinzu: «Es gab in den letzten sechs Monaten nur vereinzelt Meldungen, dass diese Produkte zweckentfremdet wurden. Hierzu haben wir gemeinsam mit dem Facility-Management geklärt, was in solchen Fällen zu tun ist. Wichtig für uns: Die Dispenser bleiben auf jeden Fall erhalten, und die Schülerinnen sollen jederzeit Zugang zu Damenhygieneartikeln haben.»

«Alles ist haltbar und handelbar»

Ein weiterer Kritikpunkt, den Mariano Fioretti ins Feld führt, ist die Grösse der Tampons. Ihn hätten Meldungen erreicht, dass diese eine falsche Grösse hätten. «Die Kinder können diese gar nicht benutzen. Und wir haben wahrscheinlich eine Garage voll davon.» Eine Verschwendung, findet Fioretti.

«Die Dispenser bleiben auf jeden Fall erhalten, und die Schülerinnen sollen jederzeit Zugang zu Damenhygieneartikeln haben.»

Kathrin Menk, Bereichsleitung Bildung, Stadt Schaffhausen

Kathrin Menk hält auch in diesem Punkt dagegen. «Wir haben keine Kenntnisse, dass die Tampons zu gross wären. In den Primarschulhäusern werden eher Binden eingesetzt und weniger Tampons», sagt sie. Eine punktuelle SN-Umfrage bei den Schülerinnen zeigt, dass die Mädchen «froh» sind um Tampons und Co. Dass die Dispenser oft leer sind, hat sich bei dieser Umfrage allerdings bestätigt. Madeleine Führer, Vorsteherin Schulhaus Emmersberg, begrüsst die Dispenser in der Schule. «Es hat hier und da Unfug gegeben, aber im normalen Ausmass», sagt sie. Es sei für die Hauswartsperson nicht lustig, so Führer, wenn Tampons im WC landen.

So etwas passiere aber nicht täglich. «Alles ist haltbar und handelbar», so Führer. Und sollte der Dispenser leer sein, können die Mädchen auf der Schulinsel weitere Hygieneartikel bei der Lehrperson holen. Zudem werden die Kinder auf das Thema sensibilisiert.

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