Ein Ja zu Gratis-Tampons an Schulen

Elena Stojkova | 
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3 Kommentare
Sollen auf städtischen Schultoiletten künftig angeboten werden: Slipeinlagen und Tampons. Bild: Pexels

Der Grosse Stadtrat hat entschieden: Städtische Schulen sollen auf den Mädchentoiletten gratis Binden und Tampons zur Verfügung stellen können. Kritische Stimmen aber gab es einige.

«Als 13-jähriges Mädchen hätte auch ich nicht den Mut gehabt, vom Staat gratis Damenhygieneartikel zu fordern», sagte Livia Munz (SP) am Dienstagabend im Grossen Stadtrat. «Nun aber habe ich den Mut und die Weitsicht.»

Mit ihrem Postulat wollte sie erreichen, dass in Mädchentoiletten städtischer Schulen gratis Binden und Tampons zur Verfügung gestellt werden. Es gehe darum, den jungen Frauen zu zeigen, dass die Periode zum Frausein dazugehöre. Man müsse deren Enttabuisierung vorantreiben. Nicht selten würden Mädchen von ihren Tagen überrascht und wären froh um Hygieneartikel im WC, sagte Munz. «Wenn man die Artikel in den Schultoiletten deponiert, muss man die Klasse, Mädchen wie Buben, darüber informieren.» Wichtig sei es, über dieses Thema in der Schule aufzuklären. «Mädchen entscheiden nicht, dass sie monatlich bluten wollen.» Sie bräuchten Damenhygieneartikel mehrere Tage im Monat genauso selbstverständlich wie das Toilettenpapier.

Baureferentin Katrin Bernath (GLP) führte Beispiele verschiedener Städte und Kantone an, die gratis Damenhygieneartikel an Schulen bereits anbieten. «Die Erfahrungen sind gut, die Befürchtungen, dass die Artikel überall in den Schulhäusern herumliegen würden, unbegründet.» Der Stadtrat war bereit, das Postulat entgegenzunehmen. Verpflichten will er die Schulen zum Anbieten der Artikel aber nicht, sondern ihnen die Möglichkeit bieten, diese beim Städtischen Facility Management zu bestellen. «Wir möchten es den Schulen überlassen, wie sie die kostenlose Bereitstellung umsetzen möchten.» Zu einem späteren Zeitpunkt solle die Nutzung des Angebots dann ausgewertet werden.

«Nicht Aufgabe des Staates»

Bei diesem Postulat gebe es nichts zu diskutieren, sagte Christian Ranft (AL). Das Angebot sollte längst selbstverständlich sein. «Es geht nicht darum, ob wir uns das leisten können, denn das können wir, sondern darum, ob wir uns das leisten wollen.»

Die FDP-Fraktion hingegen war der Meinung, dass es nicht Aufgabe des Staates sei, Damenhygieneartikel zur Verfügung zu stellen. Die Mens gehöre in den Sexualkundeunterricht, sagte Nicole Herren und war der Meinung, dass Mädchen bei diesem Thema eine gewisse Eigenverantwortung bräuchten. «Wer soll ihnen die Artikel denn nach der Schule zur Verfügung stellen? Der Lehrbetrieb? Die Uni?» Schon heute bekämen Schülerinnen die Artikel im Notfall im Lehrerzimmer. «Es ist völlig unnötig, diese gratis und in Mengen auf der Toilette zur Verfügung zu stellen.»

Sandra Schöpfer (EDU) sah bereits die verstopften WCs vor sich. Es gehöre zur Lebensschule, im Notfall nach einer Binde oder einem Tampon fragen zu müssen. «Wenn man die Artikel einmal vergisst, wird man danach eher daran denken.» Das Thema, fand sie, solle Privatsache bleiben.

Es sei zu bedenken, dass es sich um Kinder handle, die diese Produkte brauchen, sagte Christoph Hak (GLP). Immer früher bekämen Mädchen ihre Periode, Lehrerinnen müssten mit ihrem privaten Material aushelfen. «Pech für die Mädchen, die einen der wenigen Primarlehrer haben.» Wenn überhaupt, fragen Schülerinnen dreimal pro Jahr nach einem Damenhygieneartikel, sagte Mariano Fioretti (SVP), der sich als Stadtschulrat in Schulen danach erkundigt hatte. «Es gibt keinen Bedarf.»

Wie der Stadtrat das Postulat umsetzen wolle, überlasse sie ihm, sagte Munz. Eine freiwillige Bereitstellung mache in ihren Augen jedoch keinen Sinn. «In jeder Schule sind etwa 50 Prozent Mädchen. Und sie menstruieren.» Mit 16 zu 13 Stimmen wurde ihr Postulat schliesslich überwiesen.

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Kommentare (3)

Erwin Müller Mi 15.12.2021 - 17:42

@ hoefli@schoenbuehl-sh.ch:
Also mir ist das noch nie passiert ;-)

Ernsthaft:
Tolle Sache, wie man sich im Stadtrat für die aktuell wirklichen Probleme einsetzt. Endlich einmal etwas für die "notleidenden" Jungen.

Apropos notleidend: Vielleicht setzt sich irgend eine stadträtliche Person einmal für mehr und saubere öffentliche WC-Anlagen auf dem Stadtgebiet ein. In dieser Frage befinden wir uns nämlich auf Steinzeitniveau.
Für die einen Menschen teilweise weniger ein Problem, die Pinkeln einfach in die nächste Rabatte von Grün SH. Ich kann mir aber vorstellen, dass diese Unnot für die anders geformte Menschenhälfte ein echtes Problem sein könnte? Also denn, wer von Euch Stadtratspersonen wagt sich an diese Sache?

hoefli@schoenbuehl-sh.ch Mi 15.12.2021 - 16:11

Schön das man es anbietet, wem ist es nicht auch schon passiert das gerade an diesem Tag man die Binde nicht dabei hat??

hoefli@schoenbuehl-sh.ch Mi 15.12.2021 - 16:11

Schön das man es anbietet, wem ist es nicht auch schon passiert das gerade an diesem Tag man die Binde nicht dabei hat??

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