Der Christbaum auf dem Froni im Kreuzfeuer der Kritik

Zu schmal, zu zerzaust, ein «Krüppeli»: Auf Facebook lassen einige Schaffhauser keine gute Nadel am Tannenbaum auf dem Fronwagplatz. Dabei ist er wohl der höchste, der dort je aufgestellt wurde.
Der Countdown läuft - noch genau 33 Tage bis Weihnachten. Die ersten Vorboten der Adventszeit sind bereits in Schaffhausen eingetroffen: Schaufenster und Läden sind winterlich dekoriert, frierende Hände umklammern Glühweinbecher und die Weihnachtsbeleuchtung in der Altstadt ist bereits aufgehängt. Am morgigen Freitag um 19 Uhr werden die 5593 LED-Lämpchen zum ersten Mal leuchten. Dann wird auch der grosse Weihnachtsbaum auf dem Fronwagplatz wieder in weihnachtlichem Glanz erstrahlen.
Privater Baum von der Steigstrasse
Doch ganz so besinnlich wie es eigentlich sein könnte, ist es nicht. Gerade der Christbaum sorgt für Diskussionen unter den Schaffhausern. In der Facebook-Gruppe «Du bist ein Schaffhauser/in, wenn...» wird scharf gegen den Baum geschossen. Als «Narrenbaum», «eine Mischung zwischen Tannenbaum und Laternenpfahl», «nicht typisch Christbaum», «Zahnstocher» oder «Chrüppeli» wird er betitelt. Ein User meint, der Baum sehe sogar «noch schlimmer» aus als im letzten Jahr, ein zweiter macht sich Sorgen darüber, was die Touristen wohl sagen werden und ein dritter hat seine ganz eigene Theorie: «Ich glaube, dass die Schaffhauser einfach jedes Jahr einem ganz krüppeligen Baum die Chance geben wollen, gross rauszukommen.»
Ausgesucht hat den Baum André Moritz, Abteilungsleiter Wald bei Grün Schaffhausen. Er bekommt während des Jahres jeweils zahlreiche Angebote von Privaten, die eine störende Tanne in ihrem Garten gerne als Weihnachtsbaum zur Verfügung stellen würden. Diese werden dann vor Ort begutachtet - die schönste wird gefällt und auf den Froni transportiert. Erst einmal musste Moritz bis anhin eine Tanne aus dem Wald holen, sonst stammen sie immer von Schaffhauser Einwohnern. Die diesjährige Serbische Fichte etwa stand bis vor Kurzem noch an der Steigstrasse.
«Lasst das arme Bäumchen in Ruhe»
Bereits der letztjährige Baum war vielen Schaffhausern zu schmal. «Aber die diesjährige Tanne ist, wie ich finde, ein sehr schönes Exemplar», sagte Moritz erst vergangene Woche gegenüber den SN. Zu dieser Meinung steht er auch heute noch. Von der Kritik habe er zwar gehört, zu Herzen nehme er sie sich aber nicht gross. «Man kann es nie allen recht machen», sagt Moritz. Er könne die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Klar sei der Baum schmal, aber so seien alle Serbischen Fichten gewachsen. Und warum hat der Baum nicht nur eine Spitze sondern gleich drei? «Das ist halt Natur. Will man einen perfekten Baum, muss man einen aus Plastik aufstellen.» Zudem dürfe die Tanne aus Transportgründen nicht zu breit sein. Die Gassen in der Altstadt seien eng, immer wieder stehe ein Lieferwagen im Weg. «Als es in einem vorherigen Jahr bei der UBS eine Baustelle hatte, brauchten wird sage und schreibe eine halbe Stunde nur um die Schwertstrasse runterzufahren», erinnert sich Moritz.

Zu Hause stellt Moritz übrigens seit Jahren keinen Christbaum mehr auf. «Das mache ich nicht mehr mit, ich habe die Nase voll von Christbäumen», meint er. Er glaubt aber, dass sich die Schaffhauser wieder versöhnt zeigen werden, wenn erst die Lichter am Baum brennen. Und auch bereits jetzt habe er positive Rückmeldungen für die Fichte bekommen. Und tatsächlich: Auch auf Facebook haben einige Erbarmen mit dem Tannenbaum. «Ich finde die Tanne super. Schön, dass jedes Jahr ein Baum aufgestellt wird», «Hauptsache motzen, sucht doch beim nächsten Mal selbst eine aus» oder «Lasst doch das arme Bäumchen in Ruhe» , heisst es da etwa. Apropos «Bäumchen»: «Vielleicht ist er schmal - aber der höchste, an den ich mich erinnern kann», sagt André Moritz.