Juso und Freisinn: Konträre Ansichten zur Sicherheit

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Die «SN», Radio Munot und das Schaffhauser Fernsehen haben gemeinsam alle Schaffhauser Nationalratskandidierenden eingeladen. Die Aufzeichnungen finden Sie auch online unter «www.shn.ch». In der gedruckten Version der Zeitung publizieren wir jeweils einen Teil des Gesprächs.

Welche Form der Schweizer Neutralität erachten Sie als zeitgemäss?

Leonie Altorfer: Ich halte wenig von dem Getue, als sei die Neutralität ein Naturgesetz. Sie soll sich der Situation anpassen, so wie schon immer in der Geschichte. Ich möchte eine Schweiz, die sich als Anwältin für die Wahrung des Völkerrechts einsetzt. Alles andere wäre unfair der Ukraine gegenüber, die nach wie vor einem Angriffskrieg Russlands ausgesetzt ist.

Leonie Altorfer

Alter: 19

Wohnort: Schaffhausen

Motivation für die Kandidatur: «Ich wünsche mir eine gerechtere, solidarischere Schweiz und mehr junge und linke Stimmen in Bundesbern.»

Leonie Altorfer (Juso): Cybersecurity statt Waffen. Bild: zVg

Sehen Sie das ähnlich?

Yves Collet: Die Schweiz muss sich der Gegenwart anpassen können, da gehe ich einig. Vor allem, wenn es um Wirtschaftssanktionen gegen Russland geht. Politisch müssen wir aber schon aufpassen, dass wir uns nicht zu fest auf eine Seite lehnen. Das würde die Rolle der Schweiz als potenzielle Vermittlerin in einer Friedenslösung diskreditieren.

Yves Collet

Alter: 36

Wohnort: Schaffhausen

Motivation: «Ich trete ein für ein einfaches Steuersystem, für eine kryptofreundliche Regulierung, eine pragmatische Stromdiskussion und eine starke Armee.»

FDP-Mann Yves Collet möchte eine moderne Schweizer Armee.

Um ihre Verteidigungsfähigkeit herzustellen, bräuchte die Schweizer Armee laut ihrem Chef rund 13 Milliarden Franken. Soll man ihr dieses Geld geben?

Collet: Absolut. Damit die Armee ihren Kernauftrag wahrnehmen kann, nämlich die Sicherung der Landesgrenzen, braucht es eine Aufstockung und modernere Waffensysteme. Es ist wie bei der Formel 1: Nur die besttechnologisierte Armee wird sich behaupten können. Und wir treten in vielerlei Hinsicht mit einem Oldtimer an.

Altorfer: Das sehe ich natürlich anders. Wie realistisch ist denn eine Kriegssituation für unser Land? ich würde eher in Cyberabwehr investieren als in Waffensysteme, da sind wir ziemlich im Hintertreffen. Das haben einige Angriffe in letzter Zeit gezeigt.

Andere neutrale Staaten wie Finnland oder Schweden machen’s vor: Muss sich die Schweiz auf die Nato zu bewegen, ihr sogar beitreten?

Altorfer: Die Nato ist ein Armeebündnis, das würde ich so nicht befürworten. Starke Armeen führen nicht zum Frieden.

Collet: Unsere Armee hat sehr wohl zum Frieden beigetragen! Weil sie Gegner seit Napoleon davon abgehalten hat, einfach einzumarschieren. Für einen Nato-Beitritt bin aber auch ich nicht. Das würde die Neutralität ja völlig obsolet machen. Was ich mir vorstellen kann, sind gemeinsame Übungen, aber keine fixe Mitgliedschaft.

Um Sicherheit und Sicherung geht es auch bei der Altersvorsorge. Müssen wir das Pensionsalter anheben, damit die AHV bei steigender Lebenserwartung finanzierbar bleibt?

Altorfer: Ganz und gar nicht. Die Linke und die Gewerkschaften haben lange dafür gekämpft, dass wir diese soziale Sicherung haben. Schlimm, dass wir die Erhöhung des Frauenrentenalters nicht abwehren konnten. Wir müssen schauen, dass wir dieses Sozialwerk halt anders finanzieren, zum Beispiel mit einer Erbschaftssteuer oder der Dividendenbesteuerung.

Collet: Das ist linke Hosentasche, rechte Hosentasche. Ich glaube, wir müssen dynamischer denken und, ja, länger arbeiten, um die Altersvorsorge zu finanzieren. 

Schlussgang

Mein politisches Idol ist …?

Altorfer: Weiss nicht, vielleicht Alena Roth, Präsidentin der Juso Schaffhausen.

Collet: Idol habe ich keins, aber ich finde inspirierend, wie Wolodimir Selenski die Krise handhabt.

Umweltbewusst bin ich, indem ich …?

Collet: … ein E-Auto fahre und mit dem ÖV zur Arbeit gehe.

Altorfer: Ich bin Veggie.

Ich gendere (nicht), weil …?

Altorfer: … weil mir eine inklusive Sprache wichtig ist, und Sprache schafft Realität.

Collet: Ich gendere manchmal, ich tue damit niemandem weh. Darum habe ich kein Problem, das Sternchen zu setzen.

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