Ein Crashkurs für angehende Lehrpersonen

Elena Stojkova | 
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«Ready for teaching 2022»: Mit dem Intensivkurs sollte der Einstieg in den Lehrerberuf leichter fallen. Bild: Key

Dem Kanton Schaffhausen fehlen Lehrpersonen. Deswegen werden an den Schulen auch nicht adäquat Ausgebildete angestellt. Das Erziehungsdepartement lanciert nun einen Intensivkurs, um sie möglichst gut auf den Einstieg in den Beruf vorzubereiten.

Es ist nicht der erste Sommer, in dem Personen an den Schaffhauser Schulen unterrichten werden, die dafür nicht die passende Ausbildung haben. Denn Lehrpersonen fehlen seit Längerem im ganzen Land an allen Ecken und Enden. Und Anstellungen von Personen ohne Diplom nehmen zu. Für sie gibt es jetzt Unterstützung: Das Erziehungsdepartement lanciert einen Intensivkurs zum Berufseinstieg – den «Ready for teaching 2022».

Personen ohne Lehrdiplom brauchen in der Anfangsphase meist viel Begleitung, sagt Ruth Marxer, Dienststellenleiterin Primar- und Sekundarstufe I. Konkret heisst das, dass ausgebildete und erfahrene Lehrpersonen ihren neuen Kolleginnen und Kollegen aushelfen müssen. Das belastet die Teams der Schulen zusätzlich. Das ­Erziehungsdepartement möchte mit dem «Ready for teaching 2022»-Angebot einerseits die neuen Kolleginnen und Kollegen auf den Einsatz in den Klassen vorbereiten und andererseits für Entlastung der ­Lehrpersonen und Schulleitungen vor Ort ­sorgen. Das Departement priorisiere das Thema Lehrermangel sehr hoch und investiere bestehende personelle Ressourcen in die Durchführung dieses Intensivkurses, so Marxer. Andere Arbeiten müssen zurück­gestellt werden.

Wöchentliche Treffen

Start des Kurses ist bereits diesen Juli. Vor den Sommerferien werden Personen, die sich dafür angemeldet haben, an mehreren Abenden in die Grundlagen des Unterrichtens eingeführt und erhalten eine Übersicht über die Schullandschaft Schaffhausens. Weiter geht es mit der Einführungsarbeit dann eine Woche vor Schulstart, vom 8. bis 12. August. Beginnen kann man mit dem Intensivkurs nicht nur im Juli, sondern auch erst am 8. oder 12. August. «Wir wollten beim Start bewusst flexibel bleiben», sagt Marxer. Denn manche angehenden Lehrpersonen bekommen ihre Stelle «auf den letzten Drücker» oder sind im Juli noch nicht verfügbar.

«Wenn sich ­jemand weigern sollte, den Kurs zu besuchen, muss man sich fragen, warum.»

Ruth Marxer, Dienststellenleiterin Primar- und Sekundarstufe I

Das ist nämlich eines der Aufnahmekriterien für den Kurs: eine Anstellung auf der Primar- oder Sekundarstufe I im Kanton Schaffhausen. «Der Intensivkurs macht vor allem Sinn, wenn man das Gelernte gleich in der Praxis umsetzen kann.» Nach dem Schulstart am 15. August werden sich die «Ready for teaching»-Lehrpersonen einmal wöchentlich mit Projektleiter Peter Pfeiffer, dem Leiter der Abteilung Schulentwicklung und Aufsicht in der Dienststelle Primar und Sekundarstufe I, treffen, um sich auszutauschen und um konkrete Fragen und Probleme behandeln zu können. Weitere Treffen, Hospitationen und Mentorate runden die Intensiveinführung ab. Wie genau diese organisiert werden, wird sich aber erst herausstellen, wenn bekannt ist, wie viele am Kurs teilnehmen werden.

Nur mit einwandfreiem Leumund

Es gibt weitere Bedingungen, die man erfüllen muss, um das Angebot in Anspruch nehmen zu können. Mindestens 25 Jahre alt muss man sein, gute Deutschkenntnisse haben, zudem Französisch oder Englisch sprechen können. Liefern muss man auch einwandfreie Leumundszeugnisse. Mit der Dienststelle Primar- und Sekundarstufe I muss eine Weiterbildungsvereinbarung abgeschlossen werden. Mit jeder interessierten Person führt die Projektleitung vor dem Kurs ein Aufnahmegespräch, wie Marxer sagt. Anmelden kann man sich auf dem Schulportal Kanton Schaffhausen.

«Wir haben weiterhin Stellen, die nicht besetzt sind», sagt Marxer. Es hätten sich Gemeinden gemeldet und sich über fehlende Bewerbungen beklagt. «Wir brauchen Lehrpersonen.» Das Erziehungsdepartement hofft nun, dass das Angebot des Intensivkurses genutzt wird.

Der Kanton ist in Gesprächen mit der ­Pädagogischen Hochschule Schaffhausen (PHSH). Eventuell wird es möglich sein, Teile des Kurses für einen späteren Quereinsteiger-Studiengang anrechnen zu lassen. Einen solchen prüft die PHSH gerade.

Das Erziehungsdepartement habe den Gemeinden nahegelegt, den Intensivkurs für Personen, die sich fürs neue Schuljahr bewerben, zur Bedingung zu machen und ihn den bereits angestellten Lehrpersonen ohne adäquate Ausbildung dringend zu empfehlen. «Wenn jemand sich weigern sollte, den Kurs zu besuchen, muss man sich fragen, warum», sagt Marxer. Schliesslich sei es ein Unterstützungsangebot, das die Arbeit erleichtern soll. Um Zeit für den Kurs sowie den Austausch mit anderen ­Berufseinsteigern und Fachpersonen zu haben, erhalten die angehenden Lehrpersonen je nach Pensum entsprechende Entlastungslektionen. Die Kosten für «Ready for teaching 2022» übernimmt der Kanton. Neben dieser kurzfristigen Massnahme erarbeitet eine Projektgruppe unter Leitung des Erziehungsdepartements auch mittel- und langfristige Massnahmen zur Attraktivierung des Lehrberufs. Erste Ergebnisse sollen Anfang Juni kommuniziert werden.

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Kommentare (3)

Marco Fontana Mi 01.06.2022 - 08:17

Nun gut, Herr Rüedi-Külling. Wenn der Lohn, wie Sie meinen, kein Faktor ist, was soll man denn sonst unternehmen um junge Leute für diesen Beruf zu motivieren oder die ausgebildeten Lehrpersonen im Beruf zu halten? Ich sehe bei Ihnen keinen Lösungsansatz.

Beat Rüedi-Külling Mo 30.05.2022 - 08:08

Der Kanton Zürich bezahlt die höchsten Lehrerlöhne in der Schweiz - und beklagt den höchsten Lehrermangel. Also kanns am Lohn nicht liegen. Kommt dazu, dass LehrerInnen auch im Kanton Schaffhausen anständig verdienen. Es ist auch nicht so, dass nicht genügend junge Leute Lehrer werden wollen. Es ist viel mehr so, dass viele Lehrer der Schule davon laufen - entweder teilweise (weil sie es sich leisten können, Teilzeit zu unterrichten) oder ganz (weil sie gefühlt vor lauter Administration kaum mehr zum Unterrichten kommen).

Marco Fontana Sa 28.05.2022 - 13:23

Als ich noch zur Schule ging, hat man mich gelehrt, dass wir in einer Marktwirtschaft leben. Angebot und Nachfrage als mitbestimmender Faktor für Preise und Löhne. Um mehr geeignete Personen für den Lehrberuf zu motivieren, braucht es demnach, unter anderem, auch einen höheren Lohn. Aber vielleicht habe ich da ja auch was falsch verstanden, damals in der Schule.

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