Nachgefragt: Wie funktionieren eigentlich die Ampeln in Schaffhausen?

Ralph Denzel | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Das Thema Ampeln ist sehr komplex. Bild: Selwyn Hoffmann

Haben Sie sich jemals gefragt, was nötig ist, damit die Ampeln in Schaffhausen so funktionieren, wie sie es tun? Wir auch - und haben vom Tiefbauamt Antworten darauf bekommen.

Bei Rot sollst du stehen, bei Grün darfst du gehen – diesen Spruch hat jedes Kind spätestens bei der Verkehrserziehung eingebläut bekommen wie das Amen in der Kirche. Lichtschaltanlagen, oder auch Ampeln, regeln den Verkehr, sorgen dafür, dass Unfälle vermieden werden und sind oft genug Reizpunkte bei Autofahrern und Fussgängern, denn sie schalten gefühlt immer dann auf Rot, wenn man gerade selbst die Strasse überqueren will oder sind viel zu kurz grün.

Gefühlte Wahrheit: Die Ampel, an der man steht, ist immer viel zu lange Rot. Quelle: Storyblocks

Doch wie funktionieren die Anlagen in der Stadt wirklich? Wir haben nachgefragt.

Von der Planung zur Ampel

Oliver Baur ist Stabsleiter beim Tiefbaumt Schaffhausen und weiss, wie komplex das Verfahren ist, bis irgendwann eine Ampel an der Strasse steht und den Verkehr regelt. Wie kompliziert es tatsächlich ist, merken wir, als wir fast zwei Seiten Antwortschreiben ausdrucken, in dem uns Baur erklärt, wie die Ampelanlagen in Schaffhausen funktionieren.

Bis der oben gezeigte Prozess gut funktioniert, vergeht viel Zeit.

Wenn irgendwo die Notwendigkeit entdeckt wird, dass eine Ampelanlage gesetzt werden muss, liegt die Zuständigkeit beim Tiefbauamt Schaffhausen. « Es können verschiedene Kriterien dazu führen, eine Lichtschaltanlage (LSA) einzusetzen», so der Leiter der Stabstelle Tiefbauamt. So können Bedenken aufgrund der Verkehrssicherheit oder vorliegende Unfallstatistiken ein Kriterium für eine neue Ampel sein, ebenso wie die Verkehrsmenge. Aber auch Sonderfälle - etwa wenn der ÖV bevorzugt werden soll oder wenn auf spezielle Ausfahrten wie jene der Feuerweh Rücksicht genommen werden muss - können für das Aufstellen einer Ampel sorgen.

Auch auf die Feuerwehr Schaffhausen beziehungsweise deren Ausfahrten muss bei der Planung Rücksicht genommen werden. Quelle: Beruf Feuerwehrmann: «Sowas lässt einen nicht los»

Sind diese Kriterien gegeben, wird es aber erst richtig kompliziert, wie Oliver Baur weiss. «Die Planung von Lichtsignalanlagen ist sehr komplex und aufwendig». Zuerst werden «in einem Planungsprozess die oben erwähnten Kriterien bearbeitet». Sind diese erfüllt, müssen für eine «Projektierung und Betrieb von Lichtsignalanlagen» folgende Elemente zusätzlich geklärt werden: Wie lange soll eine Ampel auf Rot oder Grün stehen und wie sollen die Betriebsphasen geregelt sein, also sprich: Wer darf wann fahren?

Und auch der zur Verfügung stehende Raum muss untersucht werden. Beispiel: Wenn eine Ampel eine Rotphase von zwei Minuten haben soll, muss geklärt werden, wie viele Autos dann wohl an dieser Ampel stehen und bis wohin diese ungefähr stehen werden. Führt das zu einem massiven Rückstau, der dann den anderen Verkehr behindern kann? Wenn ja, muss die Schaltzeit eventuell verringert werden? Und wenn man das macht: Wie wirkt sich das auf die anderen Ampeln aus? Dort geht das Spiel dann wieder von vorne los. 

Solche Situationen sollen vermieden werden: Staus wegen einer zu langen Schaltzeit.

Um diese Probleme möglichst effektiv zu lösen, geht man «systematisch vom ‹Groben› - sprich Studie - ins ‹Feine› - sprich Ausführungsplanung und Umsetzung - vor». Aber auch, wenn man soweit ist, dass die Ampel aufgestellt werden kann, wird sie noch nicht sofort installiert. «Zuerst wird die Steuerung einer LSA im Labor des Herstellers auf ihre Funktionalität und Programmierung geprüft und getestet». Erst wenn auch dieser Test abgeschlossen ist, kann die Ampel installiert werden. Bis das geschehen ist, kann es aber eine ganze Weile dauern.

So sind die Ampeln in Schaffhausen geschaltet

Der Betrieb der Ampeln ist dabei nur selten manuell geregelt. Diese Aufgabe übernimmt ein Computer. «Bis auf zwei Ausnahmen werden alle Lichtsignalanlagen der Stadt Schaffhausen und der Gemeinde Neuhausen über einen Zentralrechner verwaltet und gesteuert». Die Schaltung erfolgt «über einen vorgegebenen Ablauf, den sogenannten Umlauf». Dabei gibt es aber auch unabhängige Orte, sogenannte Knoten. Diese befinden sich beim Schwabentor, bei der Bachtrasse und bei der Adlerunterführung.

Für die Schaltung sind mehrere Programme vorgegeben. Einmal gibt es das «Tagesverkehr-Programm», also der normale Verkehr, das sogenannte «Spitzenverkehr-Programm», wenn besonders viele Fahrzeuge unterwegs sind und auch das spezielle Programm «Umleitung Cholfirst/Fäsenstaub», wenn die Tunnel gesperrt sind. Diese sind jedoch nicht in Stein gemeisselt, wie Oliver Baur versichert: «Nachjustierungen sind grundsätzlich jederzeit möglich». So kann bei «Veränderungen der Verkehrsmengen oder zur Optimierungszwecken die Software durch Spezialisten und Verkehrsingenieure angepasst werden».

In Schaffhausen gibt es mehrere sogenannte Knotenpunkte. Quelle: Storyblocks.com

Theoretisch ist es allerdings auch möglich, Lichtschaltanlagen auf manuellen Betrieb umzuschalten – ab und an ist das auch nötig. Oliver Baur nennt als Beispiele Unfälle oder grosse Veranstaltungen, so zum Beispiel das Spiel vom FC Schaffhausen gegen die Young Boys Bern.

Bei dieser «sogenannten Handsteuerung» wird die Kreuzung dann von der Polizei manuell geschaltet.

Wenn eine LSA mal aussteigt

Wahrscheinlich hat das jeder schon einmal erlebt: Man fährt an eine Ampel, aber diese ist einfach schwarz – was nun? «Wie bei einem Auto gibt es auch Verschleissteile, die gewartet werden müssen oder aussteigen können», sagt Oliver Baur. «Vor allem die LED-Lampen, Fussgängerdrücker oder Detektorschlaufen können ausfallen». Darum würden die Anlagen regelmässig gewartet, so dass die Anzahl der Ausfälle minimiert werden könne. Zusätzlich haben die meisten Lichtschaltanlagen zwei Ampeln, «sodass ein Ausfall eins Rot-, Gelb- oder Grünlichts noch nicht sicherheitsrelevant ist». Im schlimmsten Fall, also, wenn nur eine Ampel vorhanden ist, oder grössere Ausfälle vorkommen, schalte die ganze Anlage in den Blink-Modus, damit sämtliche Verkehrsteilnehmer gewarnt seien. In diesem Fall gilt der Rechtsvortritt und Fahrer sollten eine Kreuzung mit entsprechender Vor- beziehungsweise Rücksicht überqueren.

Die Polizei Schaffhausen überwacht das LSA-System. 

Überwacht wird das LSA-System von der Schaffhauser Polizei – dies geschieht per Computer. Wenn eine Störung auftritt, wird dies angezeigt, so dass «der zuständige Pikettdienst innert 30-60 Minuten reagieren kann. Weiter bestehen Service- oder Wartungsverträge mit den Herstellen, die ebenfalls einen Pikettdienst organisiert haben», sagt Baur. 

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren