Trockenster Dezember seit Messbeginn

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Wintersport oder Vergnügen – Inserat aus dem «Schaffhauser Intelligenzblatt» vom 12. Januar 1929.

Ein extrem trockener Dezember mit viel Sonnenschein brachte keine weissen Weihnachten. Der Januar nun sollte mit Kälte und Schnee gesegnet sein.

Hauptmerkmal des Dezember waren die fast fehlenden Niederschläge: Nur gerade vier Prozent der Normalmenge waren zu verzeichnen. Die Trockenperiode begann bereits im letzten Novemberdrittel und hielt den ganzen Dezember über an. Auch sonst verlief der Weihnachts­monat recht einförmig.

Zwar zog Anfang Dezember etwas feuchte Luft auf, doch zu mehr als vorübergehend zunehmender Bewölkung reichte es nicht. Temperaturmässig war es in höheren Lagen teilweise wärmer als im Mittelland, wo Kaltluft lag, wie etwa am 5. Dezember. Es kam auch eine leichte Bise auf und verwandelte den Morgennebel in prachtvollen Raureif, wenn die Temperaturen auch tagsüber im Minusbereich blieben. Der sich meist tagsüber auflösende Nebel führte auch zu recht vielen Sonnenstunden.

Am 11. 12. zog erneut eine schwache Störung auf, die etwas Regen brachte. Auf dem gefrorenen Boden entstand Glatteis, und die Streudienste mussten ausrücken. Der nächste Tag aber stand bereits wieder unter Hochdruckeinfluss, es bildete sich Hochnebel, allerdings mit einer tiefen Obergrenze. Vom 15. bis zum 19. 12. erreichte kein Sonnenstrahl die tieferen Lagen.

Der lange Zeit hohe Luftdruck war ebenfalls ein Merkmal dieses Dezember, verursacht durch ein mächtiges Hochdruckgebiet über Mitteleuropa.

In der Nacht zum 19. Dezember fiel dann etwas Regen mit Schnee. Am 23. 12. folgte eine leichte Erwärmung, der Wind drehte von Nordost auf West. Die Temperaturen erreichten an den Weihnachtstagen 3 bis 8 Grad. Der Westwind fegte auch den Nebel hinweg, und die Sonne zeigte sich wieder. An den letzten beiden Tagen dominierte erneut der Nebel.

Nur 2,8 Millimeter

Am markantesten im Dezember war sicher die Niederschlagsmenge von nur 2,8 Millimetern. Das sind lediglich vier Prozent des langjährigen Dezembermittels von 71 Millimetern. Damit war es der trockenste Dezember seit Messbeginn auf Charlottenfels in Neuhausen im Jahre 1971 – und wohl auch der trockenste seit Messbeginn allgemein im Jahre 1864, als sich die Station an deren Standorten befand.

Leicht über dem langjährigen Mittel von 0,1 Grad ist die Durchschnittstemperatur des Dezember 2016 (0,7 Grad) angesiedelt. Die höchste Temperatur wurde am 28. 12. mit 10,1 Grad gemessen, der tiefste Wert am 9. und am 11. 12. mit je minus 3 Grad. Eistage (Temperatur ­immer unter dem Gefrierpunkt) gab es drei.

Markant über dem Dezember-Durchschnitt von 27 Stunden lag die Sonnenscheindauer: Auf Charlottenfels wurden diesmal 62,1 Sonnenstunden verzeichnet. Am längsten – je sechs Stunden – zeigte sich die Sonne am 28. und am 29. Dezember. In tieferen ­Lagen waren aber auch 13 Tage ganz ohne Sonnenschein, und zwei Tage hatten nicht einmal eine ganze Stunde ­Sonnenschein.

Die Vegetation regte sich im Dezember überhaupt noch nicht. Die Trockenheit setzte aber sogar den immergrünen Pflanzen zu.

Der Januar nun gehört zum Hochwinter, der von Anfang Jahr bis Mitte Februar dauert, normalerweise die kälteste Phase des Winters. Auch wenn sich der Winter oft bereits im November und im Dezember meldet, so richtig kalt wird es meist erst nach Weihnachten. Auch die alte Regel «Fängt der Tag an zu langen, kommt die Kälte hergegangen» besagt dies. Kalte Winter mit Schnee wären aber durchaus erwünscht, denn «Eine gute Decke von Schnee bringt das Winterkorn in die Höh». Zudem ist überliefert: «Januar ganz ohne Schnee tut Bäumen, Bergen und Tälern weh.»

Auch hatte man Angst, dass ein ­Januar ohne Kälte und Schnee darauf hindeutet, dass der Winter dann doch noch, aber verspätet eintritt: «Gelinder ­Januar bringt spätes Frühjahr», oder «Kommt der Frost im Januar nicht, zeigt im Lenz er sein Gesicht».

Wichtige Lostage sind neben Neujahr auch der Dreikönigstag und Pauli Bekehrung (25. 1.). So heisst es: «Wie sich das Wetter bis Dreikönig hält, so ist das nächste Jahr bestellt», und «Ist es an St. Paulus auch nur so lange klar, wie ein Reiter braucht, um sein Ross zu satteln, gibt’s ein gutes Jahr».

Der Hundertjährige Kalender hält folgendes Wettergeschehen für den ersten Monat des neuen Jahres bereit: «Fängt an mit Kälte, taut den 4., folgt gleich wieder Kälte, den 15. Glatteis ­etliche Tage, den 19. Schnee, darauf vermischtes Wetter bis auf den 27., da Regenwetter und Schnee bis zum Ende.»

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