Unser Wetter Im Dezember ... und im Januar

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Wenn es doch noch Winter wird: Inserat aus dem «Schaffhauser Intelligenzblatt» vom 18. Januar 1923.

Wenig Sonnenschein, viel Regen und deutlich zu warm – so lautet die Bilanz des Dezember. Der ­Januar nun sollte den Hochwinter bringen, doch ob es dazu reicht, wird sich zeigen.

von Urs Leu 

Nach den letzten trüben und eintönigen Spätherbsttagen kam Anfang Dezember Bewegung ins Wettergeschehen. Dies in Form von böigen bis stürmischen Westwinden, vor allem am 3. Dezember sowie mit für die Jahreszeit viel zu hohen Temperaturen. Sogar ein Gewitter war an diesem Tag zu verzeichnen. Vom 2. bis 4. 12. fielen fast 40 Millimeter Regen. Ein kleines Zwischenhoch brachte am 4. 12. auch etwas Sonnenschein, doch bald fiel wieder Regen. In den nächsten Tagen kündigte sich eine Kaltfront an, die in der Nacht zum 8. 12. aktiv wurde: mit stürmischen Nordwestwinden, auf der Hohfluh bei Neuhausen wurden Spitzen von 80 bis 100 Kilometern je Stunde gemessen. Wiederum fiel einiges an Regen, und die Temperaturen bewegten sich im Plusbereich. Am 10. 12. flauten die Winde ab, die Sonnen zeigte sich kurz, und in der Nacht fiel etwas Schnee, was zu glatten Strassen führte. Am 11. und 12. Dezember zeigte sich die Sonne. Die am zweiten Tag aufkommenden Bise blieb bis Mitte Monat wetterbestimmend. Dies führte dazu, dass in höheren Lagen schönstes Winterwetter herrschte, in tieferen Regionen aber Hochnebel die Sonne fernhielt. Der 14. 12. war der erste und einzige Eistag (Temperatur immer unter dem Gefrierpunkt) des Monats.

Feuchtere Luft führte am 16. 12. zu Schneefall – die Schneedecke mass bei der Meteostation Charlottenfels in Neuhausen immerhin drei Zentimeter. Erneut bestimmte dann ein Zwischenhoch das Wetter, die tieferen Lagen waren wieder ohne Sonnenschein. Nach einer Warmfront mit etwas Regen und einer Föhnlage mit Sonnenschein auch in den Niederungen kündigte sich kurz vor Weihnachten ein Sturmtief an – die Westwinde erreichten Spitzen bis 80 km/h, die Temperaturen stiegen bis auf 10 Grad an. Wiederum fiel Niederschlag, doch die Schneefallgrenze lag bei rund 2000 Metern – keine weisse Weihnachten also. Am 24. 12. kam es am Nachmittag zu zaghaften Aufhellungen, doch am 25. 12. brachte die Bise wieder zähen Hochnebel zustande. Bis zum Jahresende war dann auch in den Niederungen kein Sonnenstrahl mehr zu sehen.

Gesamthaft war der Dezember deutlich zu warm: Im Durchschnitt erreichte er 2,7 Grad, das langjährige Mittel liegt bei 0,1 Grad. Der höchste Wert wurde am 3. 12. mit 11,5 Grad verzeichnet. Auch an einigen anderen Tagen wurden 10 Grad erreicht, so kurz vor Weih­nachten am 22. Dezember. Der tiefste Wert lag bei minus 2,8 Grad, dies am 16. Dezember.

Mit 119,7 Millimetern liegt die Niederschlagsmenge ebenfalls stark über dem langjährigen Mittel (71 Millimeter). Die grösste Menge (13,7 mm) fiel in der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember. An 12 Tagen war Bodennebel zu verzeichnen. Die hohen Temperaturen liessen bereits auch Schneeglöcklein und gelbe Winterlinge erwachen.

Die Sonne zeigte sich – in den Niederungen – nur während 20,7 Stunden. Dies bei einen schon tiefen langjährigen Mittel von 27 Stunden. Am meisten ­Sonnenschein gab es mit 6,6 Stunden am 12. Dezember zu verzeichnen. Ganz ohne Sonnenschein waren 20 Tage, an 3 weiteren Tagen war es weniger als eine Stunde Sonnenschein.

Warten auf den Hochwinter

Der Januar und die erste Februarhälfte werden zum sogenannten Hochwinter oder auch Mittwinter gezählt. Es ist normalerweise die kälteste Phase des Winters. Verschiedene Wettersprüche beziehen sich darauf und betonen, wie wichtig es ist, dass der Winter auch Winter ist. So heisst es: «Auf harten Winters Zucht folgt gute Sommerfrucht» oder «Knarrt im Januar Eis und Schnee, gibt’s zur Ernt’ viel Korn und Klee» sowie «Soll man den Januar loben, muss er frieren und toben».

Für manche ist der Hochwinter wiederum nur die zweite Januarhälfte. Deshalb ist auch überliefert: «An Fabian und Sebastian (20. 1.) fängt der rechte Winter an.»

Anfang Jahr hat man natürlich das Bedürfnis, etwas über das neue Jahr zu erfahren. Dazu dienten einerseits die sogenannten Raunächte – zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag –, aber auch verschiedene Lostage im Januar. So heisst es beispielsweise: «Anfang und Ende vom Januar zeigen das Wetter für ein ganzes Jahr» oder «Ist der Paulustag (10. 1.) gelinde, gibt’s im Frühjahr raue Winde» sowie «Wie das Wetter an Marzellus (16. 1.) war, wird’s im September: trüb oder klar», aber auch «Wenn zu Antoni (17. 1.) die Luft ist klar, gibt’s ein trockenes Jahr». Viele Wettersprüche versuchen nicht das Wettergeschehen, sondern die Ernte vorherzusagen. «Scheint an Gregor (9. 1.) die Sonne, herrscht bei Korn- und Weinbauern Wonne» und «Scheint zu Agnes (21. 1.) die Sonne, wird später die Ernte zur Wonne» sind zwei Beispiel dafür.

Wichtige Lostage im Januar sind: 2. Januar, 6. Januar, 25. Januar. Dazu sagt man unter anderem: «Wie das Wetter zu Berchtold war, so wird’s auch im September, trüb oder klar» und «Zeigt der Winter bis Dreikönig selten sein grimmiges Gesicht, zeigt er es auch bis Ostern nicht» sowie «Ist es an Paulus klar, kommt ein gutes Jahr».

Der Hundertjährige Kalender hält folgendes Januarwetter bereit, und immerhin hier scheint es doch noch Winter zu werden: «Die vorhergehende Kälte dauert fort, den 7. geschneit. den 8. wieder kalt bis zum 15., da es lind wird, schneit und regnet bis zum 23., da es wieder kalt wird, den 30. wieder lind.»

 

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