Mein Hobby ist Duschen

Ich habe nie verstanden, warum Eltern sagen, dass sie es nicht schaffen, täglich zu duschen. Baby in die Wippe, Kleinkind ins Kinderzimmer, ausziehen, Wasser an – sollen sich die Kleinen halt mal kurz selber beschäftigen. Das kann ja wohl nicht so schwer sein. Jahre später, mit zwei kleinen Kindern im Haus, bemerke ich erst am Mittwoch, dass ich seit Sonntag nicht mehr unter der Dusche stand. Wann habe ich eigentlich das letzte Mal meine Haare gewaschen? An dieser Stelle: Ein Hoch auf den Erfinder von Trockenshampoo.

Heute habe ich früh morgens versucht, aus dem Schlafzimmer zu schleichen, damit ich ungestört fünf Minuten im Bad verbringen kann. Ich habe es nicht mal bis zur Tür geschafft. «Mami wo gasch hii? Ich will au!». Ich kann mir um 6 Uhr morgens wirklich Schöneres vorstellen, als mich mit einem drei-Jährigen um den Duschhahn zu streiten. Mittlerweile ist auch das Baby aufgewacht. Gut, dann eben später. «Später» ist schlussendlich nach 14 Stunden Kinderprogramm um 8 Uhr abends. Die Kinder schlafen. Nein, heute bin ich nicht zu müde, heute raffe ich mich auf. Und eigentlich ist es wie mit Sport – es kostet Überwindung, aber danach fühlt man sich um einiges besser und ist froh, dass man es durchgezogen hat. Na dann…

Während mir das Wasser den Rücken hinunterfliesst, höre ich das Baby schreien – bitte nicht. Ich drehe den Wasserhahn zu und lausche – nichts. Weiter duschen. Babygeschrei. Wasser aus – nichts. Gibt es eigentlich Dusch-Halluzinationen? Falls ja, leide ich an einer besonders “schlimmen” Form. Kaum ist das Wasser an, bin ich überzeugt, das Baby zu hören, was in Wirklichkeit so gut wie nie der Fall ist.

Ja, vor ein paar Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich ein Grundbedürfnis wie Körperpflege als eine meiner Lieblingsbeschäftigungen bezeichnen würde. Aber Duschen ist aktuell mein Hobby, am liebsten übe ich es ganz allein aus, sozusagen als «Einzelsportart». ;-)