Warum es manchmal Schokolade zum Frühstück braucht

Sibylle Russenberger | 
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Es gibt Momente, da habe ich keine Energie, meinem Kind Regeln aufzuzwingen und darauf zu bestehen. Bild: pexels

Kennst du Sätze wie: “Wenn du deinem Kind erlaubst, vor dem Schlafengehen fernzusehen, kannst du sicher sein, dass es das dann IMMER machen will” oder “Wenn du jetzt nachgibst, wird dich dein Kind nie mehr ernst nehmen”. Ich persönlich liebe solche Sätze – nicht. Sie machen unnötig Druck und ganz ehrlich: Manchmal hat man schlicht keine Ressourcen, um konsequent zu sein.

Wenn ich es mir genau überlege, ist es eigentlich egal, wann das Kind Süsses isst

Gerade gestern war so ein Tag: Mein Dreijähriger ist bereits mit schlechter Laune aufgestanden. Es gab über den Tag verteilt gefühlt 100 Situationen, in denen wir aneinandergeraten sind. Da muss ich mich entscheiden, welche Kämpfe ich führe und wann ich ein Auge zudrücke. Wie wahrscheinlich jede Familie haben wir Regeln, die eingehalten werden müssen. Nebst “Wir hauen nicht”, “Wir schmeissen nicht mit Essen” und “Wir reissen uns keine Gegenstände aus den Händen” gibt es zum Beispiel auch die Regel “Es gibt früh morgens keine Süssigkeiten”. Für Erwachsene vielleicht logisch, aber warum eigentlich nicht? Wie erklärt man einem Kind, warum es ein Dessert nach dem Zmittag, aber nicht nach dem Zmorge essen darf? Und wenn ich es mir genau überlege, ist es ja eigentlich egal, wann das Kind etwas Süsses isst, solange es von der Menge her nicht überbordet.

Man muss sich gut überlegen, ob es sich lohnt auf Prinzipien herumzureiten

Wie auch immer. Es gibt Momente wie gestern, da habe ich schlicht keine Energie, meinem schlecht gelaunten Kleinkind die Regel aufzuzwingen und darauf zu bestehen. Gestern meinte mein Sohn bereits vor dem Zmorge: “Ich will nüt esse, nur Schoggi”. Ich habe mir angewöhnt, bei Fragen, auf welche ich intuitiv mit “nein” antworten würde, zuerst kurz innezuhalten und zu überlegen. Schon zu oft ist es vorgekommen, dass ich zu schnell ein Verbot ausgesprochen und es danach bereut habe. Vor meinem inneren Auge sah ich also mein Kind bereits schreiend auf dem Boden liegen und nach Schoggi schreien. Nach nur 5 Stunden Schlaf muss man sich gut überlegen, ob man bereits vor 8 Uhr eine Eskalation aushalten kann und ob es sich lohnt auf Prinzipien herumzureiten. Also bekam mein Kind ausnahmsweise Schoggi zum Zmorge. Nicht eine Tafel, ein Reiheli. Und es hat sich gut angefühlt. Für mich und für mein Kind.

Manchmal muss man Kompromisse machen

Natürlich habe ich ihm gesagt, dass wir das normalerweise nicht machen, dass ich aber sehe, dass es ihm heute nicht gut geht und ich hoffe, dass ihm das vielleicht hilft. Und nein, heute hatte ich kein Theater und meine ganze Erziehung ist jetzt auch nicht im Eimer, weil ich einmal nachgegeben und meine Regel gebrochen habe. Manchmal muss man Kompromisse machen, auch mit sich selbst.

Hier schreibt Sibylle:

 

37 | Mama von Kleinkind und Baby | Kaffee- und Mate-Trinkerin | Alles-unter-einen-Hut-Bringerin | Schaffhauserin mit bizli Fernweh 

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