Erste Schaffhauser Industrienacht übertrifft Erwartungen

Kay Fehr | 
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Wie einst Sébastien Buemi: Der Formel-E-Rennsimulator bei ABB war einer der Höhepunkte der Industrienacht am Donnerstag. Bilder: Melanie Duchene

Eine erfolgreiche Premiere feierte am Donnerstagabend die erste Schaffhauser Industrienacht. Das Interesse der Bevölkerung, mehr über die ­hiesigen Betriebe zu erfahren, war spürbar: Mehr als 2000 Besucherinnen und Besucher liessen sich die Gelegenheit nicht entgehen.

Das Interesse für die erste Schaffhauser Industrienacht, die am Donnerstagabend über die Bühne ging, überraschte selbst die Organisatoren. Sie rechneten vorsichtig mit 500 Anmeldungen, hofften, dieses Ziel zu erreichen. Schliesslich waren es weit über 2000 Interessierte, die einen Einblick in die acht teilnehmenden Schaffhauser Technologiebetriebe gewinnen wollten. Daran änderte auch das heisse Sommerwetter nicht viel: Obwohl das Thermometer kurz vor dem Startschuss um 17 Uhr ­satte 29 Grad anzeigte, füllten sich die Betriebe nach und nach.

Die regionalen Unternehmen, darunter Johnson & Johnson/Cilag, CTI Vascular und Syntegon, öffneten nicht nur die Pforten zu ihren Produktionshallen, sondern boten ein umfassendes Programm für alle Generationen. Manche scheuten sich nicht davor, mit der grossen Kelle anzurichten.

Diese Unternehmen waren dabei

In Schaffhausen:

  • ABB (Niederspannungsprodukte)
  • GF Piping Systems (Rohrleitungen)
  • Johnson & Johnson/Cilag (Pharmazie)
     

In Neuhausen:

  • SIG (Verpackungen)
  • CTI Vascular (Medizintechnik)
  • Go tec! (Bildungseinrichtung)
  • Wibilea (Ausbildungszentrum)
     

In Beringen:

  • Syntegon (Verpackungen)

ABB etwa hat bereits seit Dienstag, begleitend zur Industrienacht, den «Magic Cube» im Einsatz, mit dem Schulklassen Elektrotechnik spielerisch nähergebracht wird. Am Donnerstag konnte dieser auf Anmeldung ebenfalls unter die Lupe genommen werden. Vor allem bei den vielen Familien auf Anklang stiess der Formel-E-Rennsimulator, bei dem Junge und Junggebliebene mit einem professionellen Lenkrad in den Fingern über die Strecken düsen durften. ABB ist seit mehreren Jahren Titelsponsor der Formel-E-Weltmeisterschaft.

«Neil Armstrong», der programmierbare Tanzroboter

Im Verlauf des Abends stiessen immer mehr Menschen zum Anlass hinzu – von Familien bis zu älteren Ehepaaren war alles dabei –, Platzmangel kam dabei dank der grossen Hallen und Büroräume indes keiner auf. Bei den grossen Firmen wurden Sicherheitskräfte stationiert, Verpflegungsmöglichkeiten wie Pommes und Glacé oder, etwas exotischer, einer fleischlosen Bulgogi-Reisbowl gab es an jedem Standort; das Konzept schien bereits bei der ersten Ausgabe zu funktionieren. Auch die Besucherinnen und Besucher machten einen interessierten Eindruck, fragten bei den im Einsatz stehenden Mitarbeitenden nach und wollten die Industrie (in der Form von mehreren kleinen Experimenten) mit den eigenen Händen spüren.

Im Ausbildungszentrum Wibilea zeigte der Polymechlernende Mohammad Suleiman, wie er einen Hammeraufsatz an der Drehmaschine herstellt – zur Sicherheit mit genügend Abstand. Dank eines grossen Bildschirms konnte man dennoch aus der Nähe beobachten, wie der Stahlzylinder Schicht für Schicht kleiner wurde. Im gleichen Gebäude, im go-tec!-Labor, half Emily Nägeli dabei, dass sich ein Tanzroboter ­namens «Neil Armstrong» zur Musik bewegt. Auf einem Tablet konnte dieser auf eine spielerische Weise programmiert werden. Überhaupt wimmelte es nur so von kleinen Robotern: Einer sauste mit einem Sensor ausgerüstet über den Tisch, ein anderer war kugelrund und musste einen Hinderniskurs überwinden. Gar nicht so einfach, stellte eine Besucherin fest.

Zweite Industrienacht möglich – aber noch nicht beschlossen

Auch für die jüngsten Industriefans gab es einiges zu sehen. In der Kinderecke bei Georg Fischer zum Beispiel durften sie Comic-Helden im Chemielabor helfen – das Wasser darf auf keinen Fall schmutzig werden. «Ziel ist es, das Interesse für Wasser und Technologie in den Kindern zu wecken», erklärte Elisa Nardis, Leiterin Marketing und Kommunikation für Prozessautomatisierung bei GF. Eine Schlange bildete sich vor dem Stand mit dem Schweizer Freestyle-Ski-Ass Andri Ragettli. Der gut gelaunte Athlet nahm sich Zeit für Fotos und Autogramme. Weiter hinten im Raum zischt und piept es plötzlich – auch Werkführungen gehörten zum vielfältigen Programm.

Impressionen der ersten Industrienacht mit ABB, GF, SIG, Syntegon und mehr, Bild zeigt Andri Ragettli gibt Autogramme bei der GF, am Donnerstag, 12. Juni 2025. (Melanie Duchene / Schaffhauser Nachrichten)
Der Schweizer Topathlet Andri Ragettli liesst nicht nur Kinderherzen höher schlagen.

Der Co-Präsident der Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Schaffhausen (IVS), Bernhard Klauser, zeigte sich zufrieden mit der ersten Ausgabe der Industrienacht. «Die Nachfrage war überwältigend gross», sagte er kurz vor dem Ende des Anlasses. Die Organisatoren, zu denen die IVS zählt, erhofften sich im Vorfeld, dass auch viele junge Menschen für die Industrie begeistert werden können – das sei gelungen.

«Die Firmen haben sich unwahrscheinlich ins Zeug gelegt. Jeweils 10 bis 15 Prozent der Belegschaft machten mit und planten über Monate.»

Bernhard Klauser, IVS-Co-Präsident
Einen Roboter zu programmieren, ist ganz schön knifflig.

Den teilnehmenden Firmen wand er ein Kränzchen. «Sie haben sich unwahrscheinlich ins Zeug gelegt. Jeweils 10 bis 15 Prozent der Belegschaft machten mit und planten über Monate», so Klauser. Ob es dereinst eine zweite Industrienacht geben wird, könne er noch nicht sagen, das sei verfrüht. «Zuerst werden die Verantwortlichen gemeinsam ihre Erfahrungen austauschen. Auf jeden Fall kann ein sehr positives Fazit gezogen werden», sagte der Co-Präsident.

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