Neue FCS-Saison: «Auffrischung des Kaders ist nötig»

Daniel Koch | 
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In den Händen von Axel Thoma liegt es, den richtigen Trainer für den FC Schaffhausen zu finden und ein schlagkräftiges Kader zusammenzustellen. Bild: Daniel F. Koch

Der ehemalige Stürmer ist beim FC Schaffhausen als Geschäftsführer Sport zuständig für die Wahl des neuen Trainers und für die Planung eines konkurrenzfähigen Kaders für die neue Saison.

Nicht wenige staunten, als der FC Schaffhausen bekannt gab, dass der Büsinger Axel Thoma wieder zurückkommt. Ende 2016 war der 53-Jährige als Trainer und Sportchef freigestellt worden. Seither hat sich Thoma mit Management- und Rhetorik-Workshops weitergebildet. Ganz vergessen wurde Thoma nicht. Die Zeiten haben sich geändert, und der Club steht vor ganz neuen Herausforderungen. Da ist die Arbeit des Fussballexperten, der beim FCS noch unter Vertrag stand, gefragter denn je.

Axel Thoma, noch zwei Spieltage sind zu absolvieren. Sie planen bereits für die neue Saison. Die entscheidende Frage ist die nach dem Trainer, weil ja der Vertrag von Trainer Boris Smiljanic nicht verlängert wird. Sind Sie schon fündig geworden?

Axel Thoma: Der Prozess läuft auf Hochtouren. Ein definitiver Abschluss ist noch nicht erfolgt. Ich habe verschiedene Varianten im Visier, ein Plan A, B und auch ein Plan C liegen in der Schublade. Jetzt geht es darum, welcher Kandidat am besten zum FC Schaffhausen passt. Da gibt es verschiedene Szenarien. Ein ganz wichtiger Punkt ist natürlich auch der Kandidat selbst. Ist er verfügbar und bereit für unsere Vorstellungen? Wir müssen die Augen auf dem Markt offen halten. Es geht um einen kapitalen Personalentscheid. Ich glaube aber, dass wir – das heisst ich, Marco Truckenbrod Fontana und Clubbesitzer Aniello Fontana – uns erst entscheiden werden, wenn die Saison vorüber ist. Wir werden uns für diese Entscheidung nicht hetzen lassen.

Wie sieht das Profil des Neuen aus?

Jeder, der in der Fussballpraxis mit solchen Vorgängen beschäftigt ist, weiss, dass es nie ein Optimalprofil geben wird. Es gibt aber wichtige Punkte, die vom ­auszuwählenden Kandidaten erfüllt werden müssen. Das wiederum ist schwierig in der Öffentlichkeit zu erklären. Wer mich und meinen Werdegang kennt, weiss, dass ich von der Schweizer Trainerausbildung und der damit verbundenen Philosophie sehr viel halte. Ich bin jetzt seit 20 Jahren als Sportchef in der hiesigen Szene tätig und habe die Erfahrung gemacht, dass man am effizientesten arbeitet, wenn man einen Trainer holt, der den Schweizer Fussball kennt, der weiss, wo welche Talente im Land sind, wer die beste Ausbildung anbietet. Nimmt man dieses Wissen und verknüpft es mit meinem Netzwerk, das international ausgerichtet ist, erhalten wir ein gutes ­System, das den FC Schaffhausen nach vorn bringen kann. Im Gegensatz beispielsweise zu Deutschland, wo es ein Vielfaches an Talenten gibt, müssen wir in der Schweiz die Talente, die wir haben, optimal fördern, um sie vorwärtszubringen. Dass das funktioniert, hat man in den letzten Jahren erleben dürfen. Viele junge Schweizer haben den Sprung in eine der europäischen Top­ligen geschafft. Erfreulicherweise ist das auch bei den Schweizer Trainern so. Unsere Ausbildung ist auf höchstem Niveau in Europa. Als Instruktor in der Trainerausbildung habe ich einen guten Einblick, wie diese Ausbildung abläuft. Natürlich gibt es auch ausländische Trainer, die in der Schweiz gute Arbeit leisten, wie Adi Hütter bei YB bewiesen hat.

Die nächste Frage ist die nach dem Kader. Danilo Del Toro hat verlängert, Paulinho auch, wenn er alle Bewilligungen erhält. Wer hat noch alles einen Vertrag?

Andere Spieler haben noch nicht verlängert. Einige haben aber schon mündlich zugesagt. Verträge haben Barry, Bunjaku, Cicek, Demhasaj, Goncalves, Gül, Helbling, Mevlja und Sessolo. Del Toro und Paulinho haben wie erwähnt verlängert. Ausgeliehen sind Castroman, Matic, Pickel und Qollaku, bei diesen müssen wir mit den Heimvereinen reden. Die Verträge von Fioravanti, Grasseler, Mikari und Tranquilli laufen aus. Man sieht, dass ein Kern für die neue Saison vorhanden ist. Um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, ist aber eine Auffrischung des Kaders nötig. Dann haben wir eine gute Konstellation für die kommenden Aufgaben. Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen.

Die Offensivkräfte wie Tunahan Cicek, ­Helios Sessolo oder Miguel Castroman werden wohl auch bei den grossen Clubs auf der Wunschliste stehen. Haben Sie schon konkrete Angebote vorliegen?

Das kann ich nicht bestätigen. Sicher haben einige Spielerberater bereits vorgesprochen, dass ihre Spieler im Visier grösserer Vereine sind und nachgefragt, welche Summen wir für ihre Schützlinge ver­langen wollen. Aber ein konkretes Angebot ist bisher nicht eingegangen. Wir werden sämtliche Anfragen prüfen. Denn die Absicht des FC Schaffhausen ist es, Spieler so zu verbessern, dass sie für Super-League-Clubs interessant werden und dass aber auch wir von solchen Wechseln wirtschaftlich profitieren. Das ist auch eine meiner Stärken. In acht Jahren beim FC Wil habe ich 30 Spieler in die höchste Liga oder in eine ausländische Liga gebracht.

Andersherum gefragt: Gibt es Spieler, die Sie zum FCS holen wollen? Wer ist das?

Natürlich gibt es die. Ich führe eine grosse Liste mit Spielern, die interessant sind und dem FC Schaffhausen weiter­helfen können. Ich konnte mir im Laufe der Jahre ein internationales Netzwerk aufbauen und kann dieses nun nutzen, um ­interessante Spieler nach Schaffhausen zu bringen. Die entscheidende Arbeit liegt ­darin, die Spieler herauszufiltern, die für uns eine echte Verstärkung sind und ­sowohl fussballerisch als auch menschlich gut ins Team und zum Club passen.

Erfreulicherweise konnten einige Talente aus dem Reserveteam Challenge-League-Luft schnuppern. Asllan Demhasaj ist ­gesetzt, Torhüter Schneider hat seine Feuertaufe erlebt, Ferizi, Vannuca und Rether sind regelmässig im Aufgebot. Wen wollen Sie ins Profiteam holen?

Wichtig war, dass Del Toro, den ich bei meinem ersten Engagement in Schaffhausen ins Profiteam geholt habe, bleibt. Die Entscheidung, wer von den Talenten aus dem Reserveteam aufrückt, liegt ganz allein bei den Spielern selbst und daran, wie sie sich entwickeln. Die Trainer und wir vom Club machen die Tür auf, aber durchgehen müssen die Spieler selbst. Denn erst dahinter beginnt die eigentliche Arbeit als Fussballprofi. Sie müssen sich auf dem Platz und vor allem sportpädagogisch ­beweisen. Das heisst, sie müssen sich ­um­stellen vom Juniorenfussball auf den ­Spitzenfussball. Dabei werden sie von uns begleitet. Sie müssen erkennen, dass die Anforderungen an sie sehr hoch sind.

Mit welcher Zielsetzung werden Sie in die neue Saison gehen?

Ich möchte die Mannschaft weiterentwickeln und mitarbeiten, um den Verein noch professioneller zu machen. Ich sehe meine Aufgabe darin, innovative Ideen und Lösungen einzubringen und diese ­umzusetzen. Ich möchte Perspektiven schaffen für die Trainer, die Spieler und den ­Verein.

Beim FCS stehen tief greifende Veränderungen ins Haus. Clubbesitzer Aniello Fontana sucht einen finanzstarken Partner und möchte den Club in neue Hände geben. Wie tangiert das Ihre Arbeit?

Am Rande. Selbstverständlich bin ich bereit, mein internationales Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Meine Haupt­tätigkeit liegt aber auf einem anderen ­Gebiet. Die grossen Entscheidungen trifft das Aktionariat. Ich hoffe einfach, dass es Aniello Fontana gelingt, eine Lösung zu finden, die zu seiner Zufriedenheit und zur Zufriedenheit der ganzen Region ausfällt. Die sollte zukunftsträchtig sein.

 

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