Hohe Ziele in einem schwierigen Umfeld

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Stilecht mit FCS-Jacke arbeitet Martin Ogg täglich daran, die Marke FC Schaffhausen positiv zu entwickeln. Bild: Tobias Erlemann

Rekordspieler Martin Ogg ist zurück beim FCS. Im Verkaufsbereich steht der Ex-Captain wieder in der Verantwortung.

von Tobias Erlemann und Jan Zipfel

Seine Ziele sind ambitioniert. «Es wäre schön, wenn wir einen Zuschauerschnitt von 2500 bis 3000 erreichen könnten», sagt Martin Ogg. Der ehemalige Verteidiger des FC Schaffhausen, der noch immer Rekordspieler der Munotstädter ist, arbeitet seit knapp vier Monaten im Verkauf beim FC Schaffhausen. Dass seine Aufgabe nicht einfach ist, hat er schnell erkannt. So ist Schaffhausen eine eher beschauliche Stadt im Vergleich zu Zürich, Basel oder Bern. Heisst: Der Markt an potenziellen Zuschauern und Sponsoren ist begrenzt. Um jeden Kunden müsse man werben, weiss der 49-Jährige. «Aber genau das ist auch die spannende Aufgabe. Man muss viel Überzeugungsarbeit leisten. Doch die Rückmeldungen gegenüber dem FCS sind zumeist positiv.»

Junioren ins Stadion locken

Mit dem Bau des Lipo-Parks gelang dem FC Schaffhausen ein Meilenstein in seiner Entwicklung. Doch die Arena ist gleichzeitig eine Verpflichtung, sich sportlich und strukturell weiter zu professionalisieren. Hatte man im altehrwürdigen Stadion Breite zuletzt einen Zuschauerschnitt von knapp 1200 Fans pro Partie, konnte der Club diese Marke auf durchschnittlich rund 1700 Zuschauer steigern. Immerhin, sagen die Verantwortlichen. Kritiker finden, dass mit diesen Zahlen eine solche Arena auf Dauer nicht zu finanzieren ist. So ist es ein Muss, weitere Gäste zu generieren.

«Das grösste Talent war ich nicht. Ich war aber zu 100 Prozent bei der Sache und hatte einen grossen Willen.»

Martin Ogg, FC Schaffhausen

Das weiss auch Ogg – und ist daran, Aktionen zu lancieren. Speziell mit den regionalen Breitenfussballvereinen soll eine engere Verbindung erreicht werden: Jugendmannschaften dürfen als Einlaufkinder zu den Spielen. Gleichzeitig können die Eltern mit ihrem Nachwuchs zu Sonderpreisen die anschliessenden Matches gucken. «Viele sind das erste Mal bei einem Spiel des FCS live dabei. Und viele kommen dann auch mal wieder», hofft Ogg auf eine Signalwirkung. Doch nicht nur auf dem Feld muss man im Profifussball ab und an mal eine Enttäuschung verkraften.

Auch in der Administration werden nicht immer alle Hoffnungen erfüllt, sondern es gibt auch Rückschläge. Wenn zu einem spannenden Heimspiel wie zuletzt gegen den FC Aarau nur 1436 Fans kommen, ist das auch für die FCS-Macher ein bitteres Ergebnis. Dann überlege er schon, wo vielleicht im Vorfeld Fehler bei der Bewerbung gemacht worden seien, sagt Ogg offen. «Ich ticke da aber wie früher auf dem Feld: Wenn etwas nicht geklappt hat, bringt es nichts, sich zu verstecken. Dann musst du daraus lernen und noch mehr Einsatz zeigen.»

Immer am Sponsoringball

Mit dieser Einstellung wurde der 49-Jährige zu einer FCS-Ikone. 26 Jahre trug er das gelb-schwarze Trikot. Insgesamt bestritt der Ex-Captain über 500 Ligaspiele für die Munotstädter. «Das grösste Talent war ich sicher nicht», sagt Ogg mit einem Schmunzeln. «Aber ich war immer mit 100 Prozent bei der Sache und hatte einen gros­sen Willen.» Und mit dieser Leidenschaft «beackert» er nun seine Aufgaben beim FCS.

 

Kämpfer und Leader: Martin Ogg ging keinem Zweikampf aus dem Weg. Mit seinem Willen trieb er auch seine Mitspieler immer wieder an. Bild: Michael Kessler

Neben dem Zugewinn an Fans ist das Sponsoring ein wichtiger Punkt auf seiner Agenda. Firmen anrufen, Werbemöglichkeiten aufzeigen, Kooperationen lancieren. Ogg ist im steten Austausch mit grossen Firmen, mittelständischen Unternehmen und kleineren Betrieben, macht den Charme des FCS doch eine bunte Mischung aus. Dabei können die Verantwortlichen auf eine treue Sponsoringbase bauen. «80 Prozent unserer Partner sind teilweise schon seit Jahrzehnten dabei», weiss Ogg. Heisst aber im Umkehrschluss: Es ist umso schwieriger, neue Kooperationen zu schliessen. Und auf dem heutigen Markt sei es noch schwerer, Sponsoringgelder zu akquirieren, weiss der 49-Jährige. «Es ist nicht so, dass ich zu einer Firma gehe und direkt einen Scheck in die Hand gedrückt bekomme. Dass man mich teilweise noch als Spieler kennt, ist sicher nicht von Nachteil. Aber nur weil ich mal Captain war, geben die Leute nicht freiwillig mehr Geld aus», sagt Ogg mit einem Lächeln.

Zuvor war der Ex-Innenverteidiger bei einer Versicherung tätig, nun ist er zurück in «seinem» Verein. Stehen Heimspiele auf dem Programm, bedeutet das für den Ur-Schaffhauser, schon im Vorfeld alles zu organisieren. Vom Drucken der Tickets bis zur Begrüssung der VIP-Gäste ist alles dabei. Beginnt dann das Spiel – und sind alle Arbeiten erledigt –, ist auch Ogg mal «nur» Fan. Dann schaut er sich die Spiele in Ruhe auf der Gegengeraden an. Und hofft auf zahlreiche Siege. Denn: Der sportliche Erfolg hat einen grossen Einfluss auf seinen Aufgabenbereich. Je besser die Mannschaft spielt und je höher sie in der Tabelle steht, desto mehr Begeisterung wird geweckt.

«Ich bin überzeugt, dass wir es mittelfristig schaffen können, einen Schnitt von 2500 bis 3000 Zuschauern zu erreichen.»

Martin Ogg, FC Schaffhausen

«In der Super League hätten wir automatisch einen höheren Zuschauerschnitt», weiss Ogg. «Wenn Teams wie Basel oder Zürich dazu noch ein paar Tausend Fans mitbringen würden, wäre der Lipo-Park oft voll.» Doch kann ein Aufstieg weder erzwungen noch geplant werden. So muss Ogg mit den aktuellen Begebenheiten arbeiten, das heisst, auch in der Challenge League dafür zu sorgen, dass die Marke FC Schaffhausen attraktiv daherkommt. Und immerhin scheint es, dass das Konzept der FCS-Verantwortlichen langsam Früchte trägt. Gegen Xamax Neuenburg kamen trotz kalter Witterung über 2000 Fans in den Lipo-Park, weniger sollen es zukünftig dann auch nicht mehr sein.

Deshalb kämpft Ogg um jeden Kunden im Sponsoring und um jeden Fan im Stadion. Wie es sich für einen ehemaligen «Kettenhund» in der Innenverteidigung gehört, ist der 49-Jährige immer mit vollem Einsatz am Start: «Wir müssen dranbleiben und den Leuten etwas bieten. Ich bin überzeugt, dass wir es mittelfristig schaffen können, einen Schnitt von 2500 bis 3000 Zuschauern zu erreichen.»

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