Keine Unterstammer in «Fusionsregierung»

Mark Gasser | 
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Für die neue Gemeinde Stammheim kandidierten 22 Personen für 15 Behördensitze.

Die Behördenwahlen für die neue Gemeinde Stammheim brachten einige Überraschungen hervor. So wurden keine Unterstammer in Schulpflege und Gemeinderat gewählt.

Die neue Gemeinde Stammheim, welche ab 2019 drei Politische und eine Schulgemeinde vereint, hat noch keine Präsidentin beziehungsweise noch keinen Präsidenten. Die beiden Kandidierenden, beides bisherige Mitglieder des Gemeinderates Oberstammheim, schafften im ersten Wahlgang gestern zwar die Wahl in den neuen Gemeinderat, verpassten aber das absolute Mehr fürs Präsidium. Dort zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei Bisherigen aus Oberstammheim ab: Hansruedi Langhart (SVP) erhielt 469 Stimmen als Präsident, seine Gemeinderatskollegin Beatrice Ammann (parteilos) nur zwei Stimmen weniger. «Nach 25 ausgezählten Stimmbündeln lagen beide ex aequo bei 288 Stimmen», erklärte der Oberstammer Gemeindeschreiber Andi Pfenninger. «Zuerst dachten wir, es sei ein Fehler in der Excel-Tabelle.» Nach 15 Uhr war dann aber das knappe Resultat Tatsache.

Dafür hatte Ammann bei der Wahl in den Gemeinderat die Nase vorn. Hinter der Waltalinger Gemeinderätin Ilona Diriwächter (810 Stimmen) erhielt sie 743 Stimmen, 54 mehr als Hansruedi Langhart (689), Fabian Kühner aus Waltalingen (neu, 629) sowie Urs Ulrich aus Oberstammheim (bisher, 610). Diese fünf sind gleichzeitig gewählt.

Dabei fällt auf, dass notabene die beiden Unterstammer Kandidaten Stephan Ammann (bisher auch dort im Gemeinderat) sowie der Grüne Thomas Feer (neu) das absolute Mehr von 557 Stimmen klar verpassten. Knapp zu wenige Stimmen vereinte auch Simon Eriksson (neu) aus Oberstammheim auf sich mit 546. Doch auch der vor ihm platzierte Martin Farner-Schmid aus Guntalingen, der mit 598 Stimmen das absolute Mehr erreichte, verpasste die Wahl: Er scheidet als Sechster und Überzähliger aus.

Auch Schulpräsidium noch offen

Denn der sechste Sitz ist dem Schulpräsidenten oder der Schulpräsidentin vorbehalten. Einer von drei Kandidierenden, Christoph Frei (bisher, Unterstammheim), schaffte allerdings die Wahl auch nicht als Schulpflegemitglied bei nur 437 Stimmen – das absolute Mehr lag bei 493 Stimmen. So wird es im zweiten Wahlgang wohl zum Duell der beiden anderen fürs Präsidium kommen – sofern sich keine der übrigen gewählten Schulpflegemitglieder dazugesellen: Das bisherige Schulpflegemitglied Anita Fleury, mit 808 Stimmen in die Behörde gewählt, wird gegen das ehemalige Mitglied Lorenzo Galvan (578 Stimmen) antreten. Die beiden erhielten fürs Präsidium 404 (Fleury) beziehungsweise 330 (Galvan) Stimmen, was beiden nicht reichte bei erforderlichen 524 Stimmen. Am 25. November 2018 müssen also auch sie sich einem zweiten Wahlgang stellen. Und Galvan denkt nicht daran, aufzugeben: In einer Mitteilung der SVP Stammertal bestätigt er, der das Parteipräsidium innehat, dies.

Weiter in die neue Schulbehörde gewählt wurden die Bisherigen Markus Schneider (Waltalingen, 911 Stimmen), Thomas Erzberger (Oberstammheim, 726) sowie die bisherige Finanzverwalterin der Schulgemeinde, Heidi Mosimann (Oberstammheim, neu, 936).

Frauen ja, Unterstammer nein

Nebst Christoph Frei reichte es damit auch Gabriela Weinig (Unterstammheim) nicht zur Wahl mit 443 Stimmen. Parallelen zum neuen Gemeinderat fallen auf: Die Behörde wird zusammengesetzt sein aus drei Oberstammer Mitgliedern sowie zwei aus der Gemeinde Waltalingen – und auch hier schafften es die Unterstammer nicht, dafür wurden wieder zwei Frauen mit relativ vielen Stimmen gewählt. Dabei ist nicht vorgeschrieben, dass auch Unterstammer in den Behörden vertreten sein müssen – auch wenn sogar der zukünftige Verwaltungssitz der neuen Gemeinde in Unterstammheim liegt. «Wir hätten in die ­Gemeindeordnung einen Schlüssel verankern können», meint der Oberstammer Gemeindeschreiber Pfenninger. Darauf wurde verzichtet: «Sobald jemand ins Nachbardorf zieht, stimmt die Aufteilung wieder nicht», weiss er von der Fusion Basadingen-Schlattingen.

Ebenfalls zwei Frauen schafften die Wahl in die Rechnungsprüfungskommission mit Mirjam Hübscher (Guntalingen, 914 Stimmen) sowie Karin Kappeler (Guntalingen, 705). Ebenfalls aus der Gemeinde Waltalingen kommen die Gewählten Roger Schär (912), der als einziger Kandidat auch als Präsident ­gewählt wurde, sowie Hansruedi Ulrich (Guntalingen, 897). Im Gegensatz zu den anderen beiden Behörden schaffte es mit Arnold Förtsch (646 Stimmen) auch ein Unterstammer in die RPK, während Eduard Schibli (Oberstammheim) als Überzähliger ausscheidet.

Zu den Resultaten der Anwärter für Gemeinde- (2) und Schulpräsidium (3)

Beatrice Ammann: Die 56-Jährige muss gegen ihren jetzigen Oberstammer Gemeinderatskollegen Langhart für einen zweiten Wahlgang am 25. November ins Präsidium antreten. «Wer immer von uns dann mehr Stimmen holt, soll den Job als Präsident erledigen und wird es sicher recht machen», sagt sie.

Hansruedi Langhart: Im Gegensatz zu Bea Ammann trat der 55-Jährige auf Flugblättern allein auf – und wurde vom Gewerbeverein und von der SVP unterstützt. Selbst habe er kaum Aufwand gehabt. «Meine Frau und ich sind das Wahlkomitee», lacht er. Ob er vor dem 2. Wahlgang aktiv wird, lässt er offen.

Anita Fleury: Die Guntalingerin kandidierte erst in der zweiten Frist fürs Schulpflegepräsidium – und holte auf ­Anhieb mehr Stimmen als Konkurrent ­Lorenzo Galvan. «Ich fand, die Auswahl fürs Präsidium sei zu männerlastig, und ich wollte dem Stimmbürger eine Wahl ­geben», sagt sie.

Lorenzo Galvan: Der Schulpräsidiumskandidat über seinen zweiten Platz: «Ich sehe meine Chancen immer noch intakt – es sind ja noch die 158 Präsidialstimmen von Christoph Frei, die verteilt werden ­müssen.» Er nehme sich vor, das Tal zu überzeugen, «dass ich die Zeit habe, das Amt auch auszufüllen».

Christoph Frei: Der bisherige Ressortchef Liegenschaften in der Schulpflege Stammertal kommt für den zweiten Wahlgang nicht mehr infrage: Er verpasste diese klar. «Ich war der, der am meisten Geld ausgegeben hat im Tal», erklärt er seine Abwahl. Leider werde die gut harmonierende Schulpflege nun «zerlegt».

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