Verdienter und weitsichtiger Werkdirektor
Nachruf zum Hinschied von Herbert E. Bolli (1953–2017).
Fassungslos und erschüttert mussten wir am vergangenen Donnerstag zur Kenntnis nehmen, dass Herbert E. Bolli wenige Tage vor seiner Pensionierung völlig unerwartet verstorben ist. Über 26 Jahre lang leitete Herbert E. Bolli erfolgreich und umsichtig die Geschicke von SH Power. Die Stadt Schaffhausen verliert mit Herbert E. Bolli einen verdienten und weitsichtigen Werkdirektor, aber auch einen offenen, liebenswürdigen und hilfsbereiten Menschen.
Er hat entscheidend dazu beigetragen, SH Power zu einem modernen, für die Herausforderungen des Umbruches im Energiemarkt gewappneten Unternehmen zu entwickeln. Ein Unternehmen, das wirtschaftlich erfolgreich ist, mit seinen Renaturierungsprojekten aber auch einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Aufwertung des natürlichen Lebensraumes entlang unseres Rheines leistet.
Dass Herbert E. Bolli ein gutes Gespür für die Entwicklungen im Energiebereich hatte, zeigten seine frühen Weichenstellungen in Richtung Energiewende: Bereits 1992 beschritt Schaffhausen als erste Energiestadt neue Wege, und die Werke wurden von reinen Versorgungsbetrieben zu eigentlichen Energie-Dienstleistungsunternehmen. Die erfolgreiche Erschliessung neuer Gebiete mit Gas als Ersatz von Öl zum Heizen half mit, die Luftqualität der Stadt merklich zu verbessern, und war ein wichtiger Beitrag zur Erlangung des Goldlabels als Energiestadt.
Einen zweiten wichtigen Meilenstein stellten in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre die Renaturierungen am Rheinufer dar. 2003 wurde die Idee des CleanSolution-Ökostroms mit dem Ökofonds für Rheinrenaturierungen geboren. Mit der Positionierung als innovatives Energieunternehmen hat sich SH Power weit über die Kantonsgrenzen hinaus Beachtung verschafft. Mit der neuen Ausrichtung als Infrastrukturdienstleister mit klimaschonender Ausprägung leistet SH Power einen wertvollen Beitrag zur Energie- und Klimapolitik der Stadt Schaffhausen.
Wie gut Herbert E. Bolli die Entwicklungen auf dem Energiemarkt einschätzen konnte, zeigt auch die Gründung der Etawatt AG, die er als VR-Präsident in den letzten zehn Jahren erfolgreich geführt hat.
Herbert E. Bolli hat früh erkannt, dass zwischen den Netzen und Diensten von SH Power und der Sasag AG erhebliche Synergien liegen. Als Verwaltungsrat hat er entscheidend dazu beigetragen, dass die Sasag AG mit ihrem Kabelnetzangebot konkurrenzfähig bleibt und den grossen Kabelnetzbetreibern bis heute Paroli bieten kann.
Im Schweizer Energiemarkt war Herbert E. Bolli als Fachmann geschätzt und respektiert. In mehreren Verwaltungsräten wie jenen der Erdgas Ostschweiz AG, von Open Energy oder Swisspower wie auch in weiteren Unternehmen ausserhalb der Energiebranche konnte er seine Fachkenntnisse und sein Engagement einbringen. In diesem Zusammenhang darf auch sein grosses ehrenamtliches Engagement im Stiftungsrat der Altra erwähnt werden, den er während 16 Jahren präsidierte.
Die grosse Wertschätzung, die das Werk von Herbert E. Bolli auch regional genoss, zeigte sich nicht zuletzt auch in der hohen Akzeptanz der Ökostromangebote. Sie ermöglichten SH Power die umfangreichen Massnahmen zur Renaturierung des Rheinufers, die im vergangenen Jahr mit dem überaus erfolgreichen Kinofilm «Die Rheinmacher» dokumentiert wurden.
Dass er das alles nicht allein umsetzen konnte, erklärt sich von selbst. Hier zeigten sich auch seine Führungsqualitäten und sein Teamgeist: Er stand als Kapitän auf Deck und hat das Schiff 26 Jahre lang gut durch Wind und Wellen gesteuert. Ihm war aber immer bewusst, dass er seinem Personal Sorge tragen und seinen Kollegen auf der Führungsebene Verantwortung belassen musste, um gemeinsam Erfolg zu haben.
Für sein Wirken, das über seinen Tod hinaus an vielen Orten bleibende Spuren hinterlässt, schulden wir Herbert E. Bolli grossen Dank. Sein Tod nur wenige Tage vor seinem Übertritt in den Ruhestand, mitten in seinen Abschlussarbeiten in den Städtischen Werken und in den Vorbereitungen für eine längere Reise zusammen mit seiner Ehefrau, lässt uns sprachlos zurück. Gleichzeitig ist es tröstlich zu wissen, dass er in vielem weiterleben wird, was er während seiner langjährigen Tätigkeit aufzubauen geholfen hat.
Seiner Ehefrau und seinen Angehörigen entbieten wir unser tief empfundenes Beileid.
Im Namen des Stadtrates
Peter Neukomm, Stadtpräsident