Stettemer sollen sichtbarer werden

Tobias Bolli | 
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Die Westen werden mit einem aufgedruckten Gemeindelogo und in zwei Grössen ausgeliefert. Bild: Tobias Bolli

Stetten hat 600 Leuchtwesten angeschafft, die von der Bevölkerung gratis bezogen werden können. Die Westen sollen den Langsamverkehr auf der Hauptstrasse von Herblingen nach Stetten sicherer machen.

Eine liegende Mondsichel auf rotem Grund – das Wappen von Stetten zeigt das hellste Gestirn der Nacht. Ähnlich wie die gemeine Figur des Stettemer Wappens sollen auch die Stettemer selbst gut gesehen werden, zumal dann, wenn die Nacht hereinbricht. Seit Ende letzter Woche können Einwohnerinnen und Einwohner kostenfrei eine Leuchtweste bei der Gemeindekanzlei beziehen und so die Aufmerksamkeit von Automobilisten rechtzeitig auf sich lenken. 600 Stück wurden geliefert, rund eine Weste für jeden zweiten Einwohner oder jede zweite Einwohnerin.

Entwickelt wurde die Idee von Gemeindepräsident Urs Lichtensteiger (FDP) und Vizepräsident Thomas Müller (SVP). «Wenn ich mit dem Velo unterwegs bin, sehe ich immer wieder Leute am Wegrand von Herblingen nach Stetten gehen», so Müller. «Oft tragen sie dunkle Kleidung und sind deswegen kaum sichtbar. Ich wusste, dass das früher oder später nicht gut gehen kann.» Analog treffe er während seiner Joggingrunde am Samstagmorgen bisweilen auf Jugendliche, die gerade vom Ausgang zurückkommen. «Auch sie tragen oft dunkle Kleidung und sind in der Dämmerung nur schwer zu sehen.»

«Wenigstens können wir dafür sorgen, dass unsere Bürgerinnen und Bürger gut gesehen werden.»

Thomas Müller, Vizepräsident Stetten

Besorgt um deren Sicherheit, habe er Urs Lichtensteiger gefragt, wann das Trottoir auf der Hauptstrasse zwischen Herblingen und Stetten umgesetzt werde – zurzeit gibt es auf der ganzen Länge dieser Strasse lediglich einen markierten Veloweg. Die Antwort des Gemeindepräsidenten habe nicht zu seiner Beruhigung beigetragen. Das Trottoir ist erst in Planung und dürfte mindestens noch vier Jahre auf sich warten lassen. «Für uns war klar, so lange wollen wir nicht warten. Wenigstens können wir bis dann dafür sorgen, dass unsere Bürgerinnen und Bürger gesehen werden.»

Sichtbarkeit schafft Sicherheit

Tatsächlich sind dunkel gekleidete Verkehrsteilnehmer generell schlechter erkennbar. Gemäss Touring Club Schweiz (TCS) sehen Automobilisten Personen in dunkler Kleidung erst in 25 Meter Entfernung. Personen mit heller Kleidung seien auf 40 Meter Entfernung erkennbar – je nach Geschwindigkeit genügt auch das kaum, um ein spontanes Ausweichmanöver durchzuführen. Menschen, die zusätzlich reflektierende Elemente tragen, sind dagegen bereits auf 140 Meter Entfernung sichtbar. In der Nacht sei das Unfallrisiko dreimal höher als am Tag, bei Regen oder Schnee sogar zehnmal so hoch.

Die Westen würden von der Bevölkerung positiv aufgenommen, sagt Müller. «Bevor sie letzte Woche bei uns ankamen, verzögerten Lieferschwierigkeiten ihr Eintreffen. Darauf meldeten sich einige Bürgerinnen und Bürger, die enttäuscht waren», so Müller. Ähnlich äussert sich Gemeindepräsident Urs Lichtensteiger. «Obschon wir uns in der Ferienzeit befinden, haben wir bereits Anrufe von Interessierten bekommen.» Allgemein seien Bürgerinnen und Bürger bestrebt, die Verkehrssicherheit in und um Stetten zu erhöhen, beispielsweise gebe es Leute, die auf eine Tempo-30-Zone in Steten hinwirken. Er selbst schätze die hiesigen Strassen aber nicht als gefährlicher ein als in anderen Gemeinden.

Der viel diskutierte Veloweg zwischen Schaffhausen und Stetten sei vom Kanton im Rahmen des «Agglomerationsprogrammes Schaffhausen 4. Generation» ins Auge gefasst worden. Agglomerationsprogramme entstehen im Austausch des Kantons mit den Gemeinden. Sie legen langfristige Entwicklungsziele fest und definieren Verkehrsinfrastrukturmassnahmen, um diese Entwicklungsziele zu erreichen. Die Mittel zur Förderung der Massnahmen werden beim Bund beantragt. «Bis alles bewilligt ist, kann es noch dauern, wir rechnen mit der Umsetzung in den nächsten vier bis fünf Jahren», so Gemeindepräsident Lichtensteiger. Der Stadtrat versicherte zuletzt im April 2018, den Veloweg nach Stetten noch in jenem Jahr umzusetzen (die SN berichteten). Gemäss Martin Baggenstoss, Fachstelle Langsamverkehr Tiefbau Schaffhausen, wurden die Pläne in der Projektionsphase aber fallen gelassen und stattdessen in Kleinmassnahmen überführt.

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