Weshalb Zeit mit dem Nachwuchs jeden Muskelkater der Welt wert ist

Ralph Denzel Ralph Denzel | 
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fotografiert am, in . (Roberta Fele / Schaffhauser Nachrichten)
Auch für Kinder im Kindergartenalter bietet der Newsletter Tipps, Ideen und Veranstaltungshinweise. Auch für Kinder im Kindergartenalter bietet der Newsletter Tipps, Ideen und Veranstaltungshinweise. Bild: Roberta Fele

«Das war’s wert!» Trampolin, Hüpfburg & Co. mögen mit der Ausdauer eines Kindes zwar mehr Spass machen, die geteilten Momente machen den Muskelkater aber mehr als wett.

Vor Kurzem war ich mit meinem Sohn in einer Hüpfburgwelt. Es war ein wunderschöner Frühsommertag, mit strahlend blauem Himmel. Die Attraktionen waren bereits voller anderer Kinder, die darauf herumturnten, während ihre Eltern sich meistens an den auf dem Gelände aufgestellten Tischen lümmelten und auf ihre Handys starrten.

Als ich unsere Eintrittskarten löste, grinste mich der Mann an der Kasse an und sagte: «Die Attraktionen sind übrigens auch ausdrücklich für Eltern geeignet.» Das hat sich mein Junior nicht zweimal sagen lassen und Papa musste sich ebenfalls ins Gedränge stürzen. Unter den skeptischen Blicken der anderen Eltern zog ich also meine Schuhe aus und warf mich auf die Trampoline, Hüpfburgen, schlitterte über Rutschen, kraxelte Klettereinrichtungen hoch und sprang mit Sohnemann um die Wette.

Allerdings sind diese Orte vielleicht für Erwachsene erlaubt, aber definitiv nicht für Erwachsene gemacht. Mehr als einmal blieb ich stecken, weil es zu eng war. Nach kurzer Zeit keuchte ich, trotz regelmässigem Ausdauersport, wie eine Dampflokomotive mit einem leckenden Kessel und hatte mehr als einmal das Gefühl, dass mein Puls schwindelerregende Höhen erreicht haben musste.

Sohnemann war das natürlich gänzlich egal: «Komm schon Papa, weiter!», trieb er mich beharrlich mit einer gefühlten Mischung aus Sklaventreiber auf einer Galeere und übermotiviertem Folterknecht an. Pausen kann man machen, wenn man tot ist – allerdings sagte mir meine brennende Lunge und mein kurz vor der Explosion hämmernder Herzschlag, dass dies nicht mehr lange dauernd würde, wenn ich das Tempo beibehielt.

«Komm schon Papa, weiter!»

Nach knapp drei Stunden gab ich dann auf. Meine Beine waren wackelig, mein Körper geschunden wie nach einem Marathonlauf. Immerhin war auch Sohnemann erledigt.

Warum tat ich mir das an? Ich hätte mich auch mit den anderen Eltern unter einen Sonnenschirm setzen können und zuschauen, wie mein Stammhalter sich selbst auspowert. Aber das wollte ich nicht. Warum?

Weil ich mich an ganz viele Dinge aus meiner eigenen Kindheit erinnerte: Wie mein Vater mit mir stundenlang in einem Hotelpool tobte, mich packte und über seinen Kopf, sehr zu meiner Freude, ins Wasser warf. Wie ich mit meinem Vater auf einer riesigen Rutschbahn mich todesmutig auf seinem Schoss in den Abgrund stürzte. Wie mein Vater mit mir lachend ein Wettrennen machte – er zu Fuss, ich in meinen neuen Rollschuhen.

Ich kann mich erinnern, dass ich auch alleine im Pool spielte, alleine die Rutschbahn runterrutschte und nur mit mir selbst mit meinen Rollschuhen die Strassen unsicher machte. Aber die wirklichen Erinnerungen, die geblieben sind, waren die, in denen mein Vater diese Momente mit mir teilte und wir gemeinsam so etwas Schönes erleben konnten. Geteilte Freude ist doppelte Freude.

So war es mir wichtig, dass ich auch mit meinem Sohn solche herrlichen Momente teilen konnte. Er wird sich vielleicht mal nicht mehr an diese Hüpfburgwelt erinnern, aber er wird sich immer daran erinnern können, wie Papa mit ihm gespielt, getobt und Blödsinn gemacht hat.

Das war das Risiko eines anstrengungsbedingten Herzinfarkts absolut wert. Die Zeit, die wir zusammen verbringen durften und die für ihn hoffentlich noch lange als wunderschöne Erinnerung bleiben wird.

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