Lebenserwartung steigt, Altersrenten sinken

Jeannette Vogel | 
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Blick auf die Cilag-Baustelle: Der Pharmabetrieb bietet wesentlich höhere Pensionskassenleistungen als gesetzlich vorgeschrieben. Bild: Jeannette Vogel

Die Finanzierung der Renten wird schwieriger, die Bezüger leben länger, und es werden mehr. Wie verändern sich die Umwandlungssätze bei den drei grossen Schaffhauser Pensionskassen?

Bäumchen, wechsle dich. Nur wenige Angestellten bleiben ihr ganzes Erwerbsleben beim gleichen Arbeitgeber. Der Anspruch auf die eigenen Pensionskassenbeiträge wie auch jene des Arbeitgebers bleibt indes bestehen. Die Höhe der Altersrente hängt vom Umwandlungssatz (UWS) ab, mit dem das vorhandene Altersguthaben multipliziert wird. Das Bundesrecht (BVG) sieht nach wie vor einen Umwandlungssatz von 6,8 Prozent vor. Dieser Satz ist jedoch nur massgebend für den obligatorischen Teil, das heisst die gemäss BVG als Minimum berechnete Rente. Das Sparguthaben setzt sich normalerweise aus einem obligatorischen und einem überobligatorischen Guthaben zusammen, dieses wird zum Zeitpunkt der Pensionierung in eine lebenslängliche Altersrente umgerechnet (siehe Infobox).

Den Umwandlungssatz für überobligatorische Guthaben können die Pensionskassen selber festlegen. Wegen der seit Jahren zunehmenden Lebenserwartung wird er gesenkt, weil aus demselben Altersguthaben eine Rente immer länger ausbezahlt werden muss. Wie verändern sich die Sätze bei den drei grössten Pensionskassen in Schaffhausen, und legen sie das Geld der Versicherten im fossilen Sektor an?

Umweltfaktoren berücksichtigt

Die Pensionskasse Schaffhausen (PKSH) ist eine Vorsorgeeinrichtung für den Kanton Schaffhausen und für 62 angeschlossene Arbeitgeber. Sie betreut rund 10'500 Versicherte, davon 3500 Rentenbeziehende. 2017 betrug der UWS noch 5,8 Prozent, im vergangenen Jahr wurde er auf 5,2 Prozent gesenkt. Die Finanzierung der Renten – bei steigender Lebenserwartung und sinkenden Aktienrenditen – werde zunehmend anspruchsvoller, sagt PKSH-Geschäftsführer Oliver Diethelm: «Für 2019 und danach behalten wir aber den Satz von 5,2 Prozent bei.» Das Interesse der Kunden, mit welchen Anlagen das Geld verdient wird, sei ebenfalls gestiegen: «Es wird vermehrt nachgefragt, ob wir unsere klimapolitische und soziale Verantwortung auch wahrnehmen.» Die Pensionskasse der Stadt Zürich will beispielsweise auf Anlagen in Kohlefirmen verzichten, Dies deshalb, weil Investitionen in die Kohle-, Erdöl- und Erdgasindustrie den Klimawandel befeuern. Schliesst auch die PKSH bestimmte Unternehmen aus dem Anlagenportfolio aus? «Ja», so Diethelm, und dies, obwohl die Renditemöglichkeiten bereits ziemlich ausgereizt seien: «Wir haben unser Anlagereglement 2018 entsprechend ergänzt.» Die sogenannten ESG-Faktoren (Environment, Social, Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) werden im Anlageprozess systematisch berücksichtigt, sagt der Geschäftsführer. Keinen Silberstreifen am Horizont sieht Diethelm hingegen gegenwärtig bei der Schweizer Politik, nach dem Scheitern der Altersvorsorge 2020 verharrt der obligatorische UWS bei 6,8 Prozent: «Ich wünsche mir, dass endlich die gesetzlichen Vorlagen, das heisst der Umwandlungssatz, der Realität angepasst beziehungsweise entpolitisiert werden, damit die jüngere Generation nicht vor einem Scherbenhaufen steht.»

GF reduziert Satz auf 5,5 Prozent

1919 wurde die Pensionskasse des Schaffhauser Industriekonzerns Georg Fischer (GF) gegründet mit dem Zweck, alle Mitarbeitenden sowie die der gegenwärtig 14 mit ihr verbundenen Unternehmen gegen die wirtschaftlichen Folgen von Alter, Tod und Invalidität zu versichern. Per Ende 2017 bezogen von den rund 3000 Versicherten 1700 eine Rente. 2017 betrug der UWS 5,8 Prozent, seit Januar 2018 sinkt er: «Der Umwandlungssatz 65-Jähriger reduziert sich jeden Monat um 0,0125 Prozent, bis er Ende 2019 dann 5,5 Prozent erreicht», sagt GF-Pressesprecherin Szilvia Früh. Der Satz werde im Jahr 2020 weiterhin 5,5 Prozent betragen.

Nachhaltigkeit ist auch für die GF-Pensionskasse ein wichtiges Thema, so Früh. Der Konzern lege dabei einen besonderen Wert darauf, bei Renovationen von Liegenschaften wie auch bei Neubauten auf ökologische Aspekte zu achten. «Bei Investitionen setzt das Unternehmen auf ein diversifiziertes Anlagenportfolio», so die Pressesprecherin, mehr liess sie sich nicht entlocken.

Satz bei Cilag beträgt 6 Prozent

«Unsere Pensionskasse hat nach wie vor Topleistungen», sagt Cilag-Pressesprecher Thomas Moser. Johnson & Johnson (J & J) Schweiz führt eine Pensionskasse zur beruflichen Vorsorge aller Mitarbeitenden der Schweizer Niederlassungen, zu ihnen gehört auch die Schaffhauser Pharmaherstellerin Cilag mit rund 1200 Mitarbeitenden. Gegenwärtig sind landesweit rund 5900 Personen aktiv versichert, an 1370 wird eine Rente ausbezahlt. Für das gesamte Altersvermögen beträgt der UWS 6 Prozent ab dem 65. Altersjahr und 5,85 Prozent ab 64. Altersjahr. «Unsere Pensionskasse hält sich zunächst an den vom Gesetz geforderten Schutz und bietet darüber hinaus wesentlich höhere Leistungen für die Versicherten.» Der Mitarbeiter könne etwa auf ein separates Konto Geld einzahlen, um sich vorzeitig pensionieren zu lassen. Je nach Anzahl der Dienstjahre verdopple der Arbeitgeber maximal die einbezahlte Summe dieser AHV-Überbrückungsrente. Nachhaltigkeit und Ökologie hat sich die Cilag analog der GF-Pensionskasse auf die Fahne geschrieben. Es sei ihr ein Anliegen, Gebäude nach modernen ökologischen Grundsätzen zu bauen. «Das jüngste Beispiel ist unser 20 Millionen Franken teure Laborneubau, welcher bis Ende Jahr bezugsbereit sein wird», sagt Pressesprecher Thomas Moser.

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