«Die Gewalt des Sturzes»

Saskia Baumgartner | 
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Historiker Martin Harzenmoser kurz nach der Enthüllung der Goethe-Gedenktafel im «Schlössli Wörth». Bild: Julia Leppin

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) besuchte während seiner Schweizreisen jedes Mal den Rheinfall. Nun wurde dem deutschen Dichter beim «Schlössli Wörth» eine Gedenktafel gewidmet.

Der Rheinfall lockte schon viele bekannte Persönlichkeiten an: ob Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich, Eduard Mörike oder auch Johann Wolfgang von Goethe. Letzterem wird nun eine Gedenktafel gewidmet, die gestern im «Schlössli Wörth» – passenderweise im Goethe-Saal – enthüllt wurde. Heute soll sie am Gebäude angebracht werden.

Tolstoi enttäuscht, Goethe entzückt

Baudirektor Martin Kessler ging bei seiner Rede auf die vielen berühmten Rheinfallbesucher ein, darunter Adlige, Schriftsteller und Maler. Nicht alle seien vom Wasserfall begeistert gewesen – das dürfe nicht verschwiegen werden. Leo Tolstoi etwa habe über den Rheinfall notiert: «Ein abnormaler, nichtssagender Anblick.» Anders Goethe, der Neuhausen während seiner Reisen in die Schweiz dreimal besuchte und sehr beeindruckt vom Naturschauspiel war. Kessler zitierte einen Tagebucheintrag Goethes, in dem er «beinahe benommen» schrieb: «Erregte Ideen über die Gewalt des Sturzes. Unerschöpfbarkeit als wie ein Unnachlassen der Kraft. Zerstörung, Dauern, Bewegung, unmittelbare Ruhe nach dem Fall.»

Das letzte Mal war Goethe im September 1797 am Rheinfall und auch im «Schlössli Wörth» zu Gast. Dieser Besuch vor 221 Jahren war auch der Anlass für die Gedenktafel. Die Enthüllung war zudem der Auftakt des ersten von insgesamt vier Goethe-Abenden. Ein Event der Rheinfall Gastronomie, bei dem die Besucher im «Schlössli Wörth» ein Vier-Gang-Menü speisen und zwischen den Gängen von Historiker Martin Harzenmoser auf humorvolle Art über Goethes Aufenthalte in der Schweiz und vor allem in der Region aufgeklärt werden. Eine Kostprobe gab Harzen­moser noch vor dem ersten Gang. Dazu schlüpfte er in die Rolle von Johann Jakob Altdorfer (1741–1804). Der Schaffhauser Theologe und Goethe hatten einen gemeinsamen Freund und trafen sich einst sogar beim letztem Rheinfallbesuch des Dichters.

Harzenmoser schilderte, wie Goethe bei einer Schweizreise einmal nackt in der Sihl ­badete und prompt von einem Sittenwächter erwischt wurde. Wie er den Thaynger Wein lobte und wie entsetzt er von einem französischen Rheinfallbesucher war, der den Wasserfall als nicht annähernd so beeindruckend empfand wie der Dichter selbst.

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