Lehrermangel: Projektgruppe sucht Lösungen

Wie kann dem Lehrermangel im Kanton Schaffhausen entgegengewirkt werden? Das Erziehungsdepartement hat eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die diese Frage beantworten soll. Einer der Vorschläge lautet: weniger Unterrichtsstunden bei vollem Lohn für Junglehrer.
Wenn Anfang Jahr jeweils noch Dutzende Stellen für das kommende Schuljahr offen sind, ist das Thema Lehrermangel üblicherweise besonders präsent. Mit Stolz verkünde man kurz vor den Sommerferien jeweils, dass alle Stellen besetzt werden konnten, sagt Roman Staude vom Lehrerverein Schaffhausen. «Aber man sagt nicht, wie sie besetzt wurden.» Wenn man genau hinschaue, merke man oft: Die eingestellten Personen haben nicht selten kein adäquates Lehrdiplom – oder wurden aus der Pension zurückgeholt. «Dann laufen schnell wieder viele Teams am Anschlag. Und es ist nicht mehr so erfreulich wie auf den ersten Blick.» Immerhin scheine man endlich eingesehen zu haben, dass der Lehrermangel ein längerfristiges, wiederkehrendes Problem sei. Nicht nur in Schaffhausen.
Der Markt sei ausgetrocknet, sagt Staude. Es sei Zeit, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Löhne seien dabei nur ein Aspekt, wenn auch ein wichtiger. «Es kommt oft vor, dass man Stellen besetzt, die Lehrpersonen aber nach einem Jahr wieder kündigen. Die Gründe für diese Kündigungen sind vielfältig.»
«Über den Tellerrand schauen»
Das Erziehungsdepartement des Kantons Schaffhausen hat vor kurzem eine Projektgruppe ins Leben gerufen. Im letzten Monat hat sie sich erstmals zusammengesetzt: dabei sind Vertreterinnen und Vertreter der Stufen- und Fachkonferenzen, des Lehrervereins, des Schulleiterverbands, der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen (PHSH) sowie einzelne Schulbehörden. Ziel ist, herauszufiltern, wo Potenzial besteht, um die Rahmenbedingungen im Lehrberuf attraktiver und konkurrenzfähiger zu gestalten. Es gehe dabei um die Verbesserung der Anstellungs-, Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen, sagt Ruth Marxer, Dienststellenleiterin Primar- und Sekundarstufe I beim Erziehungsdepartement. Viele Ideen seien im ersten Workshop im April eingebracht, viele Bedürfnisse ausgesprochen worden. Diese Woche soll bereits das zweite Treffen stattfinden. «Wir sind daran, die Ideen zu analysieren und zu ordnen», sagt Marxer. Die Ideen seien sehr vielfältig, zum Teil fantasievoll und innovativ. «Wir wollen bewusst auch über den Tellerrand schauen.»
«Nur mit dem Finger zu schnippen reicht nicht aus.»
Ruth Marxer, Dienststellenleiterin Primar- und Sekundarstufe I
Massnahmen, die das Schulgesetz betreffen, benötigten mehr Zeit: «Was mittel- und langfristig möglich ist, wird sich zeigen.» Massnahmen auf Verordnungsstufe seien kurzfristiger realisierbar. Zu früh sei es, um die Ideen zu kommunizieren, erste Ergebnisse sollen aber voraussichtlich anfangs Juni veröffentlicht werden. «Mögliche Handlungsfelder müssen erst sauber abgeklärt werden. Nur mit dem Finger zu schnippen reicht nicht aus.»
Burnout oder schlechte Qualität
Staude verrät eine Idee, die der Lehrerverein in die Projektgruppe eingebracht hat: Der Verein schlägt vor, Junglehrpersonen zu entlasten. «Den Hauptaufwand haben Lehrpersonen am Anfang ihrer Karriere, wenn sie noch kein Unterrichtsmaterial angehäuft und wenig Erfahrungen mit Klassenführung haben.» Konkret würde das bedeuten, dass das Pflichtpensum heruntergeschraubt wird, Junglehrpersonen für zwei, drei Jahre also 100 Prozent Lohn ausbezahlt bekommen, aber ein bisschen weniger als 100 Prozent arbeiten würden. «Mit gutem Gewissen können Junglehrpersonen nicht mit einem 100-Prozent-Pensum in den Beruf einsteigen», sagt Staude. «Sonst brennen sie aus oder machen ihre Arbeit nicht gut.»