Kanton löste Vertrag mit Kantonsärztin auf
Der Kanton Schaffhausen hat das Arbeitsverhältnis mit Kantonsärztin Maha Züger aufgelöst. Sie war lediglich mit einem 30-Prozent-Pensum angestellt und häufte in der Pandemie rund 600 Überstunden an. Sie bedaure den Entscheid, sagt Züger.
Maha Züger, die per Anfang 2018 als Kantonsärztin in Schaffhausen angestellt wurde, ist nicht mehr im Amt. Züger bestätigt gegenüber den SN eine entsprechende Meldung von Radio Munot. Sie sei bereits seit Mitte Juni nicht mehr als Kantonsärztin aktiv tätig, sagt Züger. In den letzten Monaten haben sich bei ihr rund 600 Überstunden angehäuft. Züger war in einem 30-Prozent-Pensum als Kantonsärztin angestellt. «Ich habe den Kanton bereits Ende des letzten Jahres darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Pensum nicht einmal für das Tagesgeschäft reicht», sagt Züger. «Medizinische Belange der Bevölkerung sind zentral.» Als dann in der Schweiz die ersten Corona-Fälle gemeldet wurden, habe sich die Situation dramatisch verschärft. «Wir haben mit solchen Pandemien keine Erfahrung wie Mediziner in Asien.» Die letzten Monate seien sehr anstrengend gewesen. Sie und ihr Team hätten täglich mehr als 12 Stunden gearbeitet und praktisch rund um die Uhr erreichbar sein müssen.
Mitten in der Pandemie wollte die Regierung dann eine Umstrukturierung angehen: den kantonsärztlichen Dienst teilweise an Zürich oder Thurgau übertragen oder Aufgaben zusammenlegen. Doch das scheiterte. Sie sei deshalb gefragt worden, ob sie einverstanden sei, wenn der Vertrag mit ihr aufgelöst werde, sagt Züger. Schweren Herzens habe sie zugestimmt. Sie hätte ihr Pensum auf maximal 60 oder 70 Prozent aufstocken können, so die dreifache Mutter. «Ich hätte meine Arbeit aber niemals aufgegeben, vor allem nicht jetzt, während einer Pandemie.» Züger bedauert, dass sie ihre Aufgabe abgeben musste. «Ich war sehr gerne Kantonsärztin und fühlte mich mit der Schaffhauser Bevölkerung sehr verbunden. Ich wollte die Schaffhauser nicht im Stich lassen.» Doch sie habe den Entscheid akzeptiert.
In den letzten Wochen ist die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen im Kanton Schaffhausen stark angestiegen. Züger beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Weil sie aber nicht mehr Kantonsärztin ist, hat sie auch keine beratende Funktion mehr in Bezug auf Entscheidungen der Regierung. Der Entscheid etwa, vorerst auf eine Maskenpflicht in Läden zu verzichten, wurde ohne Zügers Beizug gefällt. Sie weist darauf hin: «Wir haben im Moment ähnlich viele Pro-Kopf-Fälle wie Genf, es sind die höchsten Zahlen der gesamten Schweiz.» In Genf gilt seit Ende Juli eine Maskenpflicht in Geschäften, und die Clubs wurden geschlossen.
Christoph Aeschbacher, Sekretär des Departements des Innern, sagt, man suche nun einen Kantonsarzt oder eine Kantonsärztin mit einem 100-Prozent-Pensum. In der Zwischenzeit soll der Arzt Michael Vetter den Kanton in Pandemiefragen unterstützen. Er war bereits in letzter Zeit für den Kanton tätig.