Die ganze Verwaltung an einem Ort


Bis 2024 soll das Stadthausgeviert in neuem Glanz erstrahlen. 23.4 Millionen Franken kostet das Projekt. Am 17. November kommt der Kredit vors Volk. Eine Auslegeordnung.
Der Zeitplan
Sagen die Stimmbürger am 17. November Ja zur Kreditvorlage, wird das Projekt für die Verwaltungsgebäude im Detail ausgearbeitet. Zeitgleich erfolgen archäologische Grabungen auf dem Areal. Läuft alles nach Plan, sind die neuen und sanierten Gebäude bis Ende 2024 bezugsbereit.
Mitten in der Altstadt steht ein Gebäudekomplex, der zumindest in Teilen so gar nicht in die herausgeputzten historischen Häuserzeilen Schaffhausens passen will: das Stadthausgeviert, welches der Stadt gehört. Im nördlichen Teil, vom Platz her gesehen, sind mehrere Gebäude stark heruntergekommen: «Guardianshaus» und «Schwarzer Stier» am Platz sind einsturzgefährdet, auch diejenigen an der Safrangasse und der Krummgasse können nicht mehr genutzt werden. In grundsätzlich gutem Zustand sind hingegen die Verwaltungsgebäude an der Stadthausgasse, wobei auch hier Sanierungsbedarf besteht.
Wie das ehemalige Barfüsserkloster weiterentwickelt werden soll, wird seit Jahrzehnten diskutiert – sieben Sanierungsprojekte sind bisher gescheitert. Nun steht mit einem neuen Anlauf eine Weichenstellung an: Der Stadtrat will die Kernverwaltung mit 165 Arbeitsplätzen, die heute in verschiedenen Liegenschaften in der Stadt untergebracht sind, im südlichen Teil des Stadthausgevierts zentralisieren: mit einem Neubau, der das Stadthaus und das Haus zum Eckstein verbindet. Zusätzlich soll der «Eckstein» um zwei Etagen aufgestockt werden. Dafür beantragt der Stadtrat einen Investitionskredit von 23,1 Millionen Franken – am 17. November entscheidet das Stimmvolk darüber. Vom gesamten Investitionsvolumen sind 12,2 Millionen Franken gebundene Kosten für die Sanierung. Für archäologische Grabungen und die Dokumentation der Funde fallen 2,8 Millionen Franken an. Von diesem Betrag übernimmt der Kanton die Hälfte.
Auch der Nordteil des Stadthausgevierts soll entwickelt werden, aber nicht von der Stadt selber: Sie will die Gebäude im Baurecht abgeben und muss so das Investitionsvolumen nicht alleine tragen. Diesen Entscheid hat der Grosse Stadtrat bereits an der Sitzung vom 2. Juli in eigener Kompetenz gefällt.
Empfangshalle mit Infoschalter
Entwickelt wurde das vorliegende Projekt vom Planerteam rund um die Alb Architektengemeinschaft AG aus Bern, in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege – die Stadtbildkommission hat grünes Licht dafür gegeben. Die augenfälligste Veränderung auf dem Areal wird der dreistöckige, leicht zurückversetzte Neubau an der Stadthausgasse mit einer Nutzfläche von rund 2400 Quadratmetern sein. Herzstück ist die Empfangshalle mit einem zentralen Infoschalter, wo künftig Ausstellungen und Informationsveranstaltungen stattfinden sowie die Wahl- und Abstimmungsurnen aufgestellt werden. Vom Eingang aus sind der Schalter von Einwohnerkontrolle, Zivilstandsamt, Stadtpolizei sowie von Baupolizei und Stadtplanung direkt zugänglich. Auch die Steuerverwaltung und die Abteilung Immobilien haben einen direkten Zugang zum Eingangsbereich, aber keine festen Schalter. Kosten wird der Neubau rund 12,9 Millionen Franken, Archäologiearbeiten inklusive.
Im Stadthaus, das für 4,5 Millionen Franken saniert wird, verbleiben die Verwaltungsbüros, der Stadtratssaal und das Präsidialreferat. Dazu kommen Sozialräume und neue WC-Anlagen. Das Gebäude ist für die Öffentlichkeit in Zukunft über die Empfangshalle erreichbar.
Im «Eckstein» stehen Investitionen von 5,7 Millionen Franken an. Hier sind auch in Zukunft Einzel- und Gruppenbüros sowie Sitzungszimmer vorgesehen. Es wird über den Neubau mit einem Lift und einer Treppenanlage erschlossen. In den zusätzlichen zwei Etagen können weitere Abteilungen untergebracht werden. Sowohl im «Eckstein» als auch im Stadthaus bleibt die kleinräumige Struktur bestehen, im Neubau sind hingegen Gruppenbüros und zusammengefasste Pausenräume möglich.
Durch die Zusammenführung der Verwaltungsabteilungen werden vier Liegenschaften freigespielt: «Zum Käfig», «Grosses Haus», «Freudenfels» und «Ritter». Sie können, je nach Gebäude, für Wohnungen, Büros, Praxen oder Läden genutzt werden; entsprechende Vorprojekte dazu gibt es bereits. Insgesamt werden Flächen im Wert von total 13 Millionen Franken frei; die Liegenschaften werden zu einem späteren Zeitpunkt entwickelt und sind nicht Teil der Vorlage.
Die historischen Trauzimmer im Haus Freudenfels bleiben bestehen, genauso das Stadtarchiv und die beiden Läden im «Grossen Haus». Auch die Apotheke im Haus zum Ritter bleibt.
Kritik am «Eckstein»-Dach
Die Vorlage des Stadtrats ist nicht unumstritten. die FDP lehnt sie ab. Die Partei kritisiert das Erscheinungsbild des geplanten Neubaus und die Aufstockung des Hauses zum Eckstein, die nicht kompatibel mit der historischen Altstadt sei. Im Grossen Stadtrat waren sich die Fraktionen zwar einig, dass beim Stadthausgeviert Handlungsbedarf besteht, und die Vorlage wurde in der Schlussabstimmung mit 30 zu 1 Stimmen angenommen. Ein Element allerdings gab zu reden: die Aufstockung des Hauses zum Eckstein mit einem Flachdach. Als «unauffällig und selbstverständlich» sollte es wahrgenommen werden, heisst es dazu in der Vorlage. Die Visualisierung dazu ist in der Vorlage des Stadtrats noch zu sehen, im Abstimmungsbüchlein hingegen nicht mehr. Grossstadtrat Stephan Schlatter (FDP) hatte das Gebäude in der Ratsdebatte als «Schandfleck mit unsichtbarem Dach und blinden Fenstern» bezeichnet und sein Unverständnis darüber geäussert, dass die Stadtbildkommission diese Architektur gutgeheissen hatte. Er beantragte deshalb erfolgreich, die Aufstockung im Rahmen der Bau- und Ausführungsplanung in das Altstadtbild einzupassen. Wie genau das Dach nun aussehen wird, ist noch offen.
Gesucht: Investor für den Nordteil
Der Stadtrat möchte die insgesamt sieben Liegenschaften im nördlichen Teil des Stadthausgevierts, die sich im Finanzvermögen befinden, im Baurecht abgeben. Das heisst, ein Investor soll die dringend sanierungsbedürftigen Gebäude entwickeln. An der Krummgasse 12 ist ein Neubau möglich, alle anderen Häuser sollen saniert werden.
Im Vorprojekt, das die Denkmalpflege bereits abgesegnet hat, sind dreizehn Wohnungen, vier Läden, drei Büros oder Praxen, ein Weinkeller sowie ein Café oder eine Weinbar vorgesehen. Das Guardianshaus am Platz ist nicht für Büros oder Wohnungen geeignet, weshalb hier ein Restaurant entstehen soll. In der Mitte des Gevierts ist ein öffentlich zugänglicher Klostergarten geplant, in dem das Café einen Aussenbereich bekommt. Der Garten soll auch für Hochzeitsapéros nach Trauungen im nahen Zivilstandsamt genutzt werden.
Insgesamt ist mit Investitionskosten von 11,7 Millionen Franken zu rechnen. Als Anschubfinanzierung wird die bestehende Bausubstanz für einen symbolischen Franken abgegeben, und die Stadt erlässt den Baurechtszins während der ersten zehn Jahre. Findet sich kein Investor, muss die Stadt die Entwicklung der Gebäude selbst realisieren. Die nötigen Kredite müsste der Grosse Stadtrat bewilligen. (heu)