Sollte man überhaupt noch im Rhein baden? Eine Expertin gibt Antworten

Ralph Denzel | 
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Kann Leben retten: Ein Rettungsring. Bild: Pixabay

Zwei Tote in einer Woche - ist der Rhein zu gefährlich? Eine Rettungsschwimmerin erklärt, warum man den Fluss nicht meiden muss - und wie man sich in einer Notsituation richtig verhält.

Der Rhein ist, so schön er auch sein mag, gleichzeitig kein Ort, den man unterschätzen sollte: Untiefen und Strömungen, die hohen Abflussmengen, aber auch die vielen Stauwehre, die sich vor allem in der Region immer wieder finden lassen, machen ihn stellenweise nur für geübte Schwimmer empfehlenswert. Aber auch die sind nicht dafür gefeit, in eine Notlage zu kommen. Wenn sowas passiert, gilt vor allem eines: Richtig handeln.

Plötzlich ist man bewusstlos

Der Sprung ins kalte Nass – es gibt für viele nicht Schöneres. Aber: Dort verbergen sich auch einige Gefahren. Bei einem Sprung ins kalte Wasser verengen sich die Adern im Körper schlagartig und das Blut kann nicht mehr richtig zirkulieren. Dies führt im schlimmsten Fall zu Herzversagen. Die Folge kann eine Bewusstlosigkeit sein. Ist man dann unter Wasser «taucht die Person gar nicht mehr auf, sondern ertrinkt», sagt Denise Gasser, Vizepräsidentin der Schweizer Lebensrettungsgesellschaft in Schaffhausen (SLRG).

Auch Luftblasen, wie man sie aus dem Film kennt, wird man in so einem Fall vergeblich suchen. «Unsere Luftröhre ist so gemacht, dass sie sich verschliessen kann, sobald Wasser hineingelangt.»

Das filmische Ertrinken, also der Mensch, der wild mit den Armen fuchtelt und laut um Hilfe ruft, ist eher selten, so die Expertin. Meistens ist Ertrinken eine leise und schnelle Sache.

Retten ja, Risiko nein

Wenn man nun bemerkt, dass jemand in einer Notsituation ist, verhält es sich wie bei allen anderen Dingen auch: Falsch macht man vor allem dann was, wenn man gar nichts macht. Und fast ebenso wichtig sei auch, dass man immer auch auf die eigene Sicherheit achtet.

Gasser unterscheidet allerdings noch den Ort, wo etwas passiert: «In einem Schwimmbad sollte man schnell den Bademeister holen und bis dieser kommt, der Person Etwas zuwerfen oder zum Festhalten reichen.»

Im Rhein, dort wo es in der letzten Zeit vermehrt zu Unglücken gekommen ist, sieht die Sache etwas anders aus und lässt sich meistens auch kein Bademeister finden. Sollte man hier jemanden antreffen, der in Not ist, empfiehlt Denise Gasser dass man nicht ins Wasser gehen sollte, wenn man nicht geübt ist oder sich «kurz vor dem Kraftwerk oder dem Rheinfall» befindet. Aber egal ob Laie oder Profischwimmer: Zuerst sollte immer ein Notruf abgesetzt werden. Danach kann man «dem Ertrinkenden ein Seil oder eine Leine zuzuwerfen, damit er sich festhalten kann». Geht das nicht, sollte man am Ufer mitlaufen und der Person zurufen. Das hat auch den Vorteil, dass man auf dem Weg vielleicht was findet, was man doch noch werfen kann.

Aber auch geübten Schwimmern rät die Expertin ab, sich einfach ins Wasser stürzen und versuchen den Ertrinkenden rauszuziehen, denn auch hier gilt: Eigenschutz hat Vorrang. Wenn man Etwas werfen kann, an dem sich die Person im Wasser festhalten kann, ist dies sicherer für alle Beteiligten. «Funktioniert das nicht, kann man mit einer Schwimmhilfe zur Person hinschwimmen und diese weiterreichen.»

Die Fachfrau unterstreicht nochmal: «Helfen kann jeder – man muss es aber auch tun.»

Man darf noch in den Rhein

Sollte man den Rhein meiden? Nicht laut Denise Gasser: «In vielen Menschen entsteht eine Angst vor dem Rhein, wenn man diese Nachrichten hört.» Diese Angst würde bewirken, dass man dem Rhein aus dem Weg gehe, oder schon nervös ins Wasser gehe. «Das sollte aber nicht passieren.»

Trotzdem: Respekt vor dem Fluss sei angebracht. «Wichtig ist, dass man sich nicht überschätzt und den Rhein nicht unterschätzt und zudem nie alleine in den Rhein geht», rät Gasser. «Es gibt für diejenigen, die es sich nicht zutrauen, in der Strömung zu schwimmen, gute Alternativen, wie zum Beispiel die Rhybadi.»

Schwimmhilfen, wie Gummiboote oder ähnliches, die immer noch sehr beliebt sind, bieten höchsten eine kleine Sicherheit und seien «keine Unterstützung, wenn man nicht richtig schwimmen kann.»

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