Schwimmen und «Böötle» im Rhein: Auf diese sechs Punkte müssen Sie achten

Fabienne Jacomet | 
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Freddy Weber erklärt ein paar Jugendlichen, wie sie sich in und am Rhein korrekt verhalten. Bild: Roberta Fele

Der Sommer ist da, das zieht viele an den Fluss. Damit der Badespass nicht zur Gefahr wird, gibt es einige Regeln.

Jedes Jahr ertrinken in der Schweiz durchschnittlich 46 Menschen. Am häufigsten beim Baden und Schwimmen in offenen Gewässern, schreibt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) in einer Medienmitteilung. Das sei natürlich kein Grund, gar nicht schwimmen zu gehen, sagt Freddy Weber, Flussinstruktor bei der Schaffhauser Sektion der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG). Um den Aufenthalt im und am Rhein sicherer zu machen, gilt es einige einfache Regeln zu beachten.

1 Unbekannte Flussabschnitte zuerst erkunden

Man sollte nie direkt ins Wasser gehen, ohne vorher die Umgebung zu erkunden, sagt Freddy Weber. «Wenn ich weiss, wo ich aussteigen kann, kommt keine Panik auf und das Schwimmen ist angenehm.» Schwellen oder Felsen verursachen Wirbel und Strömungen. Mögliche Hindernisse, die knapp unter der Wasseroberfläche liegen, wie Felsen oder auch herabhängende Äste, sind vom Ufer her besser sichtbar. Auch ist es wichtig, die Wassertiefe zu testen, bevor man hineinspringt. Die Wassertiefe und Strömung kann vor allem nach längeren Trockenperioden oder starken Regenfällen variieren. Bei heranziehenden Gewittern sollte auf das Schwimmen verzichtet werden.

Freddy Weber gibt einige Tipps und Hinweise, auf was man sich beim baden und bööteln im Rhein achten sollte.

2 Nur mit Schwimmweste «böötle»

Sie können gut schwimmen? Prima. Trotzdem ist eine Schwimmweste beim «Böötle» wichtig. Auch geübte Schwimmerinnen und Schwimmer können bei einem Sturz den Kopf anschlagen und das Bewusstsein verlieren. Oder sie werden von der Strömung überrascht und weggetrieben. Hier halten die Schwimmwesten die Betroffenen über Wasser und gleichzeitig die Atemwege frei.

3 Achtung bei Überhitzung und Unterkühlung

Nie überhitzt ins Wasser springen, stattdessen vor dem Gang ins Wasser unter die kühle Dusche stehen oder langsam ins Gewässer gehen und den Körper mit Wasser benetzen. Zudem gilt, je kühler das Wasser, desto kürzer sollte der Aufenthalt darin sein. Denn die Kältetoleranz unseres Körpers ist sehr gering, und der Regulationsmechanismus funktioniert nur bis zu einem Temperaturabfall auf ungefähr 35 Grad Celsius Körperkerntemperatur, schreibt die SLRG auf ihrer Website. Kühlt der Körper weiter ab, spricht man von einer Unterkühlung. Diese führt zu Leistungsminderung, Muskelkrämpfen und Durchblutungsstörungen, was das Risiko zu ertrinken massiv erhöht.

4 Kinder stets im Auge behalten

Beim Badespass mit Kindern ist die Aufsicht besonders wichtig. Bereits bei geringer Wassertiefe können Kinder in weniger als 20 Sekunden ertrinken. In den meisten Fällen geschieht dies geräuschlos. Die SLRG empfiehlt daher, Kinder nur begleitet an oder in das Wasser zu lassen und kleine Kinder in Griffnähe zu beaufsichtigen. Schwimmhilfen wie «Schwimmflügeli» ersetzen nicht die persönliche Aufsicht.

5 Schwimmhilfen mit Bedacht nutzen

Gemäss einer Erhebung der BFU nutzt heute nur jede zweite Person Schwimmhilfen wie Poolnudeln, Bojen oder Bälle. Dabei empfiehlt die BFU solche dringend. «Das Mitführen einer Schwimmboje sollte so selbstverständlich werden wie das Tragen eines Skihelms beim Skifahren», sagt Christoph Müller, Wassersportexperte bei der BFU. Wichtig sei, dass die Bojen über einen Trennmechanismus verfügen, dass man sich also lösen kann, sollte man irgendwo hängen bleiben. Und auch Freddy Weber sagt, es sei sinnvoll, eine Schwimmhilfe dabei zu haben. «Am schönsten ist es mit einer Poolnudel oder einer Schwimmweste, dann kann man sich einfach treiben lassen und muss nur zum Ein- und Aussteigen schwimmen.» Wenn man sich einfach nur entspannen will, müsse man aber aufpassen mit Schwimmhilfen. «Wenn man von der Luftmatratze runterfällt und sie nicht zu fassen bekommt, ist sie schnell weggetrieben. Ich würde mich daher eher auf einem Schlauchboot treiben lassen», sagt Weber. Zudem lassen sich Luftmatratzen schlecht steuern.

6 ​Lange Strecken wenn möglich nicht allein schwimmen

Auch der besttrainierte Körper kann eine Schwäche erleiden, deshalb ist es wichtig, lange Strecken nicht allein zu schwimmen. Und wenn es nicht anders geht? «Es gibt immer wieder Leute, die müssen allein schwimmen», sagt Weber. Da helfe ein Schwimmsack. «An diesem können sie sich halten, wenn sie plötzlich geschwächt sind.»

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