Aus Gesellschaftskritik wurde Wasserschlacht

Julia Heiri | 
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Wer verliert, bekommt eine Dusche mit Wasser, Mehl oder Glitzer. Bild: Julia Heiri

Mit Wasserpistolen duellierten sich gestern Gangs und Banden rund um die Kantonsschule Schaffhausen: Der Maturastreich ging dieses Jahr besonders nass über die Bühne.

Eine Gruppe Jugendlicher rennt die Treppe vor der Kantonsschule Schaffhausen hinauf. Sie lachen, kreischen, schreien. Sie bewerfen sich mit Mehl, Glitzer und Wasserballonen. Manche halten Wasserpistolen und Eimer in der Hand, manche haben Rasierschaum auf dem Kopf, im Gesicht und an den Händen: Gestern war Maturastreich. Die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen an der Kantonsschule Schaffhausen feierten ihren allerletzten Schultag. Es ist ihr letzter Tag vor dem Ernst des Lebens. Denn heute, einen Tag später, schreiben sie ihre Maturaprüfungen.

Nasser als die Erstklässler

«Das Thema ist Bandenkampf», erklärt Maturandin und OK-Mitglied Isabelle Ruh. «Wir sind in Banden aufgeteilt und treten gegeneinander an.» Das passiert an verschiedenen Posten. Seilziehen, zu zweit einen Parcours mit zusammengebundenen Füssen laufen, ohne Hände ein Bonbon im Mehl finden. «Wir wollen uns gemeinsam amüsieren und ein wenig Chaos verbreiten», sagt Ruh. Das scheint zu gelingen. Denn obwohl es an diesem Morgen bald einmal anfängt zu regnen, amüsieren sich die Schülerinnen und Schüler an der Mehl-Glitzer-Wasserschlacht auf und rund um die Munotwiese. Bald ist niemand mehr ganz trocken oder sauber, und es wird schwierig, die Maturanden von den restlichen Schülern zu unterscheiden. «In den vergangenen Jahren hat sich die Wasserschlacht am Maturastreich etabliert», sagt Lionel Perrinjaquet. «Wir Viertklässler sind jetzt fast nasser als die Erstklässler.» Der Streich sei wegen der Auffahrtswoche aber viel zu kurz. «Die letzten Jahre hatte das OK viel mehr Zeit, um eine Hintergrundgeschichte aufzubauen», sagt er. Obwohl Oscar Vandeneijndes Haare voller Rasierschaum sind, hat der Erstklässler Verständnis für die älteren Schüler: «Die letzten Jahre haben sie auch alles abbekommen, und jetzt ist es nur normal, dass sie sich rächen wollen», sagt er. «Ich hoffe, dass wir in drei Jahren das Gleiche machen können.» Auch die Erstklässlerin Moira Cotti nimmt den Glitzer im Gesicht gelassen: «Da muss man durch», sagt sie.

Kanti-Rektor Pasquale Comi ist zufrieden mit dem diesjährigen Maturastreich. «Das OK hat sich eine spannende Geschichte überlegt», sagt er. Zudem sei es jeweils wichtig, dass weder Personen noch das Gebäude in Mitleidenschaft gezogen würden. Gesellschaftskritische Themen am Maturastreich, wie sie noch vor einigen Jahren gewählt wurden, würde er grundsätzlich auch akzeptieren, so Comi. «Es ist einfach wichtig, dass eine Reflexion in der Schülerschaft stattfindet. Sonst wird der Streich zur sinnlosen und teils auch peinlichen Provokation.» Persönlich mehr sein Fall wäre aber ein richtig stilvoller Abschluss, gibt Comi zu. «Zum Beispiel mit historischer Kleidung, ähnlich wie die Frackwoche an der ZHAW in Winterthur.»

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