Wo die Biber in Schaffhausen wieder stauen und graben
Im Kanton Schaffhausen sind mehrere Biber gesichtet worden. Wächst die Biberpopulation wieder und mit ihr die Probleme, die die Nager mit sich bringen?
«Wir hielten mitten in der Nacht auf der Strasse an», erzählt Bruno Sternegg. Der leidenschaftliche Fotograf entdeckte einen Biber an der Biber zwischen Ramsen und Buch. Er beobachtete den Biber vorsichtig. «Er war gerade dabei, über die Strasse in ein Zuckerrübenfeld zu gehen.» Vor allem nachts würden sich die Tiere herauswagen, um auf den Feldern die Rüben zu holen. Am liebsten sogar dann, wenn es wie am besagten Abend feucht draussen ist. «Ein Biber lässt sich bei Tageslicht eigentlich nicht blicken.» Das sei Sternegg allerdings vorher nicht bewusst gewesen. «In Rickelshausen bei Radolfzell gibt es ein Schild, da steht ‹Achtung Biber ab 19 Uhr›», erzählt Sternegg schmunzelnd. «Wir haben immer gelacht, wenn wir das Schild gesehen haben. Jetzt ist uns allerdings klar, warum.»
Um den Biber auf Futtersuche auf einem Bild festzuhalten, hat Sternegg seine Kamera hervorgeholt. «In dem Moment, als der Biber vom Feld wieder in seinen Bau zurückkehren wollte, kam gerade der Bus», erzählt Sternegg. «Ich musste den Biber mit den Füssen wieder auf das Feld zurückscheuchen und darauf achten, dass der Bus anhielt.» Schliesslich konnte er den Bus dann durchwinken und der Biber konnte mit den Rüben im Schlepptau zurück in seinen Bau.
Auch in Stein am Rhein gesichtet
Nicht nur beim Bach Biber, auch in Stein am Rhein hat Sternegg schon einen Biber gesehen. «Oberhalb vom Inseli Werd ist schon länger ein Biber heimisch», sagt er. Dieser würde sich auch ab und an bei Tageslicht blicken lassen und sei weniger scheu. Beim Fotografieren müsse man aber trotzdem vorsichtig vorgehen. «Wenn wir uns ruhig verhalten, macht er nichts. Sobald wir uns zu fest bewegen, schlägt er mit dem Schwanz aus und verschwindet.»
Der Biber ist ein Fluchttier
Ist die Biberpopulation im Kanton Schaffhausen also gestiegen? «Der Biber galt lange Zeit als ausgerottet, doch seit der Wiederbesiedlung kommen sie zurück», sagt Andreas Vögeli von der kantonalen Jagd- und Fischereiverwaltung Schaffhausen. Die Population steige, doch im Kanton Schaffhausen nicht so stark wie in den Nachbarkantonen Zürich und Thurgau. Was heisst das für uns Menschen? Schliesslich wurden in jüngster Vergangenheit mehrere Biberbissverletzungen von badenden Menschen im Rhein gemeldet. Dass die Bisse tatsächlich von einem Biber und nicht von einer Bisamratte stammten, konnte Vögeli anhand der Bissmuster auf Fotos bestätigen. Trotzdem: «Man muss keine Angst haben, der Biber ist ein Fluchttier.» Ein Biber greife nur an, wenn er sich bedroht fühlen würde - und das war im Sommer 2017 am Lindli auch der Fall.
Ein Landschaftsgestalter
«Der Biber hat einen starken Einfluss auf die Landschaft, wovon auch die Biodiversität stark profitiert», erklärt Vögeli. Jedoch würden Konflikte entstehen, weil der Biber Bäche staue und in Ufernähe Löcher in die Erde grabe. «Das kann zu Überschwemmungen oder Infrastrukturschäden führen.» Das Problem dabei: Der Bund und der Kanton erstattet Infrastrukturschäden durch Biber nicht. Aber auch die gefällten Bäume und die Fressschäden auf Feldern seien ein Problem. Das stosse natürlich auf keine grosse Begeisterung. Doch: «Das ist halt Natur», sagt Vögeli.
Gegen die steigende Population müsse trotzdem vorgegangen werden. «Je mehr Biber, desto mehr Konfliktzonen.» Hier müssten Lösungen gefunden werden. Doch auch hier kristallisiert sich ein Problem heraus. «Der Biber ist immer noch streng geschützt», sagt Vögeli. Das solle sich aber bald schon ändern. Der Schutz des Bibers soll gelockert werden. Dass heisst konkret, dass in Zukunft der Biber dann auch gejagt werden könne. Bereits jetzt sei es schon möglich Gitter an Wasserufern anzubringen oder Bäume einzuzäunen. «Eine Lösung, die allerdings zeit- und kostenaufwendig ist.»