Fast alle Jungschwäne auf dem Schaffhauser Rhein sind tot

Daniel Zinser | 
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Von den 23 in den letzten Wochen auf dem Rhein aufwachsenden Jungschwänen leben nur noch deren acht. Alle anderen Vögel sind an Erschöpfung gestorben, da sie den Rhein nicht verlassen konnten.

Ricky Meyer vom Tierrettungsverein Animal Rescue Schaffhausen zeigt sich geschockt. Die letzten Tage waren für ihn keine einfachen. «Die Schwanenjungen auf dem Schaffhauser Rhein sind Geschichte», sagt er. Von 23 Jungschwänen, die vor wenigen Wochen noch munter auf dem Wasser schwammen, ist heute kein einziger mehr mit seinen Eltern unterwegs. Acht der jungen Schwäne wurden von den Tierschützern vor dem drohenden Tod gerettet und in eine Auffangstation gebracht. Der restliche Schwanennachwuchs hatte weniger Glück. Diejenigen die nicht vom Rhein verschluckt wurden, konnten nur noch tot geborgen werden. «Es ist eine einzige Katastrophe», erklärt Ricky Meyer.

Keinen Ausweg aus dem Wasser

Das tragische Ende der Jungschwäne hat verschiedene Gründe. Eine tödliche Gefahr droht den Wildwasservögeln aber vor allem vom zugebauten Rheinufer. Der Bootssteg anfangs Lindli ist laut Ricky Meyer zwischen der Werft der URh und der Brücke nach Feuerthalen der einzige mögliche Ausstieg für die Schwäne. Sind aber wie dieses Wochenende so viele Menschen am Rhein unterwegs, werde es schwierig für die Tiere. «Der Bootssteg war durch die vielen Gummiboote besetzt, die Schwäne kamen nicht an Land», erklärt Meyer das Problem. Völlig erschöpft würden die Jungvögel dann den Rhein hinuntertreiben.

Aufnahme eines Jungschwanes. Bild: Bruno Sternegg

Zwei Vögel sammelten die Tierschützer am Montagmorgen via à vis der Rhybadi ein, beide Tiere nahe dem Erschöpfungstod. Gleichzeitig fanden sie drei tote Jungtiere. Eines davon wurde wohl von einem frei laufenden Hund zu Tode gebissen, nachdem es sich mit letzter Kraft ans Rheinufer retten konnte. «Die Bissspuren deuten ganz klar auf einen Hund hin», so Meyer.

«Wir hatten leider keine Ahnung, zu welchem Elternpaar die jungen Vögel gehören».

Damit ist klar: Alle drei Schwanenfamilien zwischen Kraftwerk und Lindli haben ihren Nachwuchs an den Rhein verloren. Die acht überlebenden Jungschwäne werden in einer Auffangstation für Wildvögel aufgepäppelt. Am liebsten hätte man den Schwanennachwuchs aber zurück zu seinen Eltern gebracht, sagt Meyer. «Wir hatten aber leider keine Ahnung, zu welchem Elternpaar die jungen Vögel gehören.»

Die Schwanenmutter vermisst ihren Nachwuchs. Video: Bruno Sternegg 

Für Ricky Meyer so oder so keine ideale Situation. «Leben die Schwäne zu lange in Gefangenschaft, werden sie handzahm und verlieren die natürliche Scheu vor dem Menschen.» Dies könne bei einer späteren Auswilderung zu Konflikten führen.

Problem beim Kanton nicht bekannt 

Beim Kanton ist das Problem bisher gänzlich unbekannt, wie Gewässeraufseher Roland Schwarz erklärt. «Von dieser Problematik hören wir zum ersten Mal.» Für bauliche Massnahmen am Ufer wäre so oder so SH Power als Betreiber des Kraftwerks zuständig, so Schwarz weiter.

Am Samstag war die Schwanenfamilie noch glücklich vereint.  Video: Bruno Sternegg

Auch bei SH Power ist das Thema unbekannt. «Wir sind stetig mit den zuständigen Naturschutzämtern in Kontakt, sind aber noch nie auf ein solches Problem aufmerksam gemacht werden», erklärt Mediensprecher Marco Nart auf Anfrage. Sollten tatsächlich immer wieder junge Schwäne auf diese Weise sterben, sei man natürlich bereit, im Rahmen der Möglichkeiten an einer Lösung mitzuarbeiten. Für Ricky Meyer ist jedoch klar: «Nun muss die Politik handeln und etwas tun». Auch er will sich für eine Verbesserung der Situation einzusetzen.

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