Nahrung ist Mangelware in der Region: Wenn Tieren das Futter fehlt

Ralph Denzel | 
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Eine Kuh frisst pro Tag knapp 20 Kilo Heu - und das kommt einen Bauern derzeit richtig teuer zu stehen. Bild: Pixabay

2018 verdorrten viele Flächen in der Region wegen der massiven Hitze und Trockenheit - das bekommen jetzt vor allem Tiere und ihre Besitzer zu spüren, denn: Es fehlt an Futter.

Stellen Sie sich vor, plötzlich müssten Sie für Ihre Lebensmittel teilweise das Doppelte bezahlen, sofern Sie überhaupt noch welche bekommen würden. Was nach einer Horrorvorstellung klingt, ist für viele Bauern und Grosstierbesitzer derzeit bittere Realität, denn: Der Hitzesommer 2018 hat nicht nur zu einer enormen Trockenheit geführt, sondern auch dazu, dass viel weniger Heu produziert werden konnte – mit teils gravierenden Folgen.

Der Hitzesommer 2018 und seine schwerwiegenden Folgen

Viele Bauern, wie auch Betreiber von Höfen und Gestüten, kämpfen derzeit massiv um Futter. Auch Tierfreunde, die ihre Lieblinge versorgen müssen, haben Probleme, genug Futter zu besorgen. Albert Peter, Mitglied beim Reitverein Schaffhausen, antwortet auf die Frage, ob es derzeit schwierig ist Futter für Tiere zu bekommen mit deutlichen Worten: «Ja, sehr». Ähnlich sieht es auch Ferdi Hobel, Geschäftsführer vom Zürcher Bauernverband. «Es ist in der Tat schwieriger gutes Heu und Stroh auf dem Markt zu finden». Allerdings seien zum Glück auch da «die Trockenheit nicht in allen Gebieten gleich war», noch einige inländische Verteiler verfügbar.

Trotzdem: Es musste in den letzten Monaten «massiv mehr Futter in die Schweiz importiert» werden. Hierbei ist der freie Markt ein grosser Unsicherheitsfaktor, denn: «Da insbesondere auch die skandinavischen Länder angewiesen sind auf Importware, ist der deutsche Markt auch eher leergeräumt und das Heu kommt vermehrt aus den Oststaaten in teilweise nicht optimaler Qualität». Wer da nicht vorgesorgt hat, so wie zum Beispiel Hans André, Mitglied im selben Reitverein wie Albert Peter, schaut da schnell in die Röhre. «Wir haben 2 Pferde und brauchen ungefähr 400 Heuballen pro Jahr. Darum haben bei unseren Lieferanten schon sehr früh vorreserviert - dass war Anfangs Juli.»

Die Futtermittelknappheit hat mehrere Gründe: Einmal der enorm heisse Sommer, der die Felder austrocknen lies, zum anderen aber auch, dass Anbauflächen für Stroh und Heu in den letzten Jahren laut dem Statistikportal Statista schweizweit immer mehr zurückgegangen sind. Der Hitzesommer hatte das Landwirtschaftsamt 2018 zudem dazu gebracht, einige Bestimmungen zu ändern um der Knappheit an Futtermittel entgegenzuwirken. So durften mehr Flächen beweidet, also bepflanzt werden. Gebracht hat es, wie man sieht, nicht sehr viel. «Die Heupreise sind gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen», sagt Ferdi Hobel.

In manchen Regionen stiegen die Heupreise knapp um 60 Prozent während des Hitzesommers und sind seitdem auch nicht mehr viel tiefer gefallen. Albert Peter vom Reitverein Schaffhausen hat da ähnliche Erfahrungen gemacht: Er habe «bis zu 30 Prozent mehr» für Heu zahlen müssen. Auch Hans André kann davon ein Lied singen: «Es ist massiv teurer geworden – ungefähr 10 Franken pro 100 Kilogramm». Rechnet man, dass zum Beispiel ein Pferd täglich ungefähr zehn Kilo und eine Kuh zwischen 15 und 20 Kilo Heu frisst, sieht man schnell, in was für Grössenordnungen man sich da bewegt. Für Albert Peter bedeutet das eines: «Der Gedanke weniger Tiere zu halten, ist dadurch auch präsent».

Weg nach Deutschland hilft nur bedingt

Wer diesen Schritt nicht gehen will, macht daher oft den Umweg nach Deutschland um an das wertvolle Gut zu kommen. Aber auch dort kennen die Preise für Futtermittel nur eine Richtung: Nach oben. So stiegen die Preise für einen Grossballen Heu im Januar um 20,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat, bei Stroh um knapp acht Prozent. Auch Rudolf Auer, Grosshändler aus dem grenznahen Hilzingen, hat diese Erfahrung gemacht. Er bekommt, als Handelsbetrieb, sein Heu direkt von den Bauern und verkauft es dann weiter. «Im letzten Jahr hatten unsere Lieferanten knapp 30 Prozent Ernteeinbussen», sagt er. Das hatte zur Folge, dass die Preise für sein Stroh fast doppelt so hoch sind wie in den letzten Jahren.

Verkaufen tut er das meiste davon in die Schweiz: «Wir haben dort seit über 40 Jahren Verbindungen und Verträge, auch mit Genossenschaften und Bauern», erklärt er. Durch den starken Franken könnten dort die Preisschwankungen besser aufgefangen werden. Kein Wunder also, dass er fast 90 Prozent seines Umsatzes mit Schweizer Kunden macht.

Wie man letztlich an das Heu kommt, ist den Bauern jedoch egal. «Der Kaufpreis zielt nach Angebot und Nachfrage», so Albert Peter. Wie lange es dauern wird, bis sich dieser wieder normalisiert hat, ist dabei nicht ganz klar.

So lange bleibt es bei Heu wie bei anderen Rohstoffen: Desto dringender es benötigt wird, umso teurer wird es für die Verbraucher.

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