Wer von der aktuellen Hitze alles profitiert
Die Natur leidet unter der Wetterlage: Es gibt aber Personen, die von der Hitze profitieren. Zu ihnen gehören Glacehändler und Metzger.
Vergleiche zum Hitzejahr kommen auf
Im Vergleich zum Jahr 2003 waren die beiden Sommermonate 2018 bisher gar noch trockener. Im Juni 2003 waren bei der Meteostation Charlottenfels in Neuhausen insgesamt 47,8 Millimeter Niederschlag gefallen – im Juni 2018 waren es nur 18,7 Millimeter. Der langjährige Juni-Schnitt liegt hier bei 97 Millimetern. Im Juli 2003 waren insgesamt 51,5 Millimeter Niederschlag – im laufenden Monat waren es bisher 51,4 Millimeter. «Mehr als die Hälfte ist dabei einem Gewitter Anfang des Monats zuzuschreiben», sagte Wetterbeobachter Andreas Uehlinger. Bei den Hitzetagen – den Tagen mit Höchsttemperaturen über 30 Grad – könnte der Sommer 2018 den Hitzesommer 2003 gar überholen. Im Jahr 2003 hatte es im Juni fünf und im Juli acht Hitzetage gegeben. Im Juni 2018 gab es nur zwei, im laufenden Monat aber schon acht Hitzetage. Bleibt es in den nächsten Tagen heiss, so könnten hier noch weitere Hitzetage dazukommen.
Irgendwann ist es selbst fürs Bier zu heiss. Auf alle Fälle erinnert sich Thomas Schudel, Geschäftsführer der Tamagni Getränke AG in Neuhausen, noch gut an den Hitzesommer 2003. «Damals haben wir irgendwann überwiegend Mineralwasser verkauft», sagt er. «Wenn es sehr heiss ist, dann haben die Leute nur noch Wasserdurst.» Auch wenn es zurzeit konstant warm ist, stellt Schudel noch keine ähnliche Entwicklung fest. Ganz im Gegenteil. «Bier und Most laufen im Moment sehr gut», sagt er. «Ebenfalls sehr beliebt ist der alkoholfreie Most.» Ganz unbestritten profitiere der Getränkelieferant vom guten Wetter («Wenn es heiss ist, haben die Leute Durst»), ein aussergewöhnliches Jahr sei es bislang aber nicht.
«Ein Witz gegenüber Vorjahr»
Vom sommerlichen Wetter dürften vor allem auch die Badeanstalten in der Region profitieren: Wenn es warm und sonnig ist, zieht es die Leute ans und ins Wasser. An den Zahlen der KSS Schaffhausen zeigt sich das bereits. Die Badi auf der Breite verzeichnete diesen Monat zehn Prozent mehr Eintritte als im Juli des Vorjahres. «Wir sind optimistisch, dass es ein gutes Jahr wird», sagt KSS-Geschäftsführer Ueli Jäger.
«Bei 30 Grad und mehr sucht sich jeder eine Badi.»
Daniel Schäfli, Bademeister in Thayngen
Luca Padovan vom Schaffhauser Rhybadi-Team schwärmt noch nicht vom aktuellen Jahr. «Im Vergleich zum Vorjahr ist dieses Jahr ein Witz», sagt er. Der Grund dafür sei die Wetterlage im Juni gewesen, die während zweieinhalb Wochen zwar sonniges, aber kühles Wetter mit sich gebracht habe, so Padovan. Zum Vergleich: Letztes Jahr habe die Rhybadi nur fünf Schlechtwettertage gezählt. «Bei 21 Grad und bewölktem Himmel kommt niemand baden», sagt er. Über die aktuell sommerliche Wetterlage zeigt er sich glücklich: «Wir nehmen jeden Tag, wie er ist, und machen das Beste draus», sagt er.
Der Thaynger Bademeister Daniel Schäfli teilt Padovans Einschätzung: Im vergangenen Jahr seien mehr Besucher in die Badi gekommen. «Aktuell merken wir, dass viele in den Sommerferien verreist sind», sagt Schäfli. «Nach den Ferien steigen die Besucherzahlen in der Regel wieder.» Auf die kommenden Tage, an denen Temperaturen bis zu 32 Grad vorausgesagt werden, freut er sich. «Sobald es 30 Grad und mehr hat, dann sucht sich praktisch jeder eine Abkühlung in einer Badi», so Schäfli.
Viele Glace und viele Grillwaren
Abkühlung bietet auch eine Glace. Beispielsweise jene des «Abacos» auf dem Schaffhauser Fronwagplatz. Seit 44 Jahren betreibt Freddy Schlumpf dort einen mobilen Glacestand. «Dieses Jahr läuft es sehr gut», sagt er. Dass die Zahlen überdurchschnittlich seien, liege unter anderem auch daran, dass der Saisonstart im April gut gewesen sei. Die Hitze hat aber auch für den Glaceverkauf nicht nur Vorteile: «Wenn es wie aktuell so heiss ist, sind weniger Menschen in der Stadt, und der Tagesabsatz sinkt», so Schlumpf. «Weil es aber über lange Zeit immer schön ist, wird dieser Rückgang aufgefangen.»
Sobald die Abende lang und die Temperaturen hoch sind, ist nicht nur die Glace fester Bestandteil der Ernährung, sondern auch grillierte Speisen. Fragt man bei Urs Schüpbach, Geschäftsführer der Metzgerei Niedermann in Uhwiesen, nach, spricht er von einem sehr positiven Jahr. «Seit Ostern verkaufen wir erfreulich viele Grillwaren», sagt er. «Dieses aktuelle Plus wird sich mit Sicherheit in der Rechnung am Ende des Jahres zeigen, auch wenn der Herbst nicht so erfreulich wäre.» Bei Privatkonsumenten kenne er das Phänomen nicht, dass es irgendwann zu heiss fürs Grillieren sei. «Bei Veranstaltungen merkt man aber, dass ab einer gewissen Temperatur weniger Bratwürste verkauft werden», so Schüpbach.
