Jubel in Schaffhausen und in San José

Maria Gerhard | 
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Jubel, die Schweiz zieht ins Achtelfinal ein: Frank Behrens (Mitte) und seine Kinder Patric und Maria haben sich das Spiel im «Güterhof» angeschaut. BILD MICHAEL KESSLER

Zahlreiche Fans in Schaffhausen haben das Spiel Schweiz gegen Costa Rica beim Public Viewing verfolgt. Darunter auch ein paar Costa-Rica-Fans mit direkter Verbindung in die Heimat.

Wo das Auge hinschaut: rote Trikots. So mancher Fussballfan hat die Schweizer Flagge zum Mantel umfunktioniert, über die Schulter gehängt, weht sie sanft im Wind, Kinder eilen an der Hand ihrer Eltern die Vordergasse entlang, auf den Wangen das Schweizer Kreuz: Wie es den Anschein hatte, war gestern ganz Schaffhausen auf den Beinen, um ein Fussballspiel zu erleben, bei dem anscheinend alles möglich war. Die Schweiz spielte gegen Costa Rica in Nischni Nowgorod und schaffte mit 2:2 den Einzug in den Achtelfinal. Während im Mosergarten das Zelt ­gedrängt voll war und dort vor allem die Jugend ausgelassen feierte, ging es in der Lounge im «Güterhof» eher etwas gemüt­licher zu.

Daumendrücken für beide Seiten

Durfte in Costa Rica nicht fehlen beim Public Viewing: Chifrijo, das Nationalgericht von Costa Rica. Bild: ZVG

Unter einer Discokugel und einem Meer aus Fussbällen, die von der Decke hängen, gönnen sich die Fans vor dem Spiel erst ­einmal eine Stärkung. An einem der Tische sitzt Frank Behrens mit seinen Kindern Maria und Patric. Sie haben sich schon den ganzen Tag auf das Spiel gefreut. Frank Behrens ist in Costa Rica geboren und aufgewachsen. Er lebt aber schon lange in der Schweiz. Was die WM angeht, hat er bis ­anhin immer für beide Mannschaften gejubelt und die Daumen gedrückt. Und was den heutigen Match angeht, hat der Neuhauser sich da entscheiden müssen? «Ach, ich bin für beide Mannschaften», sagt er. Wobei, ihm ist natürlich klar, dass Costa Rica, das bereits zwei WM-Spiele verloren hat, raus ist. «Also wäre es schon schön, wenn die Schweiz weiterkommt», sagt er und lacht. Als die Costa-Rica-Hymne erschallt, muss er aber doch auch etwas mitsingen. Seine Tochter Maria stimmt mit ein. Sie ist eher für Costa Rica. Sie ist ebenfalls dort geboren und hat ihre ersten ­Lebensjahre dort verbracht.

Endlich kommt das Tor

Indes ist die Spannung auf den Stühlen in der Lounge gespannt: In den ersten 15 Minuten dominieren die Costa Ricaner das Spiel und machen den Schweizern Druck. Sie schiessen immer wieder aufs gegnerische Tor. «Was ist da los bei der Schweizer Mannschaft?», ruft der Moderator im Fernsehen. Als Blerim Dzemaili endlich ein Tor schiesst, scheint sich alle Anspannung zu lösen, und die Fans springen auf, klatschen, jubeln für einen Moment. Dann wieder: höchste Konzentration.

«Aber wir wollen trotzdem gewinnen.»

Ingrid Behrens, Die Neuhauserin hat ihrem Geburtsland Costa Rica die Daumen gedrückt.

Etwa zwölf Flugstunden entfernt schaut auch die Frau von Frank Behrens, Ingrid, das Spiel. Sie hat ebenfalls Wurzeln in Costa Rica und besucht gerade Verwandte in der Hauptstadt San José. Mit Freunden hat sie es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Dort ist gerade Mittag. «Und jeder schaut sich das Spiel an», sagt sie am Telefon, «auch die Angestellten in den Firmen.» Für zwei Stunden stehe alles still. Wobei die Euphorie nicht so stark ist wie 2014, als Costa Rica die Italiener besiegte und im Viertelfinal stand. Bei dieser WM ist für das Land zwischen Atlantik und ­Pazifik schon alles entschieden. «Aber wir wollen trotzdem gewinnen», sagt Ingrid Behrens.

Spannung, aber bis zur Nachspielzeit auch lange Gesichter bei den Fans der Südamerikanern. Bild: ZVG

Derweil im «Güterhof»

Für einen Moment sieht es so aus, als sei das gar nicht so unwahrscheinlich: Nach der Pause schiesst Kendall Waston für Costa Rica ein Tor, und der Kommentator im Fernsehen – diesmal wieder im «Güterhof» – ruft: «Die Schweizer sind noch nicht wach!» Die Fans sitzen mit verschränkten Armen auf ihren Plätzen und schauen etwas ungläubig. Letztlich geht es unentschieden aus. «Sie haben beide sehr gut ­gespielt», resümiert schliesslich Frank Behrens. Er sei zufrieden mit dem Ergebnis. Hinter ihm fangen die ersten Fangesänge auf die Schweiz an. «Hopp, Schwiiz!», ruft ein junger Mann, und bald stimmen alle mit ein. Aus den Kneipen und Restaurants treibt es alle auf die Strasse und in Richtung «Bermudadreieck». Dort wird im Cuba-Club das Ergebnis diskutiert und gefeiert, denn: Die Schweiz ist erst einmal weiter. Und morgen ist ein neuer Tag ...

So jubelten die Costa Ricaner in der Heimat

Und wie ist die Stimmung weit weg in San José? Die Familien und die Freunde der Familie Behrens freuen sich ebenfalls über das Ergebnis. «Unsere Mannschaft hat toll gespielt», findet Ingrid Behrens. Und die nächste WM kommt bestimmt.

Ein Selfie aus Costa Rica hat Ingrid Behrens (Mitte) aus Neuhausen geschickt.

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