26'000 Flaschen pro Stunde: Hinter den Kulissen der Falken-Brauerei

Ralph Denzel | 
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Seit über 200 Jahren gibt es die Falken-Brauerei in Schaffhausen. Wie arbeitet diese und wie wird das Bier dort hergestellt? Wir haben hinter die Kulissen geschaut.

Das dürfte Bierfreunde verzücken: Schon beim Betreten der Produktionshallen von Falken, im sogenannten «Sudhaus», schlägt einem ein starker, aber nicht penetranter Duft nach Bier entgegen, der sich durch die ganze Anlange zieht.

«Ich nehme das leider gar nicht mehr wahr», sagt Maximilian «Max» Lechner. Er ist Brauführer in der Brauerei. Als solcher ist er meistens hinter den Kulissen tätig, macht Kontrollen und arbeitet in einem Labor. «Ich bin eine Art Qualitätskontrolleur», beschreibt er seinen Beruf.

Heisser Arbeitsplatz

Unser erster Halt ist im Sudhaus. Dort befinden sich die drei grossen Braukessel. Im ersten Kessel wird das Braumalz mit Wasser vermischt - das sogenannte «Maischen». Nach dem Maischen geht es weiter in den «Läuterbottich». Dort werden feste und flüssige Bestandteile getrennt. Anschliessend wird alles in der Würzepfanne gekocht und der Hopfen kommt dazu.

Betritt man diesen Raum, merkt man, dass hier gekocht wird. Schnell steht einem der Schweiss auf der Stirn. «Im Sommer haben wir hier locker 40 Grad», so Max Lechner. Die Kessel brummen so laut, dass er laut sprechen muss. Hinter uns befindet sich eine grosse Anzeigetafel, auf der unzählige kleine Lichtchen blinken. «Wir können manuell jeden Schritt beeinflussen», erklärt Lechner.

Das ist durchaus wichtig: «Viele Leute vergessen: Beim Bier gibt es vier verschiedene Zutaten. Verändert man eine, verändert sich automatisch das ganze Bier.» Als Beispiel nennt er das Wasser, das etwa 94 Prozent eines Bieres ausmacht. «Schon etwas weniger hartes Wasser als das, was wir hier haben, bringt ein ganz anderes Bier hervor.»

Über verschiedenste Rohre wird das gebraute Bier verteilt, ehe es in die Lagertanks fliesst. Das sind die grossen Türme, die man von der Schnellstrasse her sieht, wenn man an der Falkenbrauerei vorbeifährt. Der Turm, auf dem der grosse Vogel über die Stadt zu schauen scheint, ist das sogenannte Malz-Lager. «Theoretisch können wir dort so viel einlagern, dass wir drei Jahre lang brauen könnten», so Max Lechner. Das ist noch ein Relikt aus Kriegszeiten, als die Brauerei ihr Lager bis an die Decke füllte, für den Fall, dass durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges plötzlich kein Malz mehr verfügbar wäre.

Wenn das Bier nach fünf bis sechs Wochen «reif» ist, kann es abgefüllt werden. Das geschieht, wie fast alles in der Brauerei, vollautomatisch. «Das ist auch ein Sicherheitsstandard, den wir haben», so Lechner. Durch die Automatisierung könne sichergestellt werden, dass die Prozesse bis zum fertigen Bier stets kontrolliert und im Zweifelsfall auch korrigiert werden könnten.

Durch das Lager, vorbei an unzähligen Fässern mit Bier, geht es auf unserer Tour dann hoch in die Abfüllanlage. Ein schier endloses Förderband schiebt dort die Flaschen vorwärts. «Zuerst werden Sie gereinigt, entlüftet, befüllt und dann letztlich etikettiert.»

26‘000 Flaschen – pro Stunde

26‘000 Flaschen können so abgefüllt werden – pro Stunde. Unterwegs durchlaufen sie verschiedene Kontrollschritte, die letztlich dafür sorgen sollen, dass weder Metallteile noch irgendwelche Verschmutzungen in der Flasche sind. Besteht diesbezüglich denn Gefahr? Max Lechner: «Theoretisch ja, aber dann müsste wirklich fast alle Sicherheitsmassnahmen und Kontrollen versagen.»

Er muss es wissen. Sein Büro erinnert an das Labor eines Chemikers. Kolben mit Bierproben sind in einem leise surrenden Kühlschrank aufbewahrt. Proben aus unterschiedlichen Arbeitsschritten, die er fast täglich kontrolliert. 

«Wir kontrollieren sehr streng jeden Schritt – und können, auch wegen unserer Automatismen, bis auf den falsch gesetzten Kronkorken zurückverfolgen, was passiert ist.» Man arbeite mit Maschinen – da könne es durchaus passieren, dass irgendwo irgendetwas klemme. Ausgerechnet während des Besuchs der SN klemmt es übrigens bei der Abfüllanlage. Sie steht nämlich an diesem Tag still.

«Das macht einen schon stolz»

«Ich wollte schon als Junge Bierbrauer werden», erklärt Lechner. Geprägt habe ihn dabei, dass er mal auf einer Bierflasche die Unterschrift des Braumeisters gesehen habe. «Das wollte ich auch mal machen.»

Das brachte ihn zu diesem Beruf. Seinen Wunsch konnte er sich nach seiner Lehre erfüllen. Bei der Falkenbrauerei ist er jetzt wieder mehr im Hintergrund tätig und seinen Namen sucht man vergebens auf den Etiketten, aber das stört ihn nicht.

Er zieht eine Flasche «seines» Produktes aus einem Korb. Er hat auch so Anteil daran. «Wenn man am Rhein spazieren geht und dort Leute sieht, die unser Bier trinken – dann denke ich immer: Da habe ich mit gearbeitet – das macht einen schon stolz.»

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