Unterwegs, bis er an seinem Ziel ankommt

Mit einem Weidling machte sich der Schaffhauser Peter Gebhardt im Frühling auf zu einer langen Reise. Gerade ist er in Köln, von dort soll es aber noch weiter gehen.
Die erste Etappe ist geschafft. Der Backpacker Peter Gebhardt ist mit dem Weidling seiner Grosseltern, einem knapp zehn Meter langen Flachschiff, bis nach Hamburg getuckert. Den Weg von Rotterdam über das Meer in die Hansestadt beschreibt er als riesiges Abenteuer. Bereits letztes Jahr wollte der ausgebildete Informatiker eine Auszeit nehmen und die Welt entdecken. Jedoch fehlte es ihm damals an Mut. Diesen Frühling ist der 31-Jährige aber gestartet, mit viel Courage und noch mehr Zeit.
«Ich werde zurückkommen»Obwohl er sich derzeit von einem Ort zum nächsten treiben lässt, sieht sich Gebhardt nicht als Aussteiger. Er kommt zurück in die Schweiz. Irgendwann. Sicher nicht jetzt. «Wenn ich eine Tätigkeit gefunden habe, die ich wirklich gern mache und die zu meinem Lebensinhalt wird, dann komm ich zurück», sagte er noch im April, vor der Abreise. Heute ist der Weltenbummler bei seiner Freundin in Köln, jedoch ohne Weidling. Denn den hat er in Hamburg verschenkt. Auf der Durchreise will er ihn noch einmal besuchen und Tschüss sagen. Schliesslich verbindet er viele Erinnerungen mit dem Gefährt. Auch seine Freundin war für zwei Wochen mit auf dem Boot unterwegs. Den letzten Monat der Bootsreise hat er grösstenteils alleine auf dem Wasser verbracht. Einsam sei er aber nicht gewesen. «Man trifft immer nette Leute auf den Kanälen, auch viele Schweizer sind da unterwegs», so Gebhardt. Der Aufenthalt in Köln sei nicht geplant gewesen. Aber planen könne man auf einer solchen Reise eh nichts, erklärt Gebhardt.
Bald soll es zurück nach Hamburg gehen und von dort nach Dänemark, Schweden oder sogar Island. «Den Winter will ich im Norden verbringen, je nachdem, wo ich Arbeit finde», sagt Gebhardt. Reisen kostet schliesslich auch viel Geld. Im Moment wartet er in Köln auf die Antworten seiner Bewerbungen. «Mit etwas Glück kann ich sogar eine Pferdefarm in Island hüten», hofft Gebhardt. Für die Stellensuche nutzt er die Internetplattform «Workaway». Diese bringt Anbieter von einfachen Jobs und Backpacker, die auf ihrer Reise etwas dazuverdienen wollen, zusammen. Meistens müssen die Frauen und Männer für Kost und Logis etwa vier bis fünf Stunden am Tag arbeiten. «Das ist okay für mich, mehr brauche ich nicht», sagt Gebhardt.
Boot der Grosseltern verschenktDa er den Weidling seiner Grosseltern bereits weggegeben hat, reist er nun zu Fuss, per Autostopp oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weiter. Sein Gepäck hat er auf einen Trekkinganhänger gebunden. Die Begeisterung für ein Leben ohne Verpflichtungen und Zeitdruck hat Gebhardt gepackt. «Stress» ist für ihn nun ein unbekanntes Wort. «Mein Alltag hat keine Routine mehr, ich helfe da und dort, bei allen Arbeiten, die gerade anstehen. Es macht keinen Unterschied, ob ich um fünf Uhr in der Frühe losfahre oder einfach länger liegen bleibe», erklärt Gebhardt. «Ich bin einfach glücklich!» Einzig die grünen Wälder und die Berge vermisse er. Dafür ist sein Leben nicht mehr so durchgeplant. Wohin die Reise geht? Er weiss es nicht. Nur eins ist gewiss: Er will noch viele Abenteuer erleben.