«Wir haben es in der Hand, die Epidemie in rund 8 Wochen zu beenden»

An einer Medienkonferenz des BAG stellten sich die Fachexperten den Fragen der Journalisten und nahmen Stellung zur aktuellen Corona-Lage in der Schweiz. Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit BAG, sagte mit Blick auf die Hospitalisationen, dass diese zwar steigen würden, aber noch auf einem niedrigen Niveau seien. Die Erleichterungen der Massnahmen im Juli hätten zu mehr Begegnungen geführt. Auch die Delta-Variante sei entscheidend. «Die Impfung ist jedoch effizient.» Deshalb habe man im Vergleich zu den vorherigen Wellen weniger Hospitalisationen.
Gleichzeitig rief die Expertin die Bevölkerung erneut dazu auf, dass man sich impfen lassen sollte. Das Impftempo habe sich verlangsamt, vor allem bei den Jüngeren, aber: «Die schweren Komplikationen der Infektionen sind wesentlich schwerwiegender als die Impfeffekte», so Massery. Auch Linda Nartey, Berner Kantonsärztin und Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, rief erneut zu Impfungen auf: «Der bisherige Effekt der Impfung lässt sich sehen.» Unter Geimpften komme es kaum zu schweren Erkrankungen. Dennoch brauche es eine «deutlich höhere Impfabdeckung» als jetzt.
Auch Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes, rief in Erinnerung: «Aktuell sind drei Millionen Menschen noch nicht immun in der Schweiz.» Das Risiko sei durch die Ausbreitung der Delta-Variante für diese noch grösser geworden. «Von Mai bis Juni wurden in der Schweiz so viele Menschen geimpft wie in kaum einem anderen Land.» Seit Juli würde die Kampagne aber stocken. «Die allermeisten von uns werden früher oder später immunisiert werden», erklärt Martin Ackermann. Die Frage sei nur, in welcher Form. Daher rief auch er nochmal auf: «Lassen Sie sich impfen, sobald wie möglich. Wir haben es in der Hand, die Epidemie in der Schweiz in rund 8 Wochen zu beenden.»
Weitere wichtige Aussagen in der Medienkonferenz:
- Ein Impfobligatorium soll es weiterhin nicht geben. Das sagte Martin Ackermann auf eine Journalistenfrage. Die Impfkampagne sei stark zurückgegangen – bei anderen Krankheiten sehe man aber, dass die Impfquote in der Schweiz sehr hoch sei. Daher gebe es wohl auch nach wie vor viele Fragen zur Impfung, die man klären müsse.
- Eine Auffrischungsimpfung sei aktuell noch kein Thema, auch wenn man das ganze sehr genau beobachte, sagte Massery. Momentan gebe es nicht genügend Evidenzen, dass es diese braucht. Auch stehe die Zulassung noch aus.
- Wer sich erst nach seinen Ferien impfen lassen will, sollte das unbedingt tun. Besser sei es aber, sich vor Reiseantritt zu vakzinieren und sich bei der Rückkehr testen zu lassen, egal ob mit oder ohne Symptome, empfahl Virginie Masserey.
- «Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto besser ist die Situation im Herbst», sagte Ackermann. So gebe nach wie vor Männer und Frauen, die sich nicht explizit gegen eine Impfung entschieden haben, sondern lediglich noch zuwarten. Diese könne man durchaus noch erreichen. Der weitere Verlauf der Pandemie – und insbesondere die Zahl der Spitaleinweisungen – hänge davon ab, wie gross der Teil der Menschen über 50 sei, der noch nicht immun ist.