Schaffhausen: So viele Verkehrsunfälle wie sonst nie in den letzten 10 Jahren

Das Jahr 2020 war in verschiedenster Weise ein ungewöhnliches. Überraschend ist jedoch die Verkehrsunfallstatistik für den Kanton Schaffhausen: Es gab trotz weniger Verkehr deutlich mehr Unfälle.
Ein Höchststand an Verkehrsunfällen der letzten zehn Jahre – das offenbart die Verkehrsunfallstatistik (Vusta) des Kantons Schaffhausen für das Jahr 2020. Und dies trotz zum Teil zwei Dritteln weniger Verkehr auf den Strassen.
So hat die Schaffhauser Polizei gemäss Vusta insgesamt 567 Verkehrsunfälle rapportiert – 37 mehr als im Jahr 2019. Auch die Anzahl der Verletzten stieg gegenüber dem Vorjahr um fünf auf 212 Personen. Davon wurden 52 schwer- und 160 leichtverletzt. Wie im Vorjahr verlor im Kanton Schaffhausen eine Person infolge eines Verkehrsunfalls ihr Leben.
Die häufigste Unfallursache war ein «allgemeiner Fahrfehler». Darunter verstehen sich Fehler, welche auf eine fehlerhafte Fahrweise zurückzuführen sind wie ungenügendes Rechtsfahren (Streifkollisionen), Manövrierunfälle oder auch zu geringer Abstand.
An zweiter Stelle folgt das Missachten eines Vortrittsrechts. Dazu zählt nicht nur das Signal «Kein Vortritt», sondern auch das Übersehen eines Stopp-Signals, Rechtsvortritt oder Lichtsignals. Die vierte Hauptursache ist das «Nichtanpassen der Geschwindigkeit».
Deutlich mehr E-Bike-Unfälle
Bei den Fahrradunfällen gab es eine deutliche Zunahme an E-Bike-Unfällen. Die Schaffhauser Polizei vermutet in der Mitteilung, dass der höhere Verkaufsabsatz von E-Bikes im Jahr 2020 einen direkten Zusammenhang zu der entsprechenden Unfallzunahme hat.
Im Jahr 2019 wurden noch insgesamt 22 Verkehrsunfälle mit E-Bike Beteiligung polizeilich bearbeitet. Im vergangenen Jahr waren es bereits 35. Ein Unfall davon passierte mit einem schnellen E-Bike-Typ, der bis zu 45 Stundenkilometer erreichen kann. Der Rest der E-Bike-Unfälle passierten mit langsameren E-Velos, die lediglich eine Maximalgeschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde erreichen.
Aus den Zahlen des Kantons Schaffhausen lässt sich gemäss der Schaffhauser Polizei keine Tendenz herauslesen, ob es sich dabei um Ausflügler oder Pendler handelt. Es wurden weder an den Wochenenden noch unter der Woche auffällige Zahlen festgestellt. Ebenso war jede Altersgruppe betroffen. Im Gegensatz zu den Vorjahren, in welchen vor allem ältere Personen betroffen waren, sind im Berichtsjahr alle Altersgruppen ungefähr gleichmässig vertreten. Inwiefern die Pandemie einen Einfluss hatte, ist unklar.
Unfälle mit Velos nahm ab
Im Gegenzug zur Zunahme der E-Bike Unfälle, nahm die Anzahl der klassischen Velounfälle ab. Auffallend ist, dass bei beiden Gruppen jeweils rund die Hälfte der verletzten Zweiradlenker keinen Helm getragen hat. Bei den Motorradunfällen war ein Rückgang von 45 auf 35 Unfällen zu verzeichnen. Dabei wurden 31 Lenker verletzt, 6 davon schwer.
Fussgänger-Unfälle auf Vorjahresniveau
Im Berichtsjahr ist die Anzahl der Fussgänger Unfälle wieder auf das Niveau der Jahre von vor 2019 gesunken. Das Jahr 2019 blieb mit 29 an einem Unfall beteiligten Fussgängern ein Ausreisser. So wurden im Jahr 2020 18 Fussgänger-Unfälle verzeichnet. Von den involvierten Fussgängern wurden 12 leicht- und vier schwer verletzt. Bei vier Verkehrsunfällen ist der Fussgänger der Hauptverursacher, sich etwa nicht an für Fussgänger geltende Verkehrsregeln gehalten. Betroffen waren sechs Kinder unter sieben Jahre. Hingegen war unter den Verunfallten keine Personen im Alter von über 65 Jahren.
Keine Altersgruppe verschont
Beim Alter der Hauptverursacher zeichnet sich keine Auffälligkeit ab, keine Altersgruppe wurden von Verkehrsunfällen verschont. Wie bereits in den Vorjahren wurden rund knapp zwei Drittel aller Verkehrsunfällen von Männern verursacht. Aus der Statistik lasse sich aber keine mögliche Begründung dafür ableiten.
12. August war unfallreichster Tag
Am schwülheissen Mittwoch, 12. August 2020, musste die Polizei gleich neun Mal an einen Verkehrsunfall ausrücken. Das war zugleich der unfallträchtigste Tag im letzten Jahr. Der August war auch mit 64 Unfällen der gefährlichste Monat auf den Schaffhauser Strassen, gleich gefolgt vom September mit 63 Unfällen. Der Mittwoch löste den Donnerstag mit 96 Unfällen als unfallreichster Wochentag ab. Vorwiegend mussten vor allem nach Feierabend viele Unfälle verzeichnet werden. Am meisten mit 51 zwischen 17 Uhr und 18 Uhr. Rein statistisch betrachtet, war man am sichersten auf den Schaffhauser Strassen an einem Sonntagmorgen im April, zwischen 2 und 3 Uhr, unterwegs.
Alkohol am Steuer: Häufung bei Berufschauffeuren und Neulenkern
Trotz, oder vielleicht wegen des Lockdowns, mussten gemäss Vusta im Jahr 2020 etwa gleich viele Lenker wegen eines Verdachts Alkohol- oder Drogenkonsum verzeigt werden. Es wurden total 113 Fahrzeuglenker mit einem zu hohen Alkoholgehalt kontrolliert. Davon waren 74 mit einem Wert von 0,40 Promille oder mehr unterwegs. Mit dieser Alkoholmenge wird dem Lenker vor Ort der Führerausweis abgenommen. Von den sieben Lenkern, welche das Alkoholverbot missachtet haben, waren vier Berufschauffeure. Diese Zahl bewegt sich im Bereich der Vorjahre. Bei den anderen drei handelt es sich um Neulenker, welche die ersten drei Jahre nach bestandener Prüfung dem Alkoholverbot unterliegen. Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss mussten im vergangenen Jahr 25 verzeichnet werden. Dabei handelt es sich um eine leichte Zunahme verglichen mit den Vorjahren.
Leichter Rückgang bei Fahren unter Drogeneinfluss
Beim Fahren unter Drogeneinfluss ist ein geringer Rückgang zu verzeichnen. Hier warnt die Polizei auch vor Cannabisprodukten ohne THC-Anteil, also sogenannten «CBD»-Produkten. Der Genuss von solchen Trend-Genussmitteln sei zwar legal, jedoch könne das Fahren nach dem Konsum strafbar sein – je nach Wirkung und Menge des Produkts welches konsumiert wurde. (eku)