Switzerland's next Topmodel: Thomas scheitert kurz vor dem Ziel

Ralph Denzel | 
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Kam unter die letzten vier, aber nicht weiter: Der 21-jährige Thomas aus Thayngen. Bild: zvg

Das war es. Sechs Wochen haben wir unseren Thaynger Thomas auf seiner Reise in Richtung Mode-Olymp begleitet – um ihn dann kurz vor dem Ziel scheitern zu sehen.

Sechs Wochen lang schrieben wir immer wieder, wie sehr Jurorin Manuela Frey einen Narren an unserem Thaynger Thomas gefressen hat. Sie schwärmte von seinem Körper, seinen Augen, lobte den 21-Jährigen in höchsten Tönen. Teilweise schien es, als wäre die Show eigentlich schon lange entschieden.

Tja, falschgedacht, liebe Mitglieder von Team-Thomas, denn auf den letzten Metern gab die Modelmama ihr Ehrenabzeichen des «Wir lieben Thomas»-Fanclubs ab und entscheidet sich gegen ihn: Thomas Traum vom Finale zerspringt in Berlin.

Mein Feind, die Castings

Dabei beginnt es so hoffnungsvoll für unseren Thomas: Nach der letzten Woche sieht man, wie er in seinem «Realjob» für einen Bonbonhersteller ein Werbeshooting absolvieren kann. Ach, wie er lächelt, wie er glücklich ist – nach sechs Wochen ist unser Lokalmatador einem doch irgendwie ans Herz gewachsen, egal was man von solchen Showformaten hält.

Das ist jedoch nicht der einzige Job dieser Woche: Die ganze Folge ist eine Aneinanderreihung von Einstellungen, wie die Nachwuchsmodels von einem Casting zum anderen hetzen. Thomas schlägt sich dabei gut, überzeugt hier und da, manchmal aber auch nicht – nichts, was wir bisher nicht erlebt hätten.

Mein Feind, die U-Bahn

Auf der Hatz nach dem nächsten Job kommt es dabei durchaus zu kuriosen Szenen: Thomas und Luca‘s Kampf mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist so eine. Diese haben wohl was dagegen, dass die beiden Möchtgern-Models pünktlich zum Casting kommen. So verweigert U-Bahn die Tür den beiden Jungs den Ausstieg und die beiden verpassen ihren Halt. Probleme, die man im beschaulichen Thayngen sonst nur von den veralteten Zügen der deutschen Bahn kennt.

Thomas beim «androgyn»-Shooting in der letzten Woche. Bild: zvg

Zwischen dem Hetzen zu den neuen Jobs versucht Thomas und die anderen Models, in möglichst dialektfreiem Deutsch potentiellen Arbeitgeber von ihren Qualitäten zu überzeugen. Das Dialektfreie gelingt dabei vor allem Thomas ziemlich gut. Auch seine lockere und selbstbewusste Art kommt an, auch wenn seine Walks manchmal wirken, als wolle er die Designer, einfach umrennen, so zielstrebig marschiert er über den Laufsteg. Bei einem Fotoshooting trennen den Designer und ihn nur wenige Zentimeter. Da kommt der Fussball von früher raus: Dem Gegner, in diesem Fall dem Auftraggeber, keinen Zentimeter Platz lassen.

Mein Feind, die Sprache

Auch wenn Thomas es ziemlich gut schafft, seinen Dialekt in den Vorstellungsgesprächen und am Telefon zu verbergen: Spätestens beim (gefühlt hundertsten) «wichtigsten Casting der ganzen Staffel», kommt eine neue sprachliche Hürde auf ihn zu: Einer der Hauptsponsoren (nicht der mit den Bonbons und auch nicht der mit den blauen Dosen - der mit den Kleidern), hat zu einem Casting für eine Werbeserie geladen. Die Models durften sich zuvor ihren «Style» selbst aussuchen, bestellen und müssen diesen nun präsentieren.

Als die Welt noch in Ordnung war: Thomas beim Shooting in «luftiger Höhe». Bild: zvg

Das Problem: Der Vertreter dieses Mode-Versandlabels spricht nur Englisch – und das wird für Thomas zum Problem. Immerhin schafft er es, seinen Look in Schwenglisch (eine Mischung aus Schweizerdeutsch und Englisch) als «Shine on the Street, with attitude and style», zu bezeichnen, als der Kurzzeitjuror Jonathan Ng aber Nachfragen stellt, natürlich auf Englisch, muss Thomas passen. Mehr als die paar Worte, die er Woche für Woche vom Anglizismen-Schleuder Zoë Pastelle gehört hat (Passion, Attitude, Personality), sind leider, vielleicht auch vor Aufregung, nicht vorhanden.

Mein Feind, die «High-Fashion»

Abklopfen, weiter geht es: Als nächstes müssen die Models zu einem Job für den deutschen Designer Marcel Ostertag. Dieser will Models, «die lässig und doch elegant sind». Das schreit doch geradezu nach unserem Thomas, oder?

Auf der Rennstrecke der Formel-E. Thomas beklagte damals, dass das Schild so schwer sei - abgeliefert hat er trotzdem. Bild: zvg

Zudem ist er heute auch Gastjuror bei der grossen Entscheidung.

Apropos Entscheidung: Die Ankündigung, dass eine stattfindet, trifft die Models völlig unvorbereitet. Wer konnte auch damit rechnen, dass in einer Casting-Show, in der jede Woche Kandidaten rausfliegen, plötzlich eine Entscheidung ansteht?

Und hier sind wir auch beim grössten Drama der ganzen Staffel: Nachdem Thomas seinen «walk» im sommerlichen Berlin auf einer Terasse abgeliefert hat, passiert etwas, was man in der gesamten Staffel bisher noch nie gehört hat: Manuela Frey übt Kritik an dem Thaynger. Was, wie, wo?

Aber damit nicht genug: Nicht nur kritisiert sie ihn, sie und die anderen Jury-Mitglieder entscheiden sich letztlich auch gegen den 21-Jährigen: Darum standen Gaby und Luca am heutigen Abend in Zürich im grossen Finale.

Viel Umstylen wollte man beim Thaynger nicht. Bild: zvg

Gewonnen hat das übrigens Gaby. Welche Qualitäten, das neue «Switzerland’s next Topmodel» hatte und Thomas nicht – wir wissen es nicht. Thomas hingegen sei laut Jury-Urteil nicht für «High-Fashion» gemacht, sondern mehr der klassische Typ. Wir wissen nicht, wie Thomas die Nachricht aufnahm, als die Kameras aus waren, auffällig ist jedoch, dass zwischen zwei Schnitten seine Augen plötzlich enorm gerötet sind.

Wir gehen einfach mal davon aus, dass er nicht einen spontanen Heuschnupfenanfall bekommen hat.

Was bleibt nach der Staffel?

Manuela Frey dürfte hiermit ihren Vorsitz im «Wir lieben Thomas»-Fanclub los sein, wir erwischen uns derweil dabei, dass uns der Thaynger wirklich ans Herz gewachsen ist und wir traurig sind, dass er nicht Switzerland’s next Topmodel geworden ist.

Er überzeugte in der Show mit seiner Art, der man sich nur schwer entziehen konnte. Sympathisch, freundlich offen – mal gucken, wie es für ihn weitergeht. Ob sein Weg wieder vor die Linse einer Kamera führt und man irgendwann auch sein Gesicht auf dem Cover diverser Modelzeitschriften sieht – wir würden es ihm wünschen.

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