«Von den Grössten inspirieren lassen»

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«Wir haben enorme Veränderungen hinter uns», sagt Noah Veraguth. Bild: zvg

Pegasus sind ausgezogen, um international Karriere zu machen. Die Arbeit in London und Berlin war erfolgreich. Das Bieler Trio – das am 12. August am «Stars in Town» auftritt – hat einen Columbia-Plattenvertrag und das Album «Beautiful Life» nach Hause gebracht. Ein Gespräch mit Leadsänger Noah Vera­guth.

von Rheinhold Hönle

Noah Veraguth, wo habt ihr eure hitverdächtige Single «Lost To Be Found» gefunden?

Noah Veraguth: Der Song hat eine lange Geschichte. Wir haben ihn in Brighton mit dem Songwriter Tim Powell geschrieben, von dem auch Gabriella Cilmis Ohrwurm «Sweet About Me» stammt. Das perkussive Element brachte ich später ein, als wir das Album im Studio unseres Schweizer Produzenten Simon Jäger in Berlin aufnahmen.

Der Sound erinnert an Ed Sheeran ...

Man muss sich immer von den Grössten inspirieren lassen, und er zählt momentan bestimmt zu ihnen. Was Sheeran sehr gut kann, ist aus sehr wenig sehr viel zu machen.

Mussten Sie sich zuerst verlieren, um mit neuem Elan an diese Produktion herangehen zu können?

Wir haben enorme Veränderungen hinter uns, sowohl als Band wie als Individuen. Erst als wir sie verdaut hatten, fanden wir das Gefühl von Geborgenheit wieder.

Ein schmerzhafter Prozess?

Nein, ich glaube nicht, dass er schmerzhaft war, sondern notwendig. Manchmal müssen sich die Dinge verändern, wobei du im Moment nicht immer verstehst, dass sie nicht ewig halten. Wir haben den Produzenten gewechselt, unser Gitarrist ist ausgestiegen und wir haben einen neuen Plattenvertrag unterschrieben. Das mussten wir erst einmal verarbeiten.

Was ist nach der letzten CD «Love & Gunfire» passiert?

Wir sind für fast 15 Monate nach London gezogen, um neue Songs zu schreiben. Wir wollten das schon immer mal tun. Vor zwei Jahren hatten wir dafür endlich genug Zeit und Geld.

Wie hat euer Leben dort ausgesehen?

Wir mieteten ein Cottage, eigentlich das Abwart-Haus zwischen einem Cricketfeld und einem Friedhof. Dort konnten wir Musik machen ohne jemanden zu stören.

Habt ihr in einer Pegasus-WG gewohnt?

Nein, nur Gabriel und ich teilten uns einen Haushalt. Stefan lebte nebenan. Simon kam nur kurz nach London, ist dann aber aus der Band ausgestiegen.

Wie haben Sie sich ergänzt?

Während ich wusste, dass ich mit Gabriel Songs schreiben kann, war ich überrascht, wie gut es auch sonst gepasst hat. Ich bin sehr mütterlich und habe geschaut, dass wir uns wohl fühlten. Gabriel ist ein exzellenter Koch, aber es hat zwei, drei Mal Diskussionen darüber gegeben, wie er die Küche hinterlassen hat ... (grinst)

Sind Sie ins Nachtleben eingetaucht, um sich inspirieren zu lassen?

Das ist nicht nötig. London ist auch sonst eine vibrierende Stadt. Ich liebe das Flair, die Tudor-Häuser mit ihren Spitzbögen, und wenn ich mich in ein Café setzte und zu einem Espresso die «Daily Mail» las, fühlte ich mich irgendwie edel. Für mich ist London wie ein nobles Kleidungsstück, in das man hineinschlüpft und sich danach auch entsprechend verhält. Das Songschreiben ist auch ein bisschen wie ein Schauspiel. Man muss sich in verschiedene Rollen fallen lassen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit von Sony Schweiz und Columbia Deutschland?

Als wir nach London gingen, war unser Hauptziel, mit dem Songmaterial im Ausland eine Plattenfirma zu finden, die auch an uns glaubt und sich für uns einsetzt. Da wir keine Band sind, die plötzlich «explodiert», ist es wichtig, dass sie Geduld hat und uns viele Auftritte ermöglicht, denn das Live-Spielen ist eine unserer grossen Stärken. Mit dem Umzug nach Berlin haben wir Columbia gezeigt, dass wir bereit sind, für den Erfolg unsere Komfortzone zu verlassen.

 

Einblicke in das neue Pegasus-Album Beautiful Life

 

Im Titelsong heisst es: Lasst uns so tun, als ob das Leben schön wäre. Ist es das nicht?

Ich bin keiner, der sich mit Trennungen und Neuanfängen leicht tut. Und dieses Album ist in einer Grauzone zwischen dem Ende und dem Beginn eines Zyklus entstanden, als wir noch nicht genau wussten, was passieren wird. Deshalb mussten wir uns manchmal schon Zuversicht einreden oder sogar so tun, als ob schon wieder alles gut oder besser wäre.

Was hätten Sie, wie in «God Knows» beschrieben, in Ihrem Leben gerne anders gemacht?

Ich war einem Punkt, wo ich mich gefragt habe: Habe ich im zwischenmenschlichen Bereich alles richtig gemacht? War ich ein guter Sohn? War ich ein guter Bruder? War ich ein guter Freund? Und ich konnte das nicht immer bejahen. Oft vergisst man denen, die immer für einen da sind, die verdiente Wertschätzung entgegen zu bringen. Es gibt zwei, drei Menschen, wo ich nicht wüsste, wo ich heute ohne sie wäre.

Wie viel Besessenheit ist nötig, um als Musiker Karriere machen zu können?

Obwohl ich auch Musiker kenne, die verheiratet sind und ein «normales Leben» führen, ist mir bewusst, dass ich dem Klischee entspreche, dass Musiker beziehungsunfähig sind. Ich habe es einfach nie geschafft, mich gleichzeitig auf eine Beziehung und meine Musik zu fokussieren.

Wie gehen Sie damit um?

Es ist schwierig, mich in Abenteuer wie eine Albumproduktion zu stürzen, wenn ich weiss, dass meine sozialen Beziehungen darunter leiden oder sogar daran zerbrechen werden.

Dann ist es kein Zufall, dass Ihr «Wedding Song» ein trauriger ist?

Vermutlich, ich hatte jedoch nicht geplant, ein Lied über die Ehe zu schreiben. Das Bild der Braut, die vom Vater zum Altar geführt wird, wo sie den schönen Kaufmann aus dem Vorort heiratet, ist mir einfach zugeflogen. Daraus entwickelte ich dann die Geschichte einer Braut, die ihrem Vater zuliebe geheiratet hat und um ihre romantische Vorstellung von einem Hochzeitsfest zu verwirklichen. Nun liegt sie jede Nacht wach und fragt sich, weshalb sie ihre Zeit mit diesem Ehemann verschwendet, obwohl sie einmal ganz andere Pläne hatte.

Wo sehen Sie Ihre Zukunft?

Die Schweiz ist meine Heimat. Ich werde sicher weiter einen Teil meiner Zeit hier verbringen. Ich reise aber auch sehr gerne und mag England. Der Süden – Surrey und East Sussex – haben es mir besonders angetan. Dieses Wunderland, aus dem viele Schriftsteller stammen, etwa die Autoren von «Winnie The Pooh» und «Harry Potter», wäre sicher inspirierend.

Welchen Bezug haben Sie zu Schaffhausen?

Kürzlich hatte ich beim Anflug auf Zürich einen tollen Blick auf den Rheinfall. Und vor zwei Jahren haben wir schon einmal bei «Stars In Town» gespielt. Das Ambiente ist wunderschön. Mit gefiel es, dass man sich wie in einem Amphitheater fühlt und an den Fenstern sowie von den Dächern der umliegenden Gebäude Leute zuschauten.

 

 

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