Ein Restrisiko bleibt

Daniel F. Koch Daniel F. Koch | 
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Daniel F. Koch

Gleich zwei Motorsport-Unfälle in unserer Region ­haben in der letzten Zeit für nationales Aufsehen gesorgt. Erst der tödliche Sturz beim Motocross in Beggingen und dann der tödliche Unfall eines Berner Automobilsportlers beim Bergrennen in Oberhallau. Die Fragen, die sich natürlich stellen, betreffen vor allem den Bereich Sicherheit. Wie konnte so etwas passieren?

Gleich zwei Motorsport-Unfälle in unserer Region ­haben in der letzten Zeit für nationales Aufsehen gesorgt. Erst der tödliche Sturz beim Motocross in Beggingen und dann der tödliche Unfall eines Berner Automobilsportlers beim Bergrennen in Oberhallau. Die Fragen, die sich natürlich stellen, betreffen vor allem den Bereich Sicherheit. Wie konnte so etwas passieren? Realistisch betrachtet geschieht ein solches Rennunglück, das alle Beteiligten schockt, meistens durch die Verkettung unglücklicher Zufälle. Die ersten Abklärungen haben ergeben, dass den Veranstaltern keine Vorwürfe zu machen sind. Alle Vorschriften zur Streckensicherheit wurden eingehalten, alles Menschenmögliche wurde gemacht, um die Rennstrecke sicher zu machen. Alle Kontrollen waren korrekt.

Die Formel 1 oder die andere Welt im Motorsport

Einige werden nun auf die Königsklasse des Motorsports, die Formel 1, verweisen. Auch dort gab es tödliche Unfälle, die aber in den letzten Jahren sehr selten geworden sind. Der letzte grosse Unfall, der eine weltweite Reaktion ausgelöst hat, geschah am 1. Mai 1994, als der brasilianische Star Ayrton Senna beim Grossen Preis von San Marino in Imola zu Tode kam. Im Jahre 2014 verunglückte Jules Bianchi beim Grossen Preis von Japan. Er prallte in einen Traktor, der ein anderes Unfallfahrzeug barg, und erlag 2015 einem Schädel-Hirn-Trauma. Doch insgesamt verhinderten immer schärfere Sicherheitsbestimmungen für Fahrzeuge und Strecken schwere Unfälle mit Todesfolgen.

«Die Liebe zum Motorsport ist für die Fahrer ein Grund, um an Bergrennen teilzunehmen.»

Man muss aber auch den milliardenschweren Formel-1-Zirkus gesondert betrachten. Dort spielt sich das Renngeschehen auf Strecken ab, die ausschliesslich für solche Hochgeschwindigkeiten geschaffen wurden. Die Piloten sind Profis und mit millionenschweren Verträgen ausgestattet. Ausserdem sind die Rennwagen der Formel 1 mit den besten und stabilsten Materialien gebaut. Die Sicherheit für die Fahrer ist top, obwohl sie mit Geschwindigkeiten von teilweise über 300 km/h ihre Rennen absolvieren. Ein gewünschter Nebeneffekt: Viele technische Neuerungen finden den Weg von der Formel 1 in die Konstruktionsabteilungen der Autoindustrie und landen als Innovationen in unseren Privatautos. Darum kann man die Königsklasse nicht als Vergleich heranziehen.

Der Motorsport wird als Freizeitbeschäftigung betrieben

Bei den Schweizer Bergrennen wie jenem in Oberhallau sind zwar auch ambitionierte Motorsportler am Start. Aber jeder geht einem Broterwerb nach und betreibt den Motorsport als Freizeitbeschäftigung. Ausserdem sind die Sportwagen, die an solchen Rennen starten, vor allem normale Autos, die für solche Renneinsätze modifiziert werden. Die Fahrer bringen viel Herzblut und Idealismus ein, zu verdienen gibt es nichts. Wer sich mit den Piloten unterhält, hört immer wieder das Wort «Leidenschaft». Die Leidenschaft, die Technik eines Wagens zu beherrschen oder die Leidenschaft, ein Auto bei ­hoher Geschwindigkeit über eine anspruchsvolle Strecke souverän zu lenken. Die Liebe zum Motorsport ist für die Fahrer ein Grund, um an Bergrennen teilzunehmen. Und das alles passiert auf Strassen, die vor und nach den Rennveranstaltungen vom normalen Autoverkehr befahren werden. Im Falle von Oberhallau ist das traditionelle Bergrennen nicht nur eine Motorsportveranstaltung, sondern ein Familien- und Dorffest, das in der Gemeinschaft fest verankert und tief verwurzelt ist. Etwas, was auf Fans, Fahrer und Gäste positiv ausstrahlt.

Weiter an der Sicherheit auf der Rennstrecke arbeiten

Auch wenn es für die betroffenen Familien kein Trost sein wird, vielleicht sogar unerträglich ist, die Traditionsveranstaltung im Klettgau wird wohl auch 2018 ausgetragen werden. Bestimmt werden die Organisatoren Oberhallau nochmals über die Bücher gehen und ihre Sicherheitsbemühungen weiter vergrössern. Viele Ansätze werden geprüft. Eine davon hat die Hallauer Motorsportlegende Fritz Erb geäussert. Der Garagist regt an, dass man die Renntage spätestens um 16.30 Uhr beenden sollte. Er weiss aus eigener Erfahrung sehr gut, dass in den letzten Läufen, die meistens kurz vor 18 Uhr stattfinden, die Konzentration bei den Fahrern deutlich nachlässt. Gleichwohl könnte man auch mit solchen Modifikationen schwere Unfälle nicht zu hundert Prozent verhindern. Motorsport birgt nun einmal ein Restrisiko in sich.

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