Mit Begeisterung auf die «Vorfälle» gestürzt

Schaffhauser Nachrichten | 
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Bild: Selwyn Hoffmann

Zu «Protokoll einer misslungenen Vertuschung», SN vom 25. 3.

Schade um den Platz in den «Schaffhauser Nachrichten», ich habe selten so viel Unsinn auf fast zwei Seiten Papier gelesen. «Die beiden Väter ­weigerten sich, den Lehrpersonen die Hand zu geben» und «so trug das Mädchen plötzlich ein Kopftuch und weigerte sich, dieses abzulegen, um beim Schultheater eine Perücke zu tragen». Was, zum Teufel, haben die Väter und das Kind denn getan, um zwei Seiten Zeitung zu füllen?

Das Handreichen mag bei uns Sitte sein, weil man dem anderen damit einstmals zeigte, dass man unbewaffnet ist (die Historiker mögen aufheulen). Heute ist es meist eine Geste der Höflichkeit. In anderen Ländern und bei anderen Religionen mag das unüblich sein. Ich respektiere die dortigen Sitten im Verkehr mit Menschen von dort. Es schädigt niemand. Das mit dem Kopftuchtragen aber ist unschön und unpraktisch. Ich bezeichne diese «Sitte» schlicht als Unfug, weil ich es nicht anders weiss. Aber deswegen so viel Papier verschwenden? Und besorgte Eltern seien «oft auf dem Schulareal» gewesen und hätten dort «beobachtet»? Ja, was und wen denn?

Ihr Artikel beschäftigt sich überwiegend mit den Querelen innerhalb des Schulpersonals. Mit anderen ­Worten: Bestimmte politische Parteien ­haben sich mit Begeisterung auf die «Vorfälle» gestürzt, um ihr Süppchen zu kochen. Unter dem Begriff Furcht vor Radikalisierung lässt sich heute (fast) alles verkaufen.

Rolf Westphal, Schaffhausen

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