Geplantes Endlager: Nagra will «Neuhauser Störung» untersuchen

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Die seismischen Messungen sollen Aufschluss geben, für welche der drei verbleibenden Standortregionen die Nagra ein Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager ausarbeiten und einreichen will. Archivbild: Stefan Salzmann

Noch in diesem Jahr will die Nagra in der Region Schlatt und Basadingen-Schlattingen seismische Untersuchungen durchführen. Speziell geht es um die sogenannte «Neuhauser Störung».

Haben Sie schon mal von der «Neuhauser Störung» gehört? Das ist nicht etwa ein Krankheitsbild, das besonders Personen aus der Rheinfallgemeinde befällt, sondern die Westbegrenzung des im Jungtertiär entstandenen Hegau – Bodenseegrabens. Sie erinnern sich: Der, der in den letzten Monaten sich mehrmals verschoben und so immer wieder zu Beben in der Bodenseeregion geführt hatte.

Nun soll diese Störung genauer untersucht werden. Das Departement für Bau und Umwelt (DBU) des Kantons Thurgau hat dafür zwei seismische Untersuchungen, die den geologischen Untergrund erkunden wollen, bewilligt. Ein Gesuch wurde von der Nagra gestellt, die sich mittels 2D-Seismik-Messungen genauere Informationen über die Neuhauser Störung östlich von Trüllikon verspricht. Diese Untersuchungen stehen im Zusammenhang mit den Abklärungen für das mögliche geologische Tiefenlager für radioaktive Abfälle im Standortgebiet Zürich Nordost. Zwischen der Chrüüzstroos, dem Dickihof und dem Tegerbuch in der Gemeinde Schlatt seien demnach Messungen mit einem Vibrationsfahrzeug und gegebenenfalls mit Sprengseismik vorgesehen, so das DBU-Thurgau.

Das Vibrationsfahrzeug soll dabei mit einer ca. zwei Tonnen schweren Schwungmasse Schwingungen erzeugen, die sich wellenartig im Untergrund ausbreiten und an den verschiedenen Gesteinsschichten reflektiert werden. Vorgängig in den Boden gesteckte Geofone sollen die Signale dann aufzeichnen. Vor der Durchführung der Messung sollen die betroffenen Eigentümer von der Geo Explorers AG, im Auftrag der Nagra, direkt informiert werden.

Die Nagra will die Messungen noch dieses Jahr durchzuführen. Zusammen mit den Erkenntnissen aus der Tiefbohrkampagne hofft diese voraussichtlich 2022 bekannt geben zu können, für welche der drei verbleibenden Standortregionen sie ein Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager ausarbeiten und einreichen wollen. (rd)

Auch Institut für Geophysik der ETH will untersuchen

Unabhängig von der Nagra stellte auch das Institut für Geophysik der ETH-Zürich ein Gesuch für seismische Untersuchungen in der Region, das vom Departement für Bau und Umwelt des Kantons Thurgau ebenfalls bewilligt wurde. Die Wissenschaftler wollen laut DBU die Felsgeometrie, den Tiefgang und den internen Aufbau des Lockergesteins der sogenannten «Basadinger-Rinne» erforschen. Diese Rinne ist während den Eiszeiten entstanden und verfüllt worden. Heute stelle die «Basadinger Rinne» ein bedeutendes geologisches Archiv dar, um die Vergletscherungs-, Klima- und Landschaftsgeschichte der Region und der Nordschweiz zu erforschen, so das Departement. Dazu würden die Fachleute der ETH seismische Messungen zwischen Josenbuck und Rotenbuck durchgeführen. Auch die ETH Zürich stünde mit allen betroffenen Grundeigentümern und den Behörden in Kontakt. (rd)

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