Reaktionen auf Busse für Fünfjährige: Zwischen Wut und Verständnis

Ralph Denzel | 
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Kinder bis sechs Jahre fahren eigentlich gratis. Bild: Selwyn Hoffmann

Eine Fünfjährige bekommt eine 100-Franken-Busse, weil sie kein gültiges Ticket hatte. Das sorgt für viel Aufregung, auch im Ausland.

Der Fall des fünfjährigen Mädchens, welches eine 100-Franken-Busse für «Schwarzfahren» zahlen musste, erregt weiterhin die Gemüter. So berichtete unter anderem auch die englische «Daily Mail» über den Vorfall – allerdings mit einem Foto eines Winterthurer Busses.

Der Artikel in der «Daily Mail» - leider mit einem falschen Bild. Bild: Screenshot

Auch in englischen Foren wird sich darüber ausgelassen: So schreibt ein Nutzer auf «englishforum.ch», einem Forum für Engländer in der Schweiz: «Das erwartet man eigentlich in einem totalitären Staat.» Ein anderer Nutzer schreibt: «Das gibt dem Kontrolleur sicher eine perverse Art von Machtgefühl. Traurig.» Mancher Nutzer zeigt aber auch Verständnis für das Verhalten der Kontrolleure: «Wo genau ist das Problem? Ja, die Strafen sind generell sehr hoch in der Schweiz. Es liegt aber in der Verantwortung der Eltern, dass die Kinder die Regeln verstehen, wenn sie alleine ein öffentliches Verkehrsmittel nutzen dürfen.»

Anders sehen es Kommentatoren in den Schweizer Medien: Die «Aargauer Zeitung» schreibt zum Beispiel: «In der Schweiz fahren Busse und Züge meist pünktlich. In der Schweiz gilt aber auch oft: bleiernes Reglement vor gesundem Menschenverstand.» Dabei bliebe «die Verhältnismässigkeit auf der Strecke». Es sei ja schliesslich nicht so, dass «Horden unbegleiteter Fünfjähriger Busse und Züge verstopfen» und «Zugbegleiter zu Babysittern umgeschult werden müssten».

Die Autorin Katja Fischer De Santi gibt zudem zu bedenken: «Selbstständigkeit ist eine wichtige Kompetenz. Selber mit dem Bus fahren gehört auch dazu.» Die zwei Schwestern hätten daher «ein Lob verdient und sicher keine Busse».

Gegenüber der «Soluthurner Zeitung» äussert sich SP-Nationalrat Philipp Hadorn, gleichzeitig Zentralsekretär der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV, wie folgt: «Klar hätten die Mitarbeitenden merken müssen, dass es grotesk ist, ein fünfjähriges Kind zu büssen. Aber nach einem langen Arbeitstag kann es auch mal vorkommen, dass man sich festbeisst.» Die Zeitung hingegen kritisiert die strengen Regeln für öffentliche Verkehrsmittel, da diese einen Widerspruch enthielten: «Man traut kleinen Kindern nicht zu, den öffentlichen Verkehr wie Erwachsene zu benützen. Aber man registriert sie wie Erwachsene. Und teilweise büsst man sie sogar entsprechend».

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