Znüni für Kontrolleure anstatt Busse für fünfjährige Schwarzfahrerin

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In Zukunft werden die Kontrolleure in ähnlichen Fällen anders reagieren und die Eltern informieren. Bild: Selwyn Hoffmann

Nach den schweizweiten Medienberichten über eine fünfjährige Schwarzfahrerin hat sich nun auch die Stadt Schaffhausen zum Thema geäussert und neue Details ans Licht gebracht.

Schweizweit hat der Vorfall des 5-jährigen Mädchens, das von den Verkehrsbetrieben Schaffhausen (VBSH) im Juli eine 100-Franken-Busse wegen Schwarzfahrens erhielt, für Schlagzeilen gesorgt. Aus Kulanzgründen wurde die Busse auf 50 Franken gesenkt. Später – nachdem der Vorfall zum Thema der nationalen Medien wurde – wurde sie ganz annulliert.

Rund einen Monat später hat sich nun auch die Stadt Schaffhausen zum Thema geäussert und dabei bisher unbekannte Details ans Tageslicht gebracht. So will man bei der VBSH und weiteren dem Tarifverbund Ostwind angeschlossenen ÖV-Unternehmen in Zukunft bei ähnlichen Fällen anders reagieren.

Antwort auf Kleine Anfrage 

Der Stadtrat informiert darüber in der Antwort auf eine Kleine Anfrage von Grossstadtrat Urs Tanner, welcher wissen wollte, ob der Stadtrat und die Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte der VBSH nicht auch die Notwendigkeit sehen würden, die Busse gegen die 5-Jährige aufzuheben, der 10-Jährigen Schwester eine Gratis-Jahreskarte für 2020 anzubieten und der Mutter einen Blumenstrauss zu übergeben.

Gleich zu Beginn seiner Stellungsnahme stellt der Stadtrat klar, dass die Kontrolleure der VBSH grundsätzlich richtig gehandelt haben. Bei der im konkreten Fall zur Anwendung gelangten Regelung handle es sich nicht um eine Schaffhauser Regelung, sondern um eine schweizweit geltende Tarifbestimmung.

Schlecht recherchierte Medienberichte 

In der Folge geht der Stadtrat nochmals auf den detaillierten Ablauf der Vorkommnisse ein. Grund dafür seien schweizweite Medienberichte die teils ohne Recherche und Rückfragen bei den VBSH ausgeschmückt worden seien. Bereits einen Tag nach dem die Kontrolleure die Busse ausgestellt hatten, hätte sich die Mutter bei den Verkehrsbetrieben gemeldet und die Tarifbestimmungen im Allgemeinen, nicht aber die Busse für ihr Kind kritisiert.

Als Folge dieses Gesprächs sei die Busse ein erstes Mal um 50 Prozent reduziert worden. «Fälschlicherweise wurde kolportiert, dass die VBSH den Taxzuschlag erst auf Druck der Medienberichterstattung reduziert hätten», schreibt die Stadt.

Ein Znüni für die Kontrolleure

Überrascht vom Medienecho habe die VBSH dann aber zusammen mit der Branchenorganisation CH-Direct beschlossen, die Busse ganz aufzuheben. Wie die Stadt weiter schreibt, habe die VBSH dann die betroffene Familie kontaktiert und über die neuste Entwicklung informiert. Vor rund zwei Wochen habe die Familie dann die VBSH im Depot Ebnat besucht. Dabei seien ihr die 50 Franken Taxzuschlag zurückerstattet worden. «Die Familie wollte das Geld jedoch nicht annehmen. Stattdessen spendete sie es dem Kontrolldienst der VBSH für einen Znüni», so die Stadt Schaffhausen weiter.

Pragmatische Handhabung

Damit sich ein solcher Fall nicht mehr wiederholen kann, habe die VBSH festgelegt, in solchen Fällen künftig auf einen Taxzuschlag zu verzichten und stattdessen die Eltern zu kontaktieren. Diese pragmatische Handhabung sei unterdessen mit dem Tarifverbund Ostwind abgestimmt und solle wenn möglich innerhalb der 30 Transportunternehmen im Verbund zum Standard erklärt werden. Die VBSH werden sich dafür einsetzen. (daz) 

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