Sarco-Chef Florian Willet nimmt sich das Leben: Vorwürfe an Schaffhauser Behörden

Lucas Blumer | 
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Florian Willet, Präsident der Sterbehilfeorganisation «The Last Resort», verstarb am 5. Mai in Deutschland, wie sein ehemaliger Arbeitgeber schreibt. Bild: Keystone

Der Präsident der Sterbehilfeorganisation Sarco, Florian Willet, hat sich am 5. Mai 2025 in Deutschland suizidiert. Das schreibt die Sterbehilfeorganisation «The Last Resort» in einem Nachruf, der am gestrigen Sonntag veröffentlicht wurde.

Der Präsident der Sterbehilfeorganisation «The Last Resort», Florian Willet, ist gemäss mehrerer Medienberichte und eines Nachrufs, der von «The Last Resort» veröffentlicht wurde, verstorben. Willet sass Ende 2024 während 70 Tagen im Schaffhauser Gefängnis in Untersuchungshaft, da er verdächtigt wurde, in die vorsätzliche Tötung einer 64-jährigen Amerikanerin auf dem Merishauser Randen involviert zu sein. Scheinbare Druckstellen am Hals der Verstorbenen liessen den Verdacht aufkommen, Willet hätte beim Tod der Amerikanerin nachgeholfen. Der Verdacht hat sich schlussendlich aber nicht erhärtet, weshalb Willet im Dezember 2024 aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. 

Wie der «Tagesanzeiger» schreibt, sei der 47-Jährige durch Suizid verstorben. Die Zeitung beruft sich dabei auf verlässliche Quellen. Dass Willet durch Suizid starb, wird auch durch den Nachruf bestätigt. Willets Anwalt und die Sterbehilfeorganisation Exit International, welche die Sarco-Kapsel in die Schweiz brachte und eng mit Willet zusammengearbeitet hat, haben den Tod ebenfalls gegenüber Medien bestätigt. Er sei am 5. Mai in Deutschland verstorben.

Im Nachruf steht, dass die «fälschliche Anschuldigung der Strangulierung» der Amerikanerin Willet zutiefst traumatisiert habe. Er habe zudem mehrfach psychiatrische Unterstützung benötigt, nachdem er aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.

Todesfall in Merishausen

Im September 2024 reiste eine 64-jährige Amerikanerin in das beschauliche Merishausen. Neben einer Waldhütte auf dem Randen wurde von der Sterbehilfeorganisation «The Last Resort» die eigens entwickelte Suizidkapsel «Sarco» aufgebaut und kam das erste Mal in der Schweiz zum Einsatz. Nur kurz zuvor wurde der Einsatz der Kapsel von Bundesrätin und Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider als «nicht rechtskonform» bezeichnet.

Nach dem Einsatz der Suizidkapsel wurden diverse Personen von der Schaffhauser Polizei verhaftet. Unter anderem auch eine Fotografin der Niederländischen Zeitung «De Volkskrant», die den Einsatz der Kapsel für das Medium begleitet und dokumentiert hatte. Bis auf Florian Willet, der den Einsatz der Suizidkapsel von Anfang bis Ende vor Ort mitverfolgt hat, wurden sämtliche Beteiligten kurz darauf freigelassen. 

Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft dauert an.

Hier erhalten Sie Hilfe

Wer Suizidgedanken hat oder einer Person mit Suizidgedanken helfen will, findet rund um die Uhr Unterstützung bei diversen Organisationen.

  • 147 : Beratungstelefon für Kinder und Jugendliche bis 25 Jahre 24 Stunden, gratis, anonym (der Anruf erscheint nicht auf der Telefonrechnung)
  • 143 : Die Dargebotene Hand (für Erwachsene). 24 Stunden, 20 Rappen pro Anruf vom Festnetz, 70 Rappen pro Anruf aus Telefonkabine, anonym
  • 0848 800858 : Pro Mente Sana - Beratungstelefon (Normaltarif) Mo, Di, Do 9-12, Do 14-17 Uhr, Beratung für psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen, auf Wunsch anonym
  • 0848 35 45 55 : Elternnotruf - Hilfe für überforderte Eltern (24h)

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