Das Warten auf die Naturkatastrophe

Alexa Scherrer | 
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Der Mount Agung auf Bali steht kurz vor der Eruption – und eine Schaffhauserin lebt und arbeitet nur 17 Kilometer vom Vulkan entfernt. Luana Elber wohnte vorübergehend in einer «Geisterstadt».

Nachdem die Furcht vor einem gewaltigen Vulkanausbruch auf Bali in den vergangenen Wochen und Tagen stetig gestiegen ist, hat sich heute eine leichte Entspannung abgezeichnet – zumindest für die mehreren tausend Touristen, die auf der Insel festsassen. Nach zweieinhalb Tagen Flugverbot hat der internationale Flughafen nämlich seinen Betrieb wieder aufgenommen. Abgesehen davon bleibt die Situation auf der Ferieninsel aber unverändert: abwartend und angespannt.

Notfallrucksack gepackt»

Die Schaffhauserin Luana Elber pendelt als Tauchlehrerin seit drei Jahren zwischen Bali und den Philippinen hin und her. Derzeit lebt und arbeitet sie in Amed – nur 17 Kilometer vom über 3000 Meter hohen, rauchenden Vulkan Mount Agung im Osten der Insel entfernt. Diese Region gilt nicht mehr als Sperrzone, Evakuierungen finden hier keine statt. Dennoch hat sich das Leben dort verändert. «Vor allem zu Beginn war es sehr speziell, keiner weiss genau, was man jetzt zu erwarten hat», erzählt sie den «Schaffhauser Nachrichten». Mit dem Beginn meint sie die Zeit zwischen Mitte und Ende September. Während mehrerer Wochen wurde die Region von diversen kleinen Erdbeben erschüttert. «Das hat schon an den Nerven gezehrt». Eines Abends gegen 20 Uhr Ortszeit sei der Vulkan dann auf Level 4 hochgestuft worden – Level 5 wäre der eigentliche Ausbruch. «Da ist schon milde Panik ausgebrochen», erinnert sich Elber. Diverse Expats hätten ihre Sachen gepackt und seien in den Süden abgereist. Luana Elber und ihre Kollegen aus dem Tauchshop sind geblieben. «Wir haben einen Notfallrucksack gepackt und dachten, wir können dann immer noch wegfahren, wenn sich die Situation verschärft.»

In den darauffolgenden Tagen sei Amed zur Geisterstadt geworden. Alle Touristen waren weg, die meisten Expats auch, Restaurants und Läden blieben geschlossen. Also entschied sich die Truppe um Elber, ebenfalls in den Süden zu reisen. Um nach einigen Tagen wieder in den Osten zurückzukommen. «Angst um sein Leben hatte niemand, aber eine gewisse Nervosität war schon da», erzählt sie. Der Tauchshop in Amed ist mittlerweile wieder geöffnet, aber zu tun gibt es fast nichts. «Der Tourismus ist massiv eingebrochen. Das ist für ganz Bali ein grosses Problem», sagt Elber. Vielen sei so die Lebensgrundlage entzogen worden.

Die balinesischen Bauern, die zehn bis zwölf Kilometer um den Vulkan herum leben, werden mittlerweile wieder evakuiert und in Camps untergebracht. Auch am Strand von Amed. Die Einheimischen machten sich Sorgen, aber Weggehen sei für sie keine Option. «Die Balinesen sind sehr stark mit ihrem Grund und Boden verbunden», sagt Elber. Zum Schlafen kämen die Bauern in die Camps, während des Tages bestellten sie ihre Felder und kümmerten sich um ihre Tiere. «Im Moment ist die Stimmung relativ ruhig. Man macht, was nötig ist – und wartet.» Es seien jetzt anderthalb Monate vergangen, in denen man sich vorbereiten konnte, auch mental. «Wir wissen, dass jederzeit mit einem Ausbruch zu rechnen ist», sagt Elber. Was dann passieren wird, weiss hingegen keiner. Trotzdem herrsche weder Chaos noch Panik. «Eigentlich passiert im Moment einfach gar nichts.» Auch bei Freunden und der Familie aus der Schweiz halte sich die Angst in Grenzen. «Sie sind sich das schon gewöhnt», sagt Elber lachend. Denn bereits bei dem heftigen Erdbeben auf den Philippinen vor vier Jahren und beim Taifun Haiyan war Elber mitten im Geschehen.

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