Fussballer oder Handballer: Welches sind die härteren Sportler

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Sind Handballer oder Fussballer härter im Nehmen? Bild: RD/Pixabay/Key

Fussballer werden oft als Memmen bezeichnet, während Handballer als hart im Nehmen gelten. Was ist an diesem Klischee dran? Wir haben Schaffhauser Handballer und Fussballer gefragt.

von Kay Uehlinger und Daniel Zinser 

«Handballer sind die härteren Sportler als Fussballer». Dieses Klischee wird von Handballfans immer wieder gerne zur Hand genommen, wenn es gilt die beiden Sportarten zu vergleichen. Fussballer seien doch Memmen, Handballer hingegen könnten richtig zupacken, heisst es dabei. Nicht zuletzt die aktuelle Handball-WM zeigt, dass Handballer durchaus etwas einstecken können müssen. Doch sind die Fussballer wirklich weniger hart im Nehmen? Wir haben diejenigen gefragt, die es wirklich wissen müssen: Schaffhauser Handballer und Fussballer.

«Auch im Handball gibt es Schwalben»

Nik Tominec ist einer, der auf diese Frage die perfekte Antwort haben sollte. War der Kadetten-Handballer doch lange Jahre seiner Jugend auch als Fussballer aktiv. In seiner Heimat Slowenien schnupperte er sogar eine kurze Zeit Luft im Profifussball, bevor er sich endgültig für den Handball entschied und im Jahr 2011 zu den Kadetten nach Schaffhausen wechselte. Entsprechend seiner Ausbildung in beiden Sportarten ist die Antwort diplomatisch: «Ob die Handballer die härten Sportler sind als die Fussballer? Das würde ich so niemals unterschreiben», erklärt Tominec. «Auch im Handball gibt es durchaus Spieler, die theatralisch auf den Boden fallen und danach liegen bleiben.» Aus eigener Erfahrung wisse er, dass ein Tritt mit Fussballschuhen ganz schön wehtun könne.

Von weichen Fussballern will auch FCS-Offensivspieler Luca Tranquilli nichts wissen. «Fussball wird einfach oft unterschätzt. Wenn man in hohem Tempo aufeinandertrifft, können Stollenschuhe ganz schön Schmerzen verursachen.» Ärgern tut sich Tranquilli über Berufskollegen, die gerne mal zu unfairen Hilfsmitteln greifen. «Schwalben gehen gar nicht.»

«Die schlechten Vorbilder sind im Fernsehen zu sehen»

Auch Manuel Iseli, Amateurfussballer beim FC Ellikon-Marthalen und Teilzeit-Moderator beim Teleclub, verteidigt seine Leidenschaft gegen die negativen Klischees. «Wir Fussballer sind schon im Februar wieder draussen auf dem Rasen unterwegs, während die Handballer das ganze Jahr in der Halle trainieren.» Gerade in den Amateurligen, wo Prestige die wichtigere Rolle spiele als Geld, gehe es schon richtig zur Sache. Er selbst sieht den Ursprung des Klischees im Profifussball. «Leider sind viele schlechte Vorbilder tagtäglich im Fernsehen zu sehen, was auch Auswirkungen auf den Nachwuchs- und Amateurfussball hat», so der Hobbykicker. Schwalben hätten im Fussball nichts verloren und seien eine absolute Frechheit, ärgert sich Iseli über die unschöne Entwicklung im Breitenfussball.

Mangelnde Technik führt zu mehr Körpereinsatz 

Auch dem Beringer Kadetten-Youngster Jonas Schelker fällt es schwer, dem Klischee etwas abzugewinnen. «Handball ist ein Kontaktsport, da kommt es zwangsweise zu Kollisionen zwischen den verschiedenen Spielern». Wenn er und seine Teamkollegen beim Fussballspiel im Training vermehrt den Körper einsetzten, habe das nichts mit mehr Härte zu tun. «Das liegt daran, dass einige Spieler einfach nicht so gut Fussball spielen können», schmunzelt Schelker.

Einen ganz anderen Ansatz hat Roman Schudel, Trainer bei den Pfader Neuhausen: «Ich denke, beim Fussball gehört schnelleres Umfallen einfach schon in der Ausbildung dazu.» Dass er selbst früher nicht immer fair gespielt hat, gibt er aber unverblümt zu. «Ich habe meine Grenzen ausgetestet und blieb auch mal länger liegen», schmunzelt Schudel. Auf dem Spielfeld beobachtet der Handballtrainer ein solches Verhalten heutzutage aber seltener. Die Ursache dafür sieht er in den neuen Regeln, die einen Spieler nach einem Unterbruch aufgrund einer möglichen Verletzung dazu zwingen, drei Angriffe abzuwarten, bevor er wieder auf das Spielfeld zurückkehren kann.

«Es gilt, sich clever zu verhalten»

Ob Profi- oder Amateursportler, bei einer Sache sind sich alle Befragten einig: Eine klare Schwalbe hat im Sport nichts zu suchen. Sich ab und zu einen Vorteil zu verschaffen, läge aber durchaus drin. «Ich versuche ein fairer Spieler zu sein, aber natürlich gibt es auch bei mir Situationen, in denen ich mich theatralisch fallen lasse, um mir einen Vorteil zu verschaffen», gibt Handballer Nik Tominec zu. Auch FCS-Stürmer Tunahan Cicek ist ehrlich: «Ich selber habe noch nie mit einer Schwalbe einen Penalty rausgeholt, aber wenn es mal dazu kommt, werde ich die Chance sicher nutzen». Auch Manuel Iseli ist ähnlicher Meinung: «Man versucht sich im Strafraum einfach clever zu verhalten, so dass der Schiedsrichter ein Foul auch wirklich als solches erkennt».

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Kommentare (1)

Daniela Uehlinger-Lutz Fr 25.01.2019 - 12:50

Jedenfalls verstehen sie es um den heissen Brei herum zu reden und keine Stellung zu beziehen.....

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