Miguel Castroman ist auf dem Sprung

Tobias Erlemann | 
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Volle Kraft voraus: Miguel Castroman (l.) gehört in dieser Saison zu den besten Spielern der Challenge League. Bild: R. Albrecht

Die Nummer 23 des FC Schaffhausen spielt eine starke Saison: Miguel Castroman führt aktuell die Torschützenliste der Challenge League an. Ein Transfer im Winter wird immer realistischer.

Alain Sutter schaute beim Spiel des FC Schaffhausen gegen Rapperswil-Jona ganz genau hin. Der Sportchef des FC St. Gallen war zu Besuch im Lipo-Park. Aber nicht nur aus reiner Freude am Fussball, sondern auch zur Beobachtung von möglichen Newcomern aus der Challenge League, will der Ostschweizer Super-League-Club im Winter vielleicht noch die ein oder andere Planstelle neu besetzen. Das Objekt seines Interesses: FCS-Offensivmann Miguel Castroman. So war bereits beim Cup-Fight gegen die Berner Young Boys ­St.-Gallen-Coach Peter Zeidler im Schaffhauser Stadion. Auf die Frage, ob er wegen Castroman hier sei, lächelte der 56-Jährige nur milde – um dann zuzugeben. «Ein interessanter Spieler, der sich sehr gut entwickelt hat.»Und eben jene positive Entwicklung von Castroman weckt nun verstärkt Begehrlichkeiten.

Zwar hatte der 23-Jährige gegen Rapperswil Ladehemmung und verballerte zahlreiche erstklassige Chancen. Trotzdem ist der quirlige Linksfuss mit sieben Treffern in zehn Spielen weiterhin Leader der saisonalen Torschützenliste. Darüber macht Castroman aber wenig Aufhebens. «Das ist ein Verdienst der ganzen Mannschaft, allein kann ich nichts ausrichten», gibt er bescheiden zu Protokoll. Aber: Aus eben jenem FCS-Team ragt der gebürtige Berner konstant heraus, kann er doch mit seinen technischen Fähigkeiten Spiele oft allein entscheiden. Mit Castroman an Bord ist der FCS jedenfalls gefährlicher und zielstrebiger in der Offensive, als Tabellensechste haben die Munotstädter aktuell nur drei Punkte Rückstand auf Leader Lausanne. Nur: Wird Castroman auch noch in der Rückrunde für den FCS stürmen? «Wir wissen nichts von Anfragen», sagt FCS-Sportchef Axel Thoma – und hakt ein. «Das wäre für einen Wintertransfer aber auch ein sehr früher Zeitpunkt.» Denn trotz eines Leihvertrages bis Juni 2019 könnte Castroman schon im Winter gehen, eine Klausel im Vertrag ermöglicht es YB, den Spieler zum 1. Januar 2019 zurückzufordern. Ein normaler Vorgang im Profifussball, sichern sich die Clubs doch damit ab, falls verliehene Spieler plötzlich durchstarten oder in der eigenen Mannschaft neue Planstellen wegen Abgängen oder Verletzungen besetzt werden müssen. Zwar ist der amtierende Meister auf allen Positionen top aufgestellt. Und YB-Sportchef Christoph Spycher betonte zuletzt im SN-Interview, «dass es nicht unser Stil ist, Spieler im Winter zurückzubeordern». Aber darauf kann der FCS nicht zu 100 Prozent setzen. «Das ist Profifussball, da kann alles passieren», offenbart Thoma.

«Das ist ­Profifussball, da kann alles passieren.»

Axel Thoma, FCS-Sportchef

Denn so könnten die Young Boys Castroman auch zurückholen – und ihn direkt an interessierte Clubs wie St. Gallen weiterverkaufen. Über solche Spielereien mache er sich derzeit keine Gedanken, gibt Castroman zu Protokoll. «Ich spiele beim FCS und konzentriere mich voll auf die kommenden Aufgaben.» Dass die Super League sein Ziel ist, daraus macht der 23-Jährige keinen Hehl. Immerhin absolvierte er bereits im Jahr 2015 fünf Kurzeinsätze für die Hauptstädter in der Super League. Danach liess er sich erst nach Wohlen und dann nach Schaffhausen verleihen, um regelmässige Spielpraxis auf hohem Niveau zu bekommen. Der Plan ging voll auf, Castroman gehört inzwischen zu den besten – und auch begehrtesten – Spielern der Challenge League. Der Sprung nach oben im Sommer ist sicher. Womöglich klappt es aber noch schneller, ein Wintertransfer ist längst keine Utopie mehr. Denn nicht ohne Grund sass neben Sutter auch Stéphane Chapuisat gegen Rapperswil-Jona im Lipo-Park. Der ehemalige Nationalstürmer und YB-Angestellte wollte die aktuelle Form von Castroman überprüfen. Was er sah: einen spielfreudigen Offensivmann, der einzig vor dem Tor für einmal nicht die Ruhe bewahren konnte. Dennoch zogen sowohl Chapuisat als auch Sutter mit einem zufriedenen Lächeln nach Hause ab – und einem dick rot markierten ­Namen auf ihren Scouting-Blöcken. Nämlich jenem von Miguel Castroman.

 

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