Vom starken Verteidiger zum Trainer

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Nach dem Debüterfolg der serbischen Nationalmannschaft nimmt der Trainerneuling Mladen Krstajic die kommenden Herausforderungen mit einem Lächeln an. Bild: Key

Der vermutlich aus sportpolitischen Gründen nominierte Mladen Krstajic führt als absolutes Trainergreenhorn den nächsten Schweizer Gegner Serbien durch die WM.

von Stefan Wyss

Dass der 44-jährige Mladen Krstajic das serbische Nationalteam als Coach durch die WM führt, hat viel mit dem Fussballer Marko Arnautovic zu tun. Dieser ist gebürtiger Serbe, spielt aber für Österreich. Als Serbien in der Qualifikation gegen die ÖFB-Auswahl antrat, fragte sich der Verbandschef Slavisa Kokeza, weshalb dieser Arnautovic, immerhin Professional in der Premier League, nicht für Serbien spielt. Und er fragte sich, wessen Schuld es wäre, «wenn in sechs Monaten Spieler wie Sergej Milinkovic-Savic, Milos Veljkovic und Nemanja Radonjic für ein anderes Land antreten würden». Milinkovic-Savic hätte für Spanien spielen können, Veljkovic, aufgewachsen in Basel, für die Schweiz und Radonjic für Bosnien-Herzegowina.

Was diese Fragen mit Mladen Krstajic zu tun haben? Vorerst noch nicht viel. Umso mehr dafür mit Vorgänger Slavoljub Muslin. Dieser hatte zwar die WM-Qualifikation geschafft, weigerte sich aber, junge Spieler mit zwei Nationalitäten wie Milinkovic-Savic mit einem Aufgebot an Serbien zu binden. Deshalb musste Muslin im vergangenen Herbst seinen Posten räumen und das Amt an den bisherigen Assistenten Krstajic abgeben. Der neue Nationalcoach bot das Trio prompt für eine Asientournee im November auf und nominierte es auch für die WM in Russland. Mittlerweile hat Krstajic einen Vertrag bis Ende 2019, Milinkovic-Savic und Co. sind serbische Nationalspieler, und die Chefs der Fudbalski savez Srbije sind beruhigt.

Geradlinig und kompromisslos

Krstajic ist selbst multinational aufgewachsen und weiss, dass auf dem Balkan die Politik immer mal wieder versucht, Einfluss auf den Fussball zu nehmen. Deshalb zeigt er Verständnis für gewisse Vorgänge abseits des Rasens.

«Geht es um den Fussball und das Personal, entscheide ich – und nur ich.»

Mladen Krstajic, Nationaltrainer Serbiens

Im Dialog mit dem Verband hat er jedoch früh signalisiert: «Geht es um den Fussball und das Personal, entscheide ich – und nur ich.» In dieser Beziehung sei Krstajic als Trainer wie früher als Spieler, sagen sie in Serbien. Geradlinig und kompromisslos. Krstajic war ein knallharter Verteidiger, der nicht zuletzt in neun Jahren in der Bundesliga bei Werder Bremen und bei Schalke die physische und mentale Härte seines Sports kennengelernt hat.

Trotzdem beäugten die Landsleute den Nationalcoach Krstajic zunächst mit einigem Unbehagen, da dieser rein gar keine Erfahrung als Profitrainer aufwies. Zunächst heisst in diesem Fall: bis am letzten Sonntag. Bis zum 1:0-Sieg zum WM-Start gegen Costa Rica. «Krstajic hat die Zweifel beseitigt. Er ist ein guter Trainer», jubelte die Onlineausgabe des Belgrader TV-Senders B92. Beobachter waren überrascht, wie ruhig Krstajic sein Team durch diese 90 Minuten führte. Der Druck war riesig, denn in einer Gruppe mit Brasilien und der in Serbien stark eingestuften Schweiz wäre ein Fehltritt gegen Costa Rica schon fast das Ende der WM-Träume gewesen.

Er gab zu, dass viel Last von seinen Schultern gefallen sei, denn die Verantwortung sei ihm bewusst gewesen. Als er vor ein paar Wochen gefragt wurde, ob die Aufgabe nicht zu gross sei, als unerfahrener Trainer ein Team an die WM zu führen, gab er zur Antwort: «Ich habe mich nie vor gros- sen Herausforderungen gedrückt. (sda)

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